Kapitel 18

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H a r i s

-Ein paar Tage zuvor-

Verwirrt blickte ich auf mein Handy, denn Aurora schien mich blockiert zu haben. Ich wusste nicht, weshalb. Wieso ich es merkte? Ich hatte ihr gestern Abend eine Nachricht geschickt und Aurora, war eine Person die immer schnell auf eine Nachricht antwortete. Aber diese Nachricht schien sie nicht erreicht zu haben.

Ob es wegen der letzten Unterhaltung war? Ich wollte ihr die Wahrheit sagen, aber ich wollte sie nicht verwirren. Sie überfordern. Ob die Lüge besser war? Wies, aussieht nicht.

Ich wollte sie schützen. Wie hätte ich ihr so etwas sagen können? Und dann noch am Telefon.

,Du überlegst manchmal nicht Omar.' murmelte ich zu mir selbst. Tief holte ich Luft und überlegte, wie ich es wiedergutmachen konnte.

Blumen.

Sie liebt Blumen. Es ist ein kleiner Anfang und hoffentlich spricht sie so wieder mit mir.

Ich griff nach meinem Handy, Schlüssel wie Jackett und verliess mein Büro. ,Streich alle Meetings heute Nachmittag.' sagte ich zu Melina und ging ohne ein weiteres Wort.

-
Weitere Tage vergingen und immer noch kein Wort von Aurora. Ich hatte ihr nun seit sieben Tagen, jeden Tag einen Blumenstrauss zuschicken lassen. Doch sie ignorierte es.

War sie nicht zu Hause? War sie beschäftigt?

Mit meiner Hand rieb ich über mein Gesicht und verstand diese Frau nicht. Sie machte mich wahnsinnig. Sie machte mich verrückt.

,Was ziehst du für ein Gesicht?' ertönte die Stimme von Lounis. ,Bin nur gestresst.' gab ich als Antwort. Gelogen war es ja nicht. Ich hatte Stress in der Firma. Es gab viel zu tun. Dann kam noch der Stress mit Aurora.

,Also ich habe auch stress.' sagte er, ehe ich verwirrt zu ihm blickte und loslachte. ,Dein Kind will nicht mehr mit mir reden, wenn ich die Spangen aus meinen Haaren nehme.' murmelte er. ,Baba sieht er nicht hübsch aus?' strahlte sie. ,Wunderschön Prinzessin.' leise begann sie zu kichern und rannte weg.

Meinen Kopf schüttelte ich lachend. ,Unser Bruder hat jemanden.' ,Was?' fragte ich fassungslos, da Faris mir eigentlich alles sagte. ,Ja, aber er will nicht sagen wenn.' verwirrt blickte ich ihn an. ,Wieso?' mit seinen Schultern zuckte er. ,Keine Ahnung. Vielleicht ist sie hässlich.' sagte Lounis und lief weg, da Aylin ihn rief.

Ich hatte, offen gesagt, gerade keinen Kopf um mich nun zu wundern, mit wem Faris zusammen war.

-
Weitere Tage vergingen, in denen Aurora auf nichts einging. Also beschloss ich sie zur Rede zu stellen. Ich wollte wissen, was sie beschäftigt. Was ihr auf dem Herzen lag.

Die Blumen stellte ich vor ihrer Haustüre ab und trat schnell ein paar Schritte zurück. Nun wartete ich auf Aurora.

Ich fühlte mich irgendwie ein Stalker...

Ein paar Minuten später fuhr sie mit ihrem Auto in die Einfahrt. Weitere Minuten später stieg sie aus ihrem Auto. Sie steckte ihr Handy weg und lief direkt zur Haustür, wo sie nun die Blumen bemerkte.

,Vieles.' murmelte ihre sanfte Stimme, während ich meine Stirn runzelte und mich fragte was ich falsch getan habe. Ich konnte mir zwar vorstellen, doch trotzdem, wollte ich es von ihr hören.

,Dann sag mir was ich falsch gemacht habe. Sage es mir, damit ich es wieder gut machen kann, Dornröschen.' sagte ich, ehe sie sich erschrocken umdrehte. ,Sag mir was ich falsch gemacht habe.' einen Schritt lief ich auf sie zu.

Ihre Arme verschränkte sie vor ihrer Brust und blickte mich an. ,Jetzt kommst du an?' verzweifelt sah ich sie an. In meinem Leben war ich noch nie so verzweifelt. ,Du bist verlobt Aurora, ich kann einfach bei dir auftauchen, wann es mir passt.' sagte ich. Es störte mich zwar, dass sie verlobt war, aber ich konnte nicht einfach auftauchen, wann ich wollte. Ich wollte ihr keine unnötigen Probleme verursachen. Ihre Braue hob sie an, was mir zeigte, dass sie sauer wurde. ,Aber Blumen schicken?' mit meiner Hand rieb ich mir über meinen Mund. ,Rede mit mir Dornröschen. Sag mir, was ich falsch gemacht habe.'

,Nenn mich nicht so.' sagte sie.

,Du bist aber mein Dornröschen.' gab ich als Antwort.

,Nein.'

,Doch. Du bist und wirst immer mein Dornröschen sein.' Das stimmte. Sie würde immer nur mein Dornröschen sein.

,Nein. Ich bin nicht mehr dein Dornröschen. Seit über einem Jahr nicht mehr.'

,Doch.' sagte ich und ging einen weiteren Schritt auf sie zu.

,Egal ob du nah oder fern bist. Du bist mein Dornröschen.'

Meine Hand legte ich auf ihre weiche Wange ab. ,Rede mit mir.' In meinem Leben klang ich noch nie verzweifelter als gerade. Sie war wieder in meinem Leben. Ich wollte sie nicht wieder verlieren.

Ich war ihr nah. So nah wie schon lange nicht mehr. Es waren wenige Zentimeter, die uns trennten. Die unsere Lippen voneinander trennten. Ich musste schlucken. Das Bedürfnis ihre Lippen auf meinen zu spüren, war gross.

Doch dann. Dann erinnerte ich mich daran, wie es sich anfühlte, betrogen zu werden. Das Gefühl von Verrat und der Schmerz, der einen förmlich auffrass. Es war unerträglich. Die Fragen, die man sich stellte. Aurora würden den Kuss erwidern, doch das schlechte Gewissen würde sie auffressen. Sie würde sich so etwas nie verzeihen. Wie ich mir nie. Ich wurde selber betrogen und sowas wünsche ich niemanden. Egal, wie stark die Anziehungskraft gerade bei uns ist. Es darf nichts passieren. Nicht solange sie verlobt ist.

Ein Jahr lang war sie nicht mehr bei mir. Ein Jahr konnte ich mehr oder weniger damit umgehen. Denn in diesem Jahr passierte viel.

Aaliyah.

Die Scheidung.

Der Vaterschaftstest.

Ihr krankes Verhalten.

Ihre Manipulationen.

Und nicht nur Aaliyah, sondern auch der Verlust von Aurora. Das Licht war sie in meinem Leben. Das Licht, das sie mitnahm, als ich sie gehen liess.

Wie konnte man da noch klar denken? Wie konnte man da noch Entscheidungen treffen?

Doch nun stand sie wieder vor mir. Jetzt war sie wieder in meinem Leben und der Gedanke, dass sie sauer oder verletzt war, brachte mich um. Ich wollte, dass sie mit mir sprach. Mir sagte, was los war. Tief im inneren wusste ich, was es war. Doch ich wollte es von ihr hören. Ich wollte es hören, wie es mir sagte.

Ich wollte sie küssen, bei Gott, ich wollte nichts mehr, als ihre Lippen auf meinen zu spüren. Ihren süssen Geschmack zu schmecken. Doch, sosehr ich auch Gustavo verachtete, ich konnte es nicht tun. Sie war seine Verlobte und dies musste ich akzeptieren. Einen Schritt trat ich nach hinten. ,Es tut mir leid.' sagte ich und hasste mich. Hasste mich, dass ich hierherkam. Hasste mich für alles. Hasste mich, dass sie noch solch eine Kontrolle über mich hatte. Hasste es, dass sie verlobt war. Dass sie den Ring eines anderen Mannes trug. ,Was tut dir leid?' ertönte ihre sanfte Stimme. Sie wusste es genau. Doch wie ich sie kannte, wollte sie, dass ich es aussprach. ,Ich hätte nicht hierherkommen sollen.' sagte ich. ,Wieso?' Einen Schritt kam sie mir näher. Ihre blaue Augen fuhren über mein Gesicht. Ihre Augen, die voller Lust und Sehnsucht waren...

Meine Augen schloss ich, denn ich war kurz davor meine Selbstbeherrschung zu verlieren. ,Weil ich das verdammte Bedürfnis habe, dich in das Haus zu zerren und dir jeglichen Mann aus deinem Verstand zu ficken.'

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Als kleine Info: Morgen kommt kein Kapitel. Wird wahrscheinlich erst ab Dienstag weiter gehen✨✨

Verstummte Herzen - Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt