Kapitel 42

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A u r o r a

Ich konnte nicht still sitzen, denn meine Gedanken waren bei Haris. Wie ging es ihm? Was schrieb diese Krankhafte in diesen Briefen? Was ging in den Köpfen von den beiden vor? Wie konnten sie so etwas tun?

Fragen über Fragen doch keine einzige Antwort. Meine Hände schwitzten, mir war übel, weshalb ich nun endlich aufgestanden war und hin und her lief. Immer wieder dachte ich an Haris, wie gerne ich doch neben ihm wäre. Ihm beistehen und für ihn da sein. Doch, ich wusste, er musste es allein durchstehe. Er brauchte die Antworten zu den Taten, die sie getan hatte. Er konnte so endlich abschliessen.

Tief holte ich Luft und begann die Decken neu umzulegen. Ich musste mich ablenken, oder ich wurde verrückt. Bei Gott es, fehlte nicht mehr viel und ich würde nach oben laufen, zu ihm. Aylins Spielzeugkiste, die im Ecken des Wohnzimmers war, räumte ich neu auf.

Das glückliche Gesicht, dieses kleinen Engels, als sie mich heute sah, werde ich niemals vergessen. Sie strahlte, erwärmte mein Herz und machte mich so unglaublich glücklich. Sie war der Balsam meiner Seele. Seiner Seele. Unserer Seelen.

Sie wusste nun auch, dass ihr Baba und ich wieder zusammen waren und ich nun viel öfter hier wäre. Wir waren langsam wieder, wie eine kleine glückliche Familie.

Es war unglaublich, wie viel Liebe ich für diesen kleinen Menschen hatte. Ich konnte diese Liebe niemals in Worten beschreiben. Ich würde niemals die passenden Wörter finden, um zu beschreiben, wie sehr ich sie liebte.

Zu dem Regal, welches ebenfalls im Wohnzimmer stand, lief ich. Mit meiner Hand fuhr ich über die Bücher, die er im Regal stehen hatte. Es waren alle meine Lieblingsbücher, wie Aylins Bücher. Er hatte dieses Regal, kurz vor unserer Trennung aufgebaut, hatte dann unsere Lieblingsbücher hingestellt, wie meine und Aylins Lieblingsblumen gekauft, die hatte er damals ebenfalls hingestellt.

Lächelnd nahm ich den Bilderrahmen, der da stand. Es war ein Bild von Aylin und mir. Gross wurden meine Augen, als ich etwas bemerkte, was letztes Jahr nicht da war. Mein Herz begann schneller zu schlagen, ehe ich es in meine Hände nahm. Ich musste wissen, ob es das war, was ich dachte. Konnte es sein? Immer wieder wiederholte sich diese Frage in meinem Kopf.

,Was zur Hölle...' ertönte aus dem Nichts die Stimme von Haris, erschrocken drehte ich mich zu ihm.

Mit seinen gross geworden Augen blickte er mich an. Dann fuhr sein Blick zu meinen Händen und ich sah, wie nervös er wurde. Meine Lippen presste ich aufeinander und wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Ich wollte eine Antwort geben, doch ich wusste nicht, was ich sagen sollte. ,Ich...' begann ich. Seine Arme verschränkte er nun vor seiner Brust und blickte mich fragend an. Er wollte wissen, weshalb ich in seinen Sachen herumgeschnüffelt hatte. ,Es tut mir leid. Ich wollte nur dieses Bild ansehen, als ich das gefunden habe...' sprach ich.

Seine Brust hob sich, ehe er tief Luft holte und einen Schritt auf mich zukam. Er nahm es aus meinen Händen und öffnete die kleine Schachtel. Die kleine Navy blaue Schachtel.

,Du hättest das eigentlich nicht finden sollen.' murmelte er. ,Aber ich bin schuld. Ich hätte es nicht dastehen lassen sollen.' mit seiner Hand begann er sich an seinem Hinterkopf zu kratzen. ,Und du musst dich niemals entschuldigen, güzelim. Niemals.' Ich nickte und fragte mich jetzt, wie lange er diese Schachtel bei sich hatte.

,Du lässt mich einfach ausreden, okay?' sagte er und ich nickte. Mein Herz raste, denn ich ahnte es. Gott, würde er?

Die kleine Schachtel öffnete er, ehe ich den Ring sah und mein Herz für einen Schlag aussetzte.

Es war ein weiss-goldiger Ring mit einem kleinen Diamanten, der Ring war mit kleineren Diamanten verfeinert. Er war wunderschön. Gott, ich war verliebt.

,Ich wollte um deine Hand anhalten Aurora. Ich wollte den Segen deines Vaters holen und dann um deine Hand anhalten. Ich wollte dich heiraten.' Meine Hand legte ich auf meinen Mund und starrte ihn an. ,Doch, dann machte uns das Schicksal einen Strich durch die Rechnung und ich trug diesen Ring jeden Tag bei mir. Immer wieder, wenn mein Herz dich vermisst hatte und mein Kopf zu stur war, dich anzurufen, hatte ich den Ring betrachtet. Er hatte mich an dich erinnert. Denn Diamanten waren selten und diesen Diamanten hier, gab es nur einmal, wie es dich nur einmal gab, Aurora.' Tränen sammelten sich langsam in meinen Augen. ,Ich habe einen Fehler getan, den ich für den Rest meines Lebens bereuen werden, Aurora. Doch, ich habe mir geschworen, daraus zu lernen und dich nie wieder so verletzen. Ich werde dich immer beschützen.' meine Augen schloss ich, doch an seinem warmen Atem, bemerkte ich, dass er mir näher kam. ,Ich werde niemals die richtigen Worte finden, die meine Liebe für dich beschreiben können. Mein Herz wollte dich von der ersten Sekunde an, als meine Augen auf deine trafen.' Eine Träne verliess mein Auge, ehe er sie wegwischte und nun ernst auf die Knie ging.

,Aurora?' fragte er nun. ,Ja?' brachte ich mit zitteriger Stimme raus. ,Willst du meine Frau werden?' ,Sí!' rief ich. Immer wieder verliess dieses Wort meinen Mund. Immer mehr Tränen verliessen meine Augen. ,Gott, Haris.' hauchte ich, als er den perfekten Ring, an meinen Finger steckte und ich mein Glück kaum in Worte fassen konnte. ,Ich liebe dich.' sagte ich. ,Ich liebe dich, so sehr.' ein Strahlen, machte sich auf seinem Gesicht breit. ,Und ich liebe dich. So sehr. Mehr als alles andere auf dieser Welt.'

Meine Hände legte ich auf seine Wangen ab. ,Für immer.' hauchte ich an seine vollen Lippen. ,Für immer.' hauchte er und legte seine Lippen auf meine.

-
Einige Wochen waren vergangen, seitdem wir uns verlobt hatten. Wir hatten auch eine kleine Feier mit unseren engsten Familien gehalten, es war wunderschön. Langsam begannen wir unsere Hochzeit zu planen, ich hatte schon die ersten Hochzeitskleider anprobiert, doch fand nichts Passendes. Es waren zwar noch Monate bis zur Hochzeit, doch ich wollte alles perfekt haben.

Ich hätte nicht glücklicher sein können. Mittlerweile wohnte ich nun mit Aylin und Haris. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, jetzt mit ihnen zu leben und sie immer bei mir zu haben. Aylin und ich hatten unsere gemeinsame Routine. Sie wählte mein Outfit aus, wie ich ihres. Dann assen wir immer Frühstück, dann gingen wir gemeinsam ins Bad und wuschen unser Gesicht. Putzen unsere Zähne. Ich durfte jeden Tag ihre Haare machen und genoss es sehr. Sie war gefühlt mein mini me.

,Nicht rennen!' hörte ich Haris Stimme rufen, ehe Aylin stehen blieb. ,Sorry.' murmelte sie und lief zu mir. ,Ich habe was für dich gemacht.' strahlte sie. Doch sie wirkte nervös. Sie, wie Haris, bissen sich immer wieder auf die Lippe, wenn sie nervös waren.

Ein kleines Armband reichte sie mir, ehe ich zu lächeln begann. Gerade als ich was dazu sagen, blieb mir die Luft weg, als ich sah, was draufstand.

Mit einem geschockten Blick blickte ich zu Aylin. ,Darf ich dich Mama nennen?' Meine Augen schloss ich für einen kurzen Moment, denn ich war kurz vor dem Heulen. Ich wollte meine Tränen zurückhalten, doch ich hatte keine Chance gegen sie.

Ich nickte. ,Natürlich, Aylin. Du darfst mich so nennen, wie du willst.'sagte ich, ehe sie mich stürmisch umarmte. ,Also Mama.' kicherte sie und ich drückte sie fest an mich. ,Also Mama.' wisperte ich und gab ihr immer wieder Küsse auf ihrem Gesicht. ,Mein kleiner Engel.'

Ich war ab heute eine Mama. Ihre Mama. Gott, wie viel Glück konnte ein Mensch haben?

Kurz blickte ich zu Haris, der uns mit Tränen in den Augen betrachtete. Mit seinen Lippen formte er ein. ,Ich liebe euch.'

Verstummte Herzen - Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt