H a r i s
[Brief 2/2]Immer wieder machte ich mir Gedanken, was ich tun solle. Was ich machen konnte, um endlich mit ihm glücklich zu sein. Und eines Abends, als du neben mir lagst, Haris, kam mir die Idee. Wenn du nicht sterben kannst, dann wir. Ich habe in dieser Nacht, meinen eigenen Tod ausgemalt. Mir Gedanken gemacht, wie wir das anstellen sollen. Als ich einen kleinen Plan hatte, erzählte ich Gabríele davon und er war dabei. Denn, auch er wollte nicht mehr dieses Versteckspiel spielen. Er wollte mit mir glücklich sein, er wollte nur mich und hatte es satt, dass du neben mir lagst.
Meine Augen schloss ich wieder für einen Moment, denn mir war dermassen übel. Diese Frau und dieser Typ hatten einen Schaden. Zwar einen deftigen.
Wer zur Hölle täuscht seinen Tod vor, um mit einer Person zusammenzuleben?
,Ehrlichkeit, Aaliyah. Ehrlichkeit.' murmelte ich. ,Das hätte dir so vieles erspart. Aylin erspart.'
Da Gabríeles bester Freund, ein Polizist war, war es ganz einfach, seinen Tod vorzutäuschen. Wir hatten sein Auto unter Flammen gesetzt, mit seinen Kleidern. Also war es nur eine Frage der Zeit, bis ein Passant auf dieses Auto aufmerksam wurde und wir wussten, dass jegliche Hilfe zu spät kommen würde.
Gabríele hatte zu dieser Zeit, neue Identitätskarten besorgt und alles andere zu Ende geplant. Wir hatten ein Hotel, in Chicago gebucht und wären am selben Abend dorthin geflogen.
Es gab eine junge Frau, die mir zum Verwechseln ähnlich sah. Also hatten meine Schwester, die im Krankenhaus arbeitet, wie ein zuständiger Arzt, für einen Moment den Namen der Patientin gewechselt. Sie hatte meinen Namen, weshalb du mich dort liegen hast. Es war eine wildfremde Frau, von der du dich verabschiedet hattest, Haris. Ich war kerngesund und auf dem Weg nach Chicago, als du dachtest, du hättest mich verloren. Dank meiner Schwester und dem besten Freund von Gabríele, war es einfach, unseren Tod vorzutäuschen und abzuhauen. Ein neues Leben zu beginnen.
Und Aylin? Sie musste ich zurücklassen, denn ich wollte nur Gabríele. Auch er verstand, dass Aylin uns wohl nur Probleme gebracht hätte. Vieles hätten wir nicht planen können, wäre Aylin da gewesen. Nicht tun können. Wir werden unser Leben neu beginnen. Ohne dich. Ohne Aylin. Ohne irgendwelche Probleme. Nur er und ich. Für immer.
Also, wenn du diesen Brief jemals liest, bin ich in Chicago und lebe mein Leben, mit dem Mann meiner Träume. Bis auf nimmer sehen.
- AaliyahIch hatte keine Worte, absolut keine Worte. Wie ekelhaft ein Mensch sein konnte, verstand ich nicht. Wie man so etwas über sein Herz brachte, verstand ich noch weniger. Wie konnte man ein zweijähriges Kind so grausam hinterlassen?
Eins wusste ich, dass dieser Kumpel und ihre Schwester, ab morgen keine Jobs mehr hätten. Den, solche Menschen, verdienen nicht anderen Menschen zu helfen.
Den nächsten Brief nahm ich aus dem Umschlag und begann ihn zu lesen.
März, 2021
Haris, rate mal wer zurück ist. Genau, wir.
Und da sieht man sich wieder Haris. So schnell. Leider, Gottes. Geplant war eigentlich, dass wir nie wieder zurückkommen, doch du musstest ja, etwas mit der Schwester von Gabríele beginnen. Ihr Herz für dich erobern und da sie nicht dumm ist, mussten wir zurück. Zurück, bevor du eigentlich alles erfährst und dich hinterfragst.
Dass deine Beziehung nun zu ihr zerbrochen ist, wissen wir und geniessen es. Du verdient kein Glück, Haris.
Und eines Tages wird Aurora auch dankbar sein, dich nicht mehr in ihrem Leben zu haben, glaub mir.
Und jetzt willst du gar das alleinige Sorgerecht für Aylin, willst mein Leben zur Hölle machen, doch du kennst mich nicht, Haris. Du spielst mit dem Feuer.März ,2022
Ich kann und will es nicht glauben, dass du der Vater bist. Dass du das Recht auf Aylin hast. Dass, du dich um sie kümmern darfst. Dass, du sie grossziehen darfst. Das Leben ist unfair, so verdammt unfair, Haris. Du hättest jedes Recht vor einem Jahr verlieren sollen und nicht ich. Ich werde Aylin verlassen, denn ich erwarte mein zweites Kind. Ich werde mir diesen Stress, mit dir nicht antun.
Ob du mir glaubst oder nicht, sie wird eines Tages mich verlangen. Nach mir suchen und mich kennenlernen wollen. Dann werde ich ihr alles erzählen, Haris. Alles. Alles und du weisst ganz genau was ich meine. Du bist ein Schauspieler. Ein Mann, der Menschen manipulieren kann. Du weisst genau, welche Masche du bei welchen Menschen einsetzen musst. Du bist nicht dumm, Haris. Das warst du noch nie, das wissen wir beide.
Tief in deinem Inneren wusstest du, dass ich dir fremdgehe. Da bin ich mir zu einer Million Prozent sicher, doch du hast nie was gesagt, um als unschuldig dar zustehen, als das Opfer. Du stellst mich dar, als wäre ich die böse, oder die Psychopathin, doch du bist kein Stück besser als ich Haris.
Keine Frau, kennt dich besser als ich. Keine Frau weiss besser als ich, wie du tickst. Was du denkst. Wie du vorgehst. Du bist krank, Haris. Genauso wie ich. Nur versteckst du diese Seite, ganz tief in dir. Doch, nicht mehr lange, Haris, nicht mehr lange...
Früher oder später, wird auch deine zukünftige neue Frau, dein wahres Gesicht erkennen, Haris. Denn du bist definitiv nicht der, für den du dich ausgibst. Deine dunkelsten Geheimnisse, die du versuchst zu verbergen, werden ans Licht kommen. Wir werden uns wieder sehen, das verspreche ich dir. Nur dieses Mal werde ich als Gewinnern dastehen.Tick, Tack, deine Zeit läuft, Haris.
- Aaliayh
Angewidert und fassungslos schüttelte ich meinen Kopf. Diese Frau war krank. Es gab keine Wörter, die sie oder ihr Verhalten, beschreiben oder erklären würde. Die Briefe legte ich in den Umschlag und entschied mich dafür, sie niemanden zu zeigen.
Jeder hatte etwas in seiner Vergangenheit, auf die er nicht stolz war, doch aus diesem
Grund, war man kein schlechter Mensch.Tief holte ich Luft und stand auf. Ich wollte mit dieser Frau nie wieder etwas zutun haben. Wollte sie aus meinem Leben löschen. Sie hatte keinen Platz mehr in meinem Leben. In meinem Kopf. Sie war nichts, als eine bittersüsse Vergangenheit, aus der ich gelernt hatte. Es war vorbei.
Endgültig. Nie wieder. Absolut, nie wieder, würden wir sie sehen.
Aylin, war nur meine Tochter, nur ich hatte das Recht auf sie. Ich würde sie allein grossziehen und der beste Vater sein.
Aus dem Zimmer lief ich, ehe ich die Treppen lief und direkt ins Wohnzimmer zu Aurora ging. ,Dornröschen?'
Erschrocken drehte sie sich um und blickte mich mit ihren riesigen Augen an. ,Was zur Hölle...' murmelte ich, als ich zu ihren Händen blickte...
DU LIEST GERADE
Verstummte Herzen - Teil 2
RomanceTeil 2 [Flüsternde Herzen muss zu erst gelesen werden] In den Seiten von ‚Verstummte Herzen' ruht die Erinnerung an einen Schmerz, der die Herzen von Haris und Aurora in Dunkelheit hüllte. Als die schmerzhafte Wahrheit ans Licht kam, verließ Haris A...