*SIERRA*
Nachdem Liam zu Opa Rafa gekommen ist und ich die ganze Situation, die Neuigkeiten zum gestrigen Ereignis geschildert habe, schaute er nachdenklich auf den Boden.
„Du willst uns verlassen?" Liam schaut mich nicht einmal an. „Ich werde euch nicht verlassen. Ich lerne ihn nur kennen." Wir saßen am Tisch zusammen und Liam schaute starr auf seine verschränkten Hände, die auf seinem Schoß verweilten. Er hat mich nicht ein einziges mal beachtet, während ich ihm die ganze Geschichte erzählt habe.
„Das sagst du jetzt. Später wirst du mit uns nichts mehr zutuen haben wollen", sprach er traurig aus. Nun schaute er mich mit Tränen in den Augen an und auch meine Tränen konnte ich nicht lange halten.
„Ich will nicht ohne meinen Bruder leben. Ich will dich nicht verlieren. Du kommst mit mir! Du gehörst zu mir!" Ich stand schon auf. Ich will auf ihn zu gehen, aber er hielt seine Hand hoch und hielt mich auf, ihm näher zu kommen.
„Du weißt dass ich dich nicht einfach besuchen kommen kann. Ich bin dieser Gang beigetreten, damit ich uns helfen kann. Uns ging es nicht gut. Niemand konnte uns helfen. Niemand wollte uns helfen. Ich habe keinen Ausweg gefunden, schneller Geld zu verdienen. Ich weiß dass das schnelle Geld nicht der beste Weg ist, aber welche Chance wurde uns schon angeboten? Du weißt wie gerne ich diese Gang verlassen würde, aber das geht nicht!", sprach er traurig und laut aus.
Ich schob seine Hand weg und umarmte ihn. „Ich will dich nicht verlieren. Ich weiß, wie es uns ging und ich weiß was wir durch gemacht haben. Ich weiß die Tage, wo ich nichts mehr zuhause hatte und du gekommen bist, mit einer vollen Tüte Lebensmittel. Diese Tage kann und werde ich nicht vergessen. Ich will dass du bei mir bist und wir uns gegenseitig unterstützen! So wie wir uns immer unterstützt haben", sprach ich schluchzend traurig aus.
„Vergiss mich hier nicht. Versprich es mir. Versprich mir das du uns mindestens einmal im Monat besuchen kommst."
Ich habe nicht mal bemerkt, dass Liam aufgestanden und seine Arme um mich geschlungen hat. Er ist wirklich sehr groß. Mein Kopf ist an seiner Brust angelehnt. Eigentlich möchte ich ihn bei mir haben und ihn nicht immer besuchen kommen müssen. Es wäre ungewohnt, wenn er nicht bei mir ist. Er ist mich oft besuchen gekommen. Sei es vor, nach der Schule oder der Arbeit. Er war bei mir. Sei es um mit mir einkaufen zu gehen, zum Heim zu gehen oder auch um etwas zusammen zu unternehmen.
„Ich verspreche es!" Ich versprach ihm etwas, was in mir mein Herz zerreißen ließ. Er dachte ich würde ihn einfach vergessen. Nachdem was wir zusammen erlebt haben, kann ich es nicht. So verweilten wir eine Weile bis es an der Tür klingelte. Ich wischte mir die Tränen weg und öffnete die Tür.
„Ich habe schon gedacht dich hier zu finden", lächelte mich Xavier schüchtern an. Hinter mir hörte ich schon, wie Opa Rafa aufstand von seinem Stuhl, neben mir stand und Xavier bittet herein zu kommen.
„Xavier? Willst du nicht rein kommen und erst ein Tee mit uns gemeinsam trinken?", fragte Opa Rafa lächelnd. „Gerne", lächelte Xavier.
Opa Rafa hat sich bisher garnicht eingemischt zum Gespräch mit Liam, aber das wäre auch garnicht seine Art. Er ist die Ruhe selbst und würde ungern einen von uns das Herz brechen.
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Er liebte mich schon bevor er mich kannte
ChickLitEin Gespräch, ein Vertrag und ein Versprechen, der für die Familie Gonzalez alles veränderte. Nicht wissen, wen man zum Vater hat und eine Welt, in die Sierra hineingerät und nicht so einfach verschwinden kann.