capítulo veinte

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BRIELLE

Es vergingen Tage. Tage, an denen ich mich in meinem Zimmer einsperrte und über alles nachdachte. Aber heute musste ich raus. An die frische Luft, zum Sport. Irgendwo hin.

Und das würde ich tun. Es war schon abends, als ich in Sportsachen an meinem Mann vorbei huschen wollte. Doch er bemerkte es und hielt mich auf. »Pass auf dich auf, mi linda«, sein Lächeln war schwach, dennoch aufrichtig. Gott, ich liebte dieses Lächeln, aber erwidern konnte ich es nicht.

Mich fraß die ganze Situation auf und dagegen konnte ich zunächst nichts tun. Ich wollte so sehr, dass es funktionierte, nur klappte es nicht von heute auf morgen. Gerade öffnete ich die Eingangstür und die Person, die dort stand, ließ mich schwer einatmen.

»Eliana?«, knurrte ich, denn ich wollte diese Frau nicht in der Nähe von uns sehen. »Ich muss mit Natanael reden«

»Vergiss es«, ich hoffte, dass es Nata nicht mitbekam, doch er tauchte nun neben mir auf. Als er sie erblickte, erstarrte er kurzzeitig. »Was willst du hier?«

»Mit dir reden. Es ist wirklich wichtig«, sie setzte einen Blick auf, dem ein Mann, der keinen Anstand hatte, nicht widerstehen könnte. Doch ich wusste, dass dieser bei meinem Mann nicht ziehen würde.

»Geh zu Arlo. Solltet ihr nicht auf Flitterwochen sein?«, sie schüttelte den Kopf und drängte sich aller ernstes in mein Haus. Sie stand in unserem Eingangsbereich und sah nur Natanael an. Mich ignorierte sie, wofür ich ihr die Haare herausreißen wollen würde. Aber ich respektierte, dass sie schwanger war. »Es ist wirklich wichtig. Bitte«

»Er will nicht mit dir reden, Eliana«, sprang ich ein, doch sie sah für keine Sekunde zu mir. »Nata, bitte. Es dauert auch nicht lange«

»Rede«

»Unter vier Augen«, entgegnete sie, was mich auflachen ließ. »Wir sind unter vier Augen. Alles, was du sagst, wird meine Ehefrau so oder so erfahren, also rede. Wenn nicht, kannst du genauso hier weg«

»Ich bin schwanger«, sagte sie, was auch nicht zu übersehen war. Aber mich überkam direkt ein mulmiges Gefühl. Sie hielt eine Hand an ihrem Bauch, in der anderen war ein Bild. »Das sehe ich«

»Von dir«, fügte sie an und das ließ mein Herz auf das Parkett fallen. Es fiel so laut, dass sie alle zu mir umdrehten. Der Blick von Natanael war genauso schockiert, wie meiner. Eliana wirkte verlegen und gleichzeitig so, als hätte sie einen ekelhaften Hintergedanken.

»Du lügst«, knurrte Natanael und ging gerade auf sie zu, als sie den Zettel in die Höhe hielt. »Einige Wochen, bevor ich schwanger wurde, waren wir noch zusammen, Nata. Es kann nur dein Kind sein. Da hatte ich mit Arlo noch nichts zu tun«

»Ich glaube dir kein einziges Wort. Wir haben uns getrennt, aus freiwilligen Stücken, weil es nicht mehr gepasst hat. Und jetzt sagst du mir, dass du von mir schwanger bist? Wieso erst jetzt?«

»Ich...ich habe nicht erwartet dich je wieder zu sehen. Als ich dann Arlo draußen traf und er mich total aufgelöst sah, schlug er vor zu heiraten. Er weiß, dass es dein Kind ist. Er wusste es von Anfang an. Wir hätten sonst nie-«, alles was danach geschah, geschah so schnell, dass ich keine Zeit hatte zu reagieren. Natanael packte Eliana am Arm, führte sie nach draußen und setzte sie in den Wagen. Dann winkte er mich zu sich, ich setzte mich vorne hin und dann düste er schon los.

Durch die dunklen Straßen fuhr er mit einer solch hohen Geschwindigkeit, dass es nicht einmal mehr real war. Als wir dann einige Minuten später vor einem großen Haus hielten, was ich Arlo zuordnete, stürmte Natanael heraus, zerrte Eliana heraus und ging ins Haus, an das er wie ein Wilder klopfte.

»Arlo, mach auf, verdammt!«, schrie er. Als dann endlich die Tür aufging, stand dort Arlo. Verirrt, doch als er Eliana neben sich stehen sah, wirkte er so, als wüsste er, worum es hier ging.

»Ich-«, ehe er das aussprechen konnte, was er sagen wollte, holte Natanael aus und verpasste seinem älteren Bruder mit voller Wucht eine. Arlo fiel zurück und anstatt, dass Natanael aufhörte, schlug er noch einige Male auf seinen älteren Bruder ein, ehe er ihn am Kragen hochzurrte und dann gegen die Wand presste.

»Wie konntest du mir das nicht sagen? Nennst du das Vertrauen? Und ich soll dich Bruder nennen, du dreckiger Bastard?«, schrie er, was ich ihm nicht verübeln konnte. Ehrlich gesagt, war ich selbst zu aufgelöst und irritiert, als das ich irgendwas von dem richtig mitbekam, was geschah. Eliana begann zu schrieen und wollte dazwischen, als Natanael ausholte, doch da schlugen meine Reflexe Alarm und ich zog sie aus dem Feld, bevor sie getroffen wurde.

»Misch dich da nicht ein, du hast genug getan«, knurrte ich in ihr Ohr. Ihr Gesicht war voller Tränen, sie zitterte am ganzen Körper und sackte langsam zu Boden. Recht war es ihr. Wie konnte sie so ein Mensch sein? So verlogen und hinterhältig? Wie konnte sie es geheim halten?

»War sie die ganze Zeit über hier?«, Arlo schüttelte den Kopf. »Erst, als es offizieller wurde zog sie bei mir ein. Ich habe ihr eine Wohnung gemietet, ganz in der Nähe, wo ich sie besucht habe, für sie gesorgt habe. Und dann habe ich ihr einen Antrag gemacht, als Mama davon Wind bekam, dass ich eine Frau traf. Wir erzählten ihr, dass sie von mir schwanger geworden ist und es uns zusammengeschweißt hat.«, erklärte er mit gebrochener Stimme.

»Und du hast nicht ein einziges Mal daran gedacht mich sowas wissen zu lassen?«, er schüttelte den Kopf und sah dann zu mir. »Du hast dich in Brielle verliebt und ich wollte nicht, dass es mit euch kaputt geht«, zu spät, Arlo. Zu spät-

»Das ist keine Rechtfertigung dafür. Du...ich habe keine Worte«, endlich ließ er seinen Bruder los, der seine Hand zu seiner blutigen Nase führte. »Es tut mir so leid«, hauchte nun Eliana, neben der ich stand. Egal was war, es ging hier um...Natanaels Kind. Der Gedanke tat so unheimlich weh, aber keine einzige Träne rannte, weil ich das Gefühl hatte bereits komplett ausgesaugt zu sein. So wie ein Schwamm, der bis zu den letzten Tropfen ausgequetscht wurde.

»Halt die Fresse, Eliana. Ich will deine verdammten Entschuldigungen nicht hören, weil dieses verdammte Kind in deinem Bauch ist, wenn es wirklich stimmt. Ich will einen Vaterschaftstest, wenn es auf der Welt ist!«, schrie Natanael so laut, dass ich zusammenzuckte.

»Ich-«

»Keine Ausreden. Hast du mich verstanden?«, sie nickte, doch dann sah ich auf ihre helle Hose, auf der sich ihre Beine entlang ein nasser Fleck bildete, der immer größer wurde.

»Eliana, ich glaube-«

»Meine Fruchtblase ist geplatzt«

FALSE GAME | BAND 2✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt