capítulo uno

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•BRIELLE•

Einige Monate später...

»Brielle, jetzt hab dich nicht so und komm«, zog mich Leontes am Arm und wollte mich nach draußen befördern.

»Lass mich doch einfach«, nörgelte ich, da ich viel zu müde war. Es war mittlerweile fast ein halbes Jahr vergangen, seit ich herausgefunden habe, dass meine Eltern noch lebten und ich einen Zwillingsbruder hatte. Zur Sicherheit hatte ich auch noch einen DNA Test beantragt gehabt, der bestätigte, dass das was sie sagten, der Wahrheit entsprach.

Zu Natanael hatte ich keinen Kontakt und ehrlich gesagt wollte ich auch keinen zu ihm. Ich war innerlich viel zu kaputt und enttäuscht, dass er mir eine perfekte Ehe vorspielte, die im Nachhinein nur für die Zwecke der Familie diente. Die ersten Wochen lag ich täglich weinend im Bett, nachdem ich nach Italien abgehauen bin. Dort meldete ich mich bei einer Universität an und studierte Kunst. Ich wollte nicht mehr dem Studiengang nachgehen, den mein Ehemann für mich besorgt hatte.

Ich wollte weg von dem, was mich und ihn verband. Weg von den Lügen. Auch wenn ich niemanden sehen wollte, folgte mir mein Bruder und half mir wegzukommen. Und deshalb wohnte ich nun mit Leontes in einer Villa, die meinen Eltern gehörte, in Italien. Wir verstanden uns wirklich gut, nachdem wir uns über alles ausgesprochen hatten.

Leontes war ein ehrlicher junger Mann, der direkt mit offenen Karten gespielt hatte, natürlich nachdem er mich entführt hatte, was für ihn als Notlösung erschien. Wir waren uns viel ähnlicher als gedacht. Mein Bruder war im künstlerischen Bereich auch wirklich sehr begabt, auch musikalisch war er ein Talent.

»Wir haben gleich Training, schon vergessen?«, oh man...das Training. Es war ein Schießtraining, welches ich besuchte, damit ich mich verteidigen konnte. In dieser Branche wusste man nie, was geschehen konnte, deshalb sollte es zu meiner eigenen Sicherheit dienen. Und da meine Eltern sehr in diese illegalen Dinge verwickelt waren, war ich das irgendwie auch. Vor allem, weil mein Mann dort auch drin steckte.

Offiziell waren wir ja noch verheiratet, aber alles was mich damit verband verstaute ich tief in meinem Safe in einer kleinen Schatulle, die ich gut aufbewahrte. So ganz konnte ich mich davon nicht trennen. Dabei dachte ich, dass mich Natanel finden könnte, aber scheinbar nicht. Es könnte auch daran liegen, dass ich mittlerweile in die Öffentlichkeit hin, eine andere Identität auslebte. Eine falsche Identität, weil ja sowieso nichts aus meinem Leben überhaupt der Wahrheit entsprach. Ich war nun Dalia Bertelli. Wenigstens sah ich noch aus, wie ich selbst, außer, dass meine Haare mittlerweile etwas an Länge verloren hatten.

Mein Richtiger Nachname war auch nie Esher gewesen, sondern Fiore. Aber das wäre zu einfach mich ausfindig zu machen, da die Carerras wussten, dass ich es durchschaut hatte. Ich fühlte mich unglaublich ausgenutzt. Von Anfang an. Auch, dass das mit Felipe nie echt war, war klar wegen Ada, aber dass er wohl nur mit mir zusammen war, um mich in deren Familie zu locken machte das alles nur noch schlimmer.

»Gib mir zehn Minuten«

»Ich warte im Wagen«, rief mir mein Bruder noch zu und verschwand dann auch schon.

Ich duschte, zog mir bequeme Kleidung an und Lena mir schließlich die Haare zu einem kurzen Zopf, woraufhin ich mich zum Auto begab. Meinen Führerschein musste ich auch noch unbedingt nachholen.

»Du siehst aber auch nicht sonderlich ausgeschlafen aus«, stellte er fest. Und natürlich war ich nicht ausgeschlafen. Ich war gestern bis in die Nacht wach, um mein Kunstprojekt fertig zu bekommen, da es meine Abschlussarbeit vom Semester war.

»Bin ich auch nicht. Ein Gemälde zu malen ist auch nicht mal eine Arbeit von fünf Minuten«, da begann er zu lachen und fuhr los.

Als wir in der Trainingshalle ankamen, die ziemlich abgelegen war von allem anderen, schnappte ich mir meine Tasche und begab mich ins Innere, wo bereits der Trainer war. Vicente war sein Name. Er war Mitte zwanzig und hatte leuchtend grüne Augen und dabei dunkelblondes Haar, das ihm sehr schmeichelte. »Da sind meine Lieblingsgeschwister«, Vicente war gleichzeitig auch Leontes bester Freund, weshalb das Training eher so ablief, dass sie sich unterhielten und ich die Patronen verballerte.

»Ihr kennt den Ablauf. Erstmal aufwärmen mit den Geräten«, schon begab ich mich zum Laufband. Wegen dem ständigen Rennen, wenig Essen am Anfang meines Kummers, hatte ich fast zehn Kilo abgenommen gehabt. Meine Figur war noch immer dieselbe nur mit weniger dran.

Direkt stöpselte ich mir Kopfhörer ein und begann zu laufen. Laut lief Boys like you von Tanerélle. Ich Leif und Leif, merkte dabei wie sich Schweiß auf meiner Stirn bildete und immer wieder schweifte mein Blick zu Vicente, der mir zuzwinkerte. Aber es löste nichts bei mir aus. Zum Glück.

Nach dem ganzen einlaufen und aufwärmen, begab ich mich zu meiner Schießbahn, holte die Pistole heraus, lud sie voll und begann auf den sich bewegenden Menschen vor mir zu schießen. Dabei stellte ich mir vor, dass es Natanel war, so war meine Treffsicherheit auf einem sehr hohen Level.

»Ey, ganz ruhig. Wer hat sich denn verärgert?«, tauchte plötzlich die Stimme des Trainers direkt neben mir auf und ich legte die Waffe runter. »Ach, nur so einige Menschen«, log ich und wollte weitermachen, da spürte ich seinen Körper direkt hinter mir, sein Atem streifte meinen Hals und ich atmete noch immer so hektisch.

»Du zielst super, aber dir fehlt noch etwas an der richtigen Körperhaltung«, korrigierte er mich, forderte mich auf die Waffe in die Hände zu nehmen und mich breitbeinig hinzustellen. »Weiter«, sagte er und verhalf mir, indem er mit seinem Bein, meine weiter auseinander schob, meinen Oberkörper richtig drehte und dann »Los«, flüsterte.

Ich begann zu schießen und traf sogar noch besser, als davor. »Perfekt und jetzt versuch es mit einer Hand«, das hatte ich noch gar nicht gemacht. Schließlich war ich aber so weit, dass ich es nun durfte. »Dafür stell dich etwas seitlicher«

Seine großen Hände nahm an meinen Hüften platz, womit er mich so drehte, wie er es wollte, dann nahm er meine linke Hand vom Lauf und hielt diese an meinen Körper gedrückt. »Visier dein Ziel an, versucht deine Hand so still zu halten und-«

Ich löste zwei Schüsse, von denen einer genau in die Stirn flog und der andere in die linke Brusthälfte.

»Du hast es drauf, bambolina«

FALSE GAME | BAND 2✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt