Kapitel 23

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,,Vor 23 Tagen kam Thanos auf die Erde" erklärte Rhodey für die Neuankömmlinge, während ich ein Hologramm startete, welches allen Avengers zeigte, welche der anderen Avengers verschwunden waren. Bevor ich anfing, für Rhodey weiterzureden, bemerkte ich, wie Thor den Raum betrat und sich in eine Ecke setzte. Ich lehnte mich seufzend und Arme überkreuzend an einen Tisch.

,,Die Regierungen der Welt sind zerschlagen. Wo noch etwas funktioniert, werden Verluste gezählt. Und wie es aussieht ... hat er genau das getan, was sein Plan war: Die Hälfte der Lebewesen auszulöschen." fuhr ich fort. Jeder hatte seinen Blick gesenkt. Ich bekam sogar mit, wie Carol, die eigentlich immer so herzlos war, einige Tränen weg blinzelte.

,,Wo ist er jetzt? Wo?" fragte Tony, der mittlerweile in einem Rollstuhl saß und an ein Serum angeschlossen war. Steve und ich wechselten einen kurzen Blick. ,,Wir wissen es nicht. Er hat ein Portal geöffnet und war weg" antwortete Steve seufzend. Tony schaute rüber zu Thor. ,,Was ist mit ihm?"

,,Er ist angepisst, weil er denkt, dass er versagt hat. Na ja hat er auch, aber da ist er nicht der einzige" antwortete ich während ich ebenfalls zu ihm rüberschaute. Unsere Blicke trafen sich und wir hielten den Augenkontakt. Er war blass und hatte wahrscheinlich die ganzen Nächte lang geweint. Thor war wie Familie für mich, genauso wie jeder andere in diesem Raum. Wir kannten uns sehr gut und hatten schon vieles zusammen erlebt. Und wir wissen beide, dass ich und er uns am schuldigsten von allen fühlen. Viel mehr als irgendwer anderes in diesem Raum verstehen könnte. Denn wir zwei waren die einzigen die bewusst dort waren und alles hautnah miterlebt hatten. Er senkte wieder seinen Blick und ich schaute wieder zu Tony.

,,Wir suchen Thanos schon seit drei Wochen mit allen möglichen Mitteln. Nichts ... du hast ihn bekämpft--" fing Steve an, doch Tony ließ ihn nicht weitersprechen.

,,Wer sagt das? Wir haben nicht gekämpft. Er hat mich plattgemacht. Während der Magier alles verschenkt hat--". Jetzt unterbrach ich ihn. ,,Stephen Strange? Er hat den Zeitstein an Thanos gegeben? Einfach so?" fragte ich überrascht. Bis jetzt hatte ich gedachte das Thanos auf wundersame und brutale Weise den Zeitstein von Strange gerissen hatte. Doch diese neue Information ließ die Rädchen in meinem Kopf drehen. 

,,Ja. Um mein Leben zu verschonen, auch wenn ich das nicht verstehe. Davor hatte er ihn aber noch benutzt, um in die Zukunft zu schauen." erzählte Tony. ,,Das kann nicht sein." Ich schüttelte den Kopf. Doch dann stoppte ich. Mein ganzer Körper spannte sich an, als ich realisierte, warum er gemacht hat. Es war die einzige Möglichkeit. Der einzige Weg, in dem wir gewinnen können. ,,Wir sind jetzt im Endspiel" murmelte ich. Tonys Kopf schoss hoch. ,,Genau das hatte er auch gesagt" murmelte er, während ich still blieb.

,,Tony. Hast du Hinweise, Koordinaten, irgendwas" versuchte Steve es erneut. Daraufhin zeigte Tony ihm den Vogel und fing wieder an, irgendeinen Unsinn zu reden.

,,Dad bitte. Wir brauchen dich jetzt--" versuchte ich nochmal. ,,Und ich brauchte euch. Ich brauchte dich. Meine Tochter. Wärst du bei mir hätten wir gewonnen." fing er an auf mich zu schießen. Er stand auf und fiel dabei fast um, doch fasste sich wieder. Er riss sich das Serum aus dem Arm während Rhodey versuchte ihn zu beruhigen. Ich blieb wo ich war und schaute nur zu, denn ich wusste wie stur er sein kann. Und ich wusste auch ganz genau was ich mir jetzt gleich anhören musste.

,,Ich habe es euch allen vor Jahren gesagt. Dass wir einen Schutzwall um die Welt brauchen. Egal ob es unsere Freiheit einschränkt oder nicht." Obwohl er in der ,,Wir" Form sprach, schaute er nur mich an und kam mit schwachen Schritten auf mich zu. ,,Du hast es nicht erlaubt und du warst die mit einer der bedeutendsten Stimmen. Hättest du dafür eingestanden wären wir jetzt nicht hier." hob er seine Stimme, während er vor mir stand. ,,Es hätte nicht funktioniert. Ich bereue meine Entscheidung nicht Dad". Ich blieb ruhig.  ,,Wir handeln im Nachhinein, obwohl wir vorher hätten, was tun können. Sind wir die Avengers oder Pre-vengers? Immer hast du uns eingeredet, dass wir Avengers zusammenhalten. Wenn wir verlieren, tun wir es gemeinsam, hast du gesagt. Und ich habe verdammt nochmal verloren, Melanie. Und du warst nicht da. Immer und immer wieder brauche ich dich und immer wieder enttäuschst du mich. Also nein. Ich habe nichts für dich. Keine Strategie, keine Koordinaten, keine Optionen. Nichts, Null, Nada. Kein Vertrauen, Lügnerin."

Jedes einzelne Augenpaar im Raum war mittlerweile auf uns gerichtet, sogar Thor's.

,,Was bringen dir deine Kräfte, wenn du nicht einmal deine eigene Familie beschützen kannst?" hauchte er.

Wir waren schonmal in dieser Situation. Das letzte Mal bin ich weinend davon gelaufen. Diesmal starre ich ihn nur an. Ich laufe nicht mehr vor Dingen weg.

,,Wenn es dir so sehr hilft, dann kann ich dir versichern, dass ich mich schon schuldig genug fühle. Doch du hast kein Recht meine Entscheidungen aus der Vergangenheit zu kritisieren, denn ich habe die Avengers immer und immer wieder zum Sieg geführt." antwortete ich. Er lachte auf.

,,Das habe ich auch. Wir sind gleich, du und ich. Manchmal ist es so, als würden wir dieselben Gehirnzellen teilen--"

,,Ich bitte dich Tony. Als du in meinem Alter warst warst, hast du mit Frauen gespielt, als wären sie wertlose Spielzeuge und Waffen an Terroristen verkauft. Während ich schon mit vierzehn Jahren jeden einzelnen Tag mein Wissen für das richtige genutzt habe und Menschen gerettet habe wo es nur ging. Du und ich sind zwei verschiedene Universen. Ich habe schon immer Dinge anders gesehen als du. Doch du konntest das nie akzeptieren."

Er öffnete seinen Mund, um mir zu antworten, doch ich unterbrach ihn erneut. ,,Thanos hat gerade die Hälfte des Universums ausgelöscht. Unter Ihnen meine Familie, meine Liebe und meinen besten Freund. Er hat meine Seele und mein Herz somit ausgelöscht. Also sag mir, wie sehr denkst du, interessiert es mich, was du zu sagen hast?". Jetzt blieb er still. Aber nicht, weil er nichts mehr zu sagen hatte, sondern weil er gerade zu schwach war. Keine Sekunde später kippte er endgültig um.

,,Rhodey bring ihn mithilfe von Pepper ins Bett. Bitte" seufzte ich, während Rhodey und Steve schon aufgesprungen waren um ihm zu helfen.

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,,Bruce hat ihn sediert, er wird jetzt eine Weile schlafen" informierte uns Rhodey als er nach einigen Minuten wieder bei uns war. Carol ließ ihren Blick zwischen uns schweifen, bevor sie sich umdrehte und Richtung Aufzug ging. ,,Wohin gehst du?" fragte ich die verwirrt. ,,Thanos töten"

,,Ohne zu wissen, wo er ist?" fragte ich weiter. Sie drehte sich wieder zu mir. ,,Ich habe Kontakte" meinte sie nur.

,,Bemüht euch nicht. Ich weiß, wo er ist" hörte ich plötzlich die blaue Alien-Frau. ,,Das ist Nebula. Thanos Tochter." flüsterte Rocket mir zu und ich nickte verstehend. Wir gingen alle in den Raum, in dem sie stand. Ich lehnte mich gegen den Türrahmen.

,,Ich habe meinen Vater einmal gefragt, wohin er nach der Vollendung seines Plans gehen würde. Seine Antwort war immer dieselbe: In den Garten" erklärte sie. Ich konnte nicht anders als zu lachen. ,,Wie süß. Die Traube hatte Pläne für den Ruhestand". Rhodey lachte ebenfalls. Der Rest hatte den Sinn für Humor verloren. Ich schaute rüber zu Thor. Er saß an einem Tisch mit einer Dose Bier und kaute an ein paar Brotstücken. Ich entschloss mich kurzerhand mich zu ihm zu setzen. Er schaute mich kurz an, bevor er mir das Bier anbot. Ich nahm es an und nahm ein paar Schlucke. Rocket öffnete an dem Tisch, wo die anderen standen, ein Hologramm der Erde.

,,Als Thanos mit den Fingern schnipste, ging von der Erde ein Energiestoß aus. Es tauchte nicht mehr auf. Bis etwas Ähnliches von diesem Planeten ausging" erklärte Rocket während er uns einen anderen Planeten zeigte. ,,Er benutzt wieder die Steine" sagte Nat überzeugt. Sofort wechselten Thor und ich Blicke. Er wusste genau sowie ich, dass dies nicht möglich war.

,,Wir sind ziemlich dezimiert--" fing Bruce an, doch er wurde ignoriert. ,,Er hat die Steine ... also holen wir sie uns. Und holen damit alle zurück" sagte Carol nickend. ,,Einfach so?" fragte Bruce. ,,Ja. Einfach so" antwortete Steve.

,,Woher wissen wir das es diesmal anders ausgeht?" fragte Bruce, der anscheinend immer noch nicht überzeugt war. ,,Weil ich diesmal dabei bin" antwortete Carol selbstbewusst. Ich merkte, wie Thor sich neben mir anspannte. Doch ich warf ihm einen warnenden Blick zu, bevor ich aufstand und zum Tisch ging, wo die anderen auch standen. Jeder wartete nun auf meine Zustimmung. Und obwohl ich wusste das wir wahrscheinlich hiermit niemanden retten konnten, wusste ich das dies meine Chance ist Thanos Kopf abzuhacken. Und das reichte mir und meinem Ego, auch wenn es niemandem etwas bringt.

,,Wir müssen es versuchen" hörte ich Nat neben mir flüstern. Ich seufzte, bevor ich sagte:

,,Schnappen wir uns diesen scheiß Mistkerl"


The Story of Mel Stark 3(FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt