Böse

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Da meldete sich Keblarr zu Wort. „Wenn Cassaras der Träger des Fluches auf den Silberumhang war, dann müsste er doch auch den Fluch auf Orion in sich haben, oder nicht?"

„Davon hat er nichts erzählt", sagte Lennox. „Ich weiß es nicht, aber es kann gut sein."

„Wenn es tatsächlich so wäre, dann könnte er ihn doch ebenfalls brechen und Orion könnte bei einer Lafora wieder gerichtet werden."

„Aber dieser Fluch besagt doch auch, dass die Magischen ihn vernichten werden", erwiderte Keblarr. „Womöglich sind sie gar nicht mehr sein Ende, wenn er geheilt ist. Dann wäre es doch besser, wie finden eine andere Lösung?"

Sammy wiegte den Kopf hin und her. „Ich glaube nicht, dass das Heilen von Flüchen pillepalle ist. Das so leicht aus dem Ärmel zu schütteln würde bestimmt eh nicht einfach sein."

„Die Lafora Garamach hat doch gesagt, dass wir hier die Lösung finden, oder?", warf Tess ein. „Wenn es überall Laforas gäbe, dann wären wir doch nicht ausgerechnet hier hin gelangt."

„Ja, irgendetwas muss sich auf Island befinden, das uns helfen kann", stimmte Ben ihr zu.

Siska stöhnte leise. „Wenn wir wenigstens unsere wichtigsten Utensilien von der Crucis hätten mitnehmen können..."

Da fiel Alea etwas ein. „Mein Handy ist noch dort! Und Tess' Mutter ruft vielleicht meine Nummer an, wenn es Neuigkeiten zu dem Naturschutzgesetz gibt."

„Ich habe mein Handy hier", sagte Tess und holte es aus ihrer Hosentasche.

„Dem sollten wir schleunigst einen Skorpionfisch verpassen", meinte Lennox. „Dann kann deine Mutter uns auch so anrufen, wenn sie mehr weiß."

Ben zog die Brauen zusammen. „Was die Darkoner wohl gerade machen? Orion konnte ihnen ja keinen neuen Befehl geben."

Thea, die teils von den Lippen lesen musste, gebärdete nun: „Habt ihr nicht einmal gesagt, die Darkoner könnten ihre Hörigkeit verlieren, wenn sie weit genug entfernt von Orion sind?"

Alea starrte sie an. Daran hatte sie noch gar nicht gedacht! Womöglich war es tatsächlich so?

„Das kann gut sein", stimmte Lennox ihr zu. „Doch was, wenn ihnen dasselbe passiert wie mir, als Alea befohlen hatte, ich solle ihr nicht mehr gehorchen?"

„Was ist denn passiert?", hakte Keblarr nach und er erzählte es ihm rasch.

„Wir können nur hoffen, dass dem nicht so ist, denn alles andere wäre... echt scheiße", sagte Ben.

Alea dachte mit Grauen daran, dass die Darkoner gerade unheimliche Schmerzen haben könnten, die vielleicht sogar nie weggingen. Die paar Sekunden, die Lennox in diesem Zustand spüren musste, hatten sie schon mehr als genug geprägt.

Da Alea gedanklich damit nicht weiterkam, meinte sie nun: „Auf jeden Fall brauchen wir irgendeine Lösung für Orion. Was gibt es auf Island, was es woanders nicht so häufig gibt?"

„Hmm", machte Sammy. „Geysire, heiße Quellen, kraterähnliche Landschaften und tolle Pullover mit Ponys drauf."

„Vielleicht sind hier irgendwelche Magische, die uns helfen könnten", schlug Ben vor.

Alea nickte und schüttelte gleichzeitig den Kopf. „Einerseits könnte das stimmen, da die Magischen Orions Ende sein werden. Andererseits ist das mit dem Fluch so eine Sache, der die Magie verhindert."

Sie gerieten in brütendes Schweigen, bis Nelani sagte: „Es könnte auch sein, dass ihr wegen des Labors hier seid."

„Wie meinst du das?", wollte Sammy wissen.

„Wenn ich etwas entdecken könnte, das Orion schachmatt setzen würde, dann wäre das die Lösung."

„Und an was denkst du da?", fragte Alea, die die vielen Konjunktive herausgehört hatte.

Nelani fuhr sich nachdenklich über die Augenbrauen. „Der Punkt ist: Was genau wollt ihr im Bezug zu Orion erreichen?"

„Ursprünglich war unser Plan, ihn zu einer Lafora zu bringen", sagte Lennox. „So soll er seine Taten verstehen und sein Wissen für etwas Gutes einsetzen. Aber das geht ja jetzt nicht mehr."

„Dass Orion also die Seite wechselt, ist ausgeschlossen." Nelani nickte langsam, als formte sich schon ein Plan in ihrem Kopf. „Reicht es euch schon aus, dass er keine Verbrechen mehr vergehen kann?"

Alea überlegte. Nelanis Frage war berechtigt: Was wollten sie mit Orion erreichen, jetzt, wo sie ihren ganzen ursprünglichen Plan aufgeben mussten? „Er und alle seine Männer dürfen keine Verbrechen mehr begehen", sagte sie. „Außerdem muss Orion dazu gebracht werden, all seine Befehle den Darkonern gegenüber aufzuheben."

Siska nickte. „Nur wie schaffen wir das?" Ihr Blick wanderte zu Nelani. „Oder gibt es irgendein nicht-magisches Mittel, das einen gut werden lässt?"

„Vielleicht muss der Doc gar nicht unbedingt gleich gut werden", wandte Sammy ein. „Es reicht doch auch, wenn er einfach nicht mehr böse ist, oder? Ich mein: Kein Nicht-Böser hält sich eine Superkriegerarmee, die Müll ins Meer lädt. Und keiner hat täglich ein paar Dutzend Männer, die einem hinterherdackeln."

Nelani stützte ihre Ellbogen auf den Tisch und fuhr sich durch die kurzen Haare. Dann sah sie Lennox und Alea an. „Ist das auch eure Meinung?"

Sie bejahten.

„Dann werde ich darüber nachdenken, wie man das erreichen kann. Weiteres können wir dann morgen besprechen." Ein Blick nach draußen bestätigte ihnen, dass es schon lange Nacht sein musste.

Thea stand auf. „Ich zeig euch, wo ihr schlafen könnt."

Sammy gähnte. „Gut. Kann ich dann bei dir schlafen?"

Thea starrte ihn überrascht an. Langsam gebärdete sie: „Okay...?" Sammy nickte zufrieden und ging schon mal raus.

„Warte!", rief Ben und folgte ihm. Die anderen taten es ihm gleich.

Als Alea als letzte raus ging, warf sie noch einen Blick ins Labor. „Gute Nacht."

„Schlaf schön", sagte Keblarr. Nelani nickte und lächelte.

Sachte schloss Alea die Tür und holte zu den anderen auf.


Mein Alea Aquarius 9Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt