Kapitel 13

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c i n e r i g l o r i a
s e r a e s t

»«

„glory paid to ashes comes too late."

.

Kühler Wüstenwind umspielte das Tuch, welches ihr Haar bedeckte. Gerade stiegen sie die letzten Meter des Berges hinab und als Nari endlich wieder festen Boden unter ihren Füßen spürte, hätte sie diesen am liebsten geküsst. Auch der Trooper schien erleichtert zu sein, zumindest wirkte seine Körperhaltung entspannter — wenn man das so nennen konnte.

„Danke." Murmelte Nari leise, als der Soldat mit geübten Griffen die Knoten löste und das Seil von ihrem Körper abnahm. Er antwortete ihr nicht, doch Nari war die schweigsame Art mittlerweile gewohnt. Entweder er machte abfällige Bemerkungen, oder er ignorierte sie. Es gab kein dazwischen. Wenn sie nicht gerade stritten, herrschte Totenstille zwischen den zwei Gefährten. Die restliche Strecke verlief ereignislos, sie hielten sich an den Plan und überquerten noch einige Dünen bis sich vor ihnen die letzte Hürde aufbaute.

Die Loyoi Gebirge. Ansich unterschied sich dieses nicht sonderlich von den Gebirge, die Nari kannte — sie hielt inne und warf dem Soldaten einen unsicheren Blick zu. Sie wusste nicht ob sie es ihm sagen sollte. Vielleicht würde er kehrtmachen wollen? Einen anderen Weg suchen? Vielleicht würde er sie auch einfach erschießen.

Ein Schauer lief über ihren Rücken als sie sich an die Gruselgeschichten der Alten erinnerte. Parriyks — Bestien, welche hinter den massiven Felswänden lauerten und plötzlich aus diesen hervorbrachen, nur um alles Lebende in ihren riesigen Schlund zu ziehen. Sie biss sich auf die Unterlippe, sollten sie sich leise fortbewegen und nicht vom Weg abkommen müssten sie das Gebirge sicher passieren.

Der Klon bemerkte ihre Nervosität, dachte sich jedoch nichts mehr dabei — vermutlich erwartete sie wieder irgendwelche Gespenster hinter den Steinbrocken. Rasch aktivierte er sein Nachtsichtgeräte und scannte die Umgebung nach Lebensformen, er hielt inne als er feststellte, dass die Steinwände leuchteten. Dieser Planet war durch und durch eigenartig. Kopfschüttelnd folgte er der jungen Frau weiterhin, bedacht auf seine Umgebung und die Waffe griffbereit.

Die Monde standen hoch oben am Himmel und hellten die karge Landschaft in ein weißliches, kühles Licht. Sie warf einen Blick auf die Holo Karte und verglich sie mit den Sternen am Himmel, sie befanden sich nahe der Stadt. Würden sie ihr Tempo beibehalten, würden sie ihre Heimat um Mittag herum erreichen. Der Wind raschelte leise durch die dürren Sträucher, sachte strich Nari über den Boden. Die Erde wurde weicher, das hieß sie näherten sich dem Anahi. Ihr Blick strich wachsam über die hohen Felswände, die Parriyks schienen sie nicht gewittert zu haben.

Plötzlich erklangen schnelle Schritte, ein Fauchen und ein Schuss hallte durch die Gegend. Erschrocken riss Nari ihren Kopf zur Seite und blickte in die toten Augen einer Raubkatze. „Nein." Entfloh es ihr leise und sie ging auf die Knie. Sie spürte seinen Atem und trauernd schloss sie die Augen, ehe sie die Klinge in das Herz des Tieres rammte und sein Leid beendete.

„Warum habt Ihr das getan?" Wollte sie dann wissen und blickte klagend zu dem Soldaten. Dieser zog sich ruckartig den Helm vom Kopf und ein verständnisloser Ausdruck lag auf seinem Gesicht. „Das Vieh hätte Euch umgebracht. Ihr solltet mir wohl lieber dankbar sein." Schnaubte der Soldat kopfschüttelnd. „Ihr wisst nicht was es wollte." Entgegnete Nari fest und der Trooper stöhnte auf: „Es war ziemlich offensichtlich was es wollte." Nari wollte bereits zu einer patzigen Antwort ansetzen, als die kleinen Steine auf der Erde zu vibrieren begannen.

„Parriyks." Flüsterte Nari tonlos und der Soldat runzelte die Stirn. „Gespenster?" Wollte er sarkastisch wissen und erhielt ein Kopfschütteln: „Schlimmer. Monster." „Was?" Irritiert sah er sie an. „Es sind riesige Würmer die Tunnel durch die Gesteine bohren. Wenn sie gestört werden greifen sie an. Es war einer der Gründe, weswegen die Völker in die unteren Ebenen zogen." Ihre Hände zitterten und der Soldat griff grob nach diesen.
„Behaltet einen klaren Verstand, Chakaaryc." Zischte er und verzweifelt versuchte Nari, einen vernünftigen Gedanken zu fassen.

Seine Augen gaben ihr eine ungeplante Stabilität. Sie spürte wie sich ihr Atem verlangsamte und ihr Herz nicht mehr rasend schnell gegen ihre Brust hämmerte. „Was müssen wir jetzt tun?" Forderte er eisig und die Stabilität verschwand augenblicklich. „Wir - wir müssen uns ruhig verhalten. Auf den Boden legen." Ratterte sie runter und sah, wie der Mann vor ihr das Gesicht verzog. „Na schön." Meinte er und drückte sie auf den Boden. Rasch riss er einige der Sträucher aus der Erde und begann, sie beide mit diesen zu zu decken. „Warten wir." Hörte sie ihn leise sagen und schwieg.

Während sie auf dem Boden lagen, musterte sie abermals den Krieger an ihrer Seite. Er hatte eine Narbe, welche von seiner linken Kopfseite auf seine Wange verlief. Es sah aus, als hätten Krallen diese hinterlassen. Wer war dieser Mann? Was würde er tun, wenn er nicht mehr auf ihre Hilfe angewiesen war?

Seine vollen Augenbrauen waren zu einem grimmigen Runzeln verzogen und seine markanten Kieferknochen waren angespannt. Innerlich schüttelte sie den Kopf und wandte ihren Blick ab. Sie durfte ihn nicht als gutaussehend empfinden. Sie hielt ihren Atem an, als ein lautes zerbersten von Steinen durch die Schlucht hallte. Ihre braunen Augen suchten verzweifelt nach denen, ihres Begleiters und für einige Minuten trafen sich ihre Blicke.

Sie hatte das Gefühl, ihn auch ohne Worte zu verstehen und für ihn schien dasselbe zu gelten. Bleib Ruhig. Die Panik in ihrem Inneren flachte ab und sie hielt den Blickkontakt mit dem Außerirdischen, konzentrierte sich auf die dunkle Farbe seiner Augen. Sie sah keine Angst in seinem Blick, sie sah nichts. Wie konnte jemand so abgestumpft sein? So hartgesotten? Wie ein Droide, als hätte er keine Seele.

Faulige Luft stieg in ihre Nase und sie rümpfte diese angewidert. Der Gestank von Tod und Verwesung war beinahe noch schlimmer, als der Fakt, dass die Bestien nur wenige Meter über ihren Körpern umherkrochen. Sie versuchte die Luft anzuhalten, ihre aufsteigende Übelkeit zu ignorieren und auch an dem Trooper schien der üble Geruch nicht spurlos vorbeizugehen. Wenigstens etwas.

Gerade als sie das Gefühl hatte, sich nicht mehr zurückhalten zu können — hörte sie die Würmer laut kreischen und dann das Geröll der Steine. Die Luft wurde reiner und benommen blinzelte Nari, ehe sie unsanft nach oben gezogen wurde. „Ihr hättet mich warnen sollen." Zischte die Stimme des Soldaten und seine Körperhaltung war alles andere, als freundlich.

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