Kapitel 9

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ophidia
in herba

»«

a snake
in the grass

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Die Luft in dem kleinen Wüstenhaus war kühl. Zu behaupten, dass Nari wütend wäre - wäre nicht richtig gewesen. Genervt? Ja. Erschöpft? Ja. Vielleicht kauerte zwischen all diesen Gefühlen auch Verletztheit.

Selbst wenn sie versuchte, das Eis zu brechen - es gelang ihr nicht. Vielleicht wollte sie dies auch gar nicht. Er war nur ein Fremder, ein Eindringling und wäre ihr Glaube nicht gewesen, hätte sie ihn am liebsten in den Dünen ausgesetzt. Er war doch soviel besser als sie, der Planet war für ihn einfältig und primitiv. Sollte er doch herausfinden, wie erbarmungslos die Natur sein konnte.

Die Schatten lungerten nicht grundlos vor den Fenstern ihrer Unterkunft. Sie labten sich an der Dunkelheit, die von ihm ausging. Es war beunruhigend. Wenn sie zurück in die Stadt kamen, musste sie dringend das Gespräch zu einem der Berater des Kaisers suchen.

Nachdenklich blickte sie auf die knisternden Flammen des Kaminfeuers, die einzige Wärmequelle in den unerbittlichen Nächten der Wüste. Sie vermisste ihre Heimat, ihr Haus und die Natur. Lange hatte sie nichtmehr das Licht gesehen und mit dem Fremdling an ihrer Seite, schwand es Tag für Tag.

Der Sand trommelte gegen die Holzläden der Fenster, der Wind pfiff und hin und wieder erklang ein unnatürliches, dämonisches Kreischen. Natürlich ängstigte es sie, doch ihr Glaube war stärker - zumindest hoffte sie das.

Langsam richtete sie sich auf und zündete einige Äste an, welche in einer grünen Flamme erleuchteten. Ein Geruch von Holz und frischen Wiesen breitete sich in dem Zimmer aus - beruhigte ihre Seele während sie ihren Zeigefinger und Mittelfinger auf die Stirn legte und leise Wörter von sich gab. Sachte ging sie auf die Knie, spürte den hölzernen Boden unter sich und schloss die Augen. Sie spürte die Wärme durch ihren Körper gleiten, ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit.

Ergeben verbeugte sie sich, ihre Male im Gesicht glühten in einem sanften Licht. Sie richtete sich wieder auf, atmete tief durch und betrat das Wohnzimmer. Die negativen Gefühle waren gewichen und Ausgewogenheit herrschte in ihrer Seele. Egal was kam, sie würde den Fremden sicher bis zu der Stadt führen. Egal was kam, er musste zurück in seine Heimat.

Der Krieg und die Zerstörung durfte nicht bis auf ihren Planeten gelangen, sie mussten versteckt bleiben - koste es was es wolle.

Schweigend lehnte der Soldat mit dem Rücken zur Wand und blickte starr gerade aus. Sein Stolz und die Sturheit hielten ihn davon ab, auf die Einheimische zu zu gehen. Er wusste, dass er etwas falsch gemacht hatte - aber sich zu entschuldigen? Das wäre doch peinlich!

Er hörte in der Küche das Klirren von Geschirr und wenn er sich konzentrierte, vernahm er ihren Herzschlag und ihre ruhigen Atemzüge. Manchmal hörte er, wie ihr Herz schneller schlug - jedes mal wenn außerhalb des Hauses etwas kreischte. Sie schien Angst zu haben, auch wenn sie sich bemühte es nicht zu zeigen. Ihr Glaube würde sie wohl auch nicht vor den Gestalten dort draußen retten - er verzog verächtlich das Gesicht. Geister, wie die Einheimische sie nannte. Dämonen. So ein Schwachsinn.

Was ihnen damals begegnet war, waren keine Geister - es waren irgendwelche Tiere. Tiere die er nicht kannte und die sie auch nicht kannte. Nicht mehr und nicht weniger. Dennoch erwog er es nicht, wieder hinaus zu gehen und selbst nach ihrer Stadt zu suchen. Die Fremde wusste am Besten, wie man dorthin gelangte und egal wie sehr er wollte, ohne die passende Ausrüstung war er auf die Hilfe einer Primitiven angewiesen.

Genervt wischte er mit dem Lappen abermals über seinen Blaster, strich mit seinen Fingerspitzen über die eingekratzten Striche. Er hatte einige Leben ausgelöscht, er bereute es nicht. Es war für die Republik, er erfüllte seinen Auftrag. Er war ein Soldat und Soldaten befolgten Befehle. Gefühle und eigene Gedanken spielten da keine Rolle. Nicht umsonst waren seine Einheit und er, eine der effizientesten Soldaten der gesamten Republik. Gefürchtet und Respektiert unter denen, die sie kannten. Eine Elite Einheit.

Er verzog das Gesicht als er an seine Brüder dachte. Sie gingen wahrscheinlich davon aus, dass er mit dem Klon Kommando umgekommen war. Der Kanzler war gewiss nicht begeistert von seiner Unfähigkeit, waren sie doch eigentlich fehlerlos. Wie konnte er Versagen? Es war beschämend.

Vorsichtig legte er den Blaster zurück in seinen Rucksack und richtete sich auf. Die schweren Stiefel knarzten auf dem Boden, als er auf die Essnische zu steuerte. Seine scharfen Augen bemerkten, wie die Außerirdische sich kaum merklich anspannte und seine Ohren vernahmen ihren schnelleren Herzschlag.

Wieder verzog er das Gesicht.

Eigentlich war es nicht sein Plan gewesen, dass sie ihn fürchtete.






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A/N

Hey Leute :)
Ich hoffe die Geschichte gefällt euch bis jetzt <3

Morgen fängt Ramadan an, ich werde noch die vorgeschrieben Kapitel veröffentlichen und dann erst wieder ab dem 20.04 an neuen arbeiten. 🫶

Bis dann und bleibt Gesund :)

ApatheiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt