n e m o m o r t a l i u m
o m n i b u s h o r i s
s a p i t»«
Of mortal men,
none is wise at all time.
Es fühlte sich wie ein Kapitalverbrechen an, die Rüstung abzulegen. Er fühlte sich schutzlos ohne die schweren Platten auf seinem Körper. Das Badezimmer war klein, doch eine großes Fenster gewährte Aussicht auf die unendlich scheinenden Weiten des Planeten. Als er die Unterbekleidung auszog, fiel sein Blick in den Spiegel. Wulstige Narben zierten seinen Oberkörper und seine Arme. Hände hatten Kratzer hinterlassen, Schussverletzungen und Messerstiche erzählten Geschichten von Schlachten, die ihn bis heute plagten.
Seine Hände stützten sich vorsichtig auf das Waschbecken. Wie häufig waren Knochen unter diesen Händen zerbrochen? Es war so leicht — erschreckend leicht. Er schüttelte den Gedanken ab und betrat die Duschkabine. Das Wasser prasselte kühl auf seinen Körper hinab und schenkte ihm neue Energie. Leise gestattete er es sich zu seufzen. Den Kopf lehnte er an die Steinwand und für einige Sekunden schloss er die Augen, ehe er begann sich zu reinigen.
Eingekleidet in einem dunklen, blauen Shirt und einer passenden, weiten Hose betrat er wieder den Wohnraum. Er fühlte sich so — entblößt. Die leichten Stoffe würden ihn kaum vor einem hinterhältigen Angriff schützen. Wachsam tigerte sein Blick durch das Zimmer, ehe er dem Geruch von Essen folgte und auf die junge Frau traf. Wie sie sich wohl gefühlt haben musste? Ein Fremder war einfach in ihr Haus getaumelt, bis an die Zehen bewaffnet und ihr weit überlegen. Dennoch hatte sie ihm Schutz gewährt, sein Leben gerettet.
Er war ihr dankbar, doch er wusste nicht wie er es ausdrücken sollte.
Sie schien seine Schritte vernommen zu haben, denn sie drehte sich zu ihm und setzte ein Lächeln auf. „Jetzt seht Ihr halbwegs Lebendig aus." Kommentierte sie und kassierte einen irritierten Blick. „Vergesst es." Sie schüttelte den Kopf und griff nach einer Schüssel. „Esst. Ihr braucht es um zu Kräften zu kommen." Nari nickte ihm ermutigend zu. Zögerlich griff er nach der Schüssel und dem Löffel, den sie dabei gelegt hatte.
Es schmeckte unfassbar gut. Es fiel ihm schwer, nicht alles sofort zu verschlingen. „Schmeckt?" Er konnte ihr selbstgefälliges Grinsen bis hier hin hören. „Es ist gut." Arctic schob die leere Schüssel bei Seite. „Ich habe eine Frage.." Begann er und sie nickte. „Fahrt fort." „Euer Planet wirkt lebensfeindlich, ich war Tage unterwegs und fand keinen See, Fluss oder wenigstens eine Pfütze und doch habt Ihr fließend Strom und Wasser." Er verschränkte die Arme. „Das Wasser befindet sich unterhalb der Erde." Lautete ihre Antwort und verwundert hob er die Augenbrauen. Wie konnte es sein, dass er noch nicht selbst darauf gekommen war? „Unterhalb gibt es Seen und ganze Biotope. Wie eine eigene Welt. Sogar Tiere leben dort. Die meisten meines Volkes leben unter der Oberfläche." Er nickte. „Ich verstehe." Sie schwiegen.
„Aber Ihr lebt hier."
Sie antwortete nicht sofort.
Er bemerkte, wie sich ihre Körperhaltung leicht verspannte. „Jedes Jahr geht einer von uns nach oben. Wir halten Ausschau nach möglichen Bedrohungen und entnehmen Proben um Veränderungen der Umwelt frühzeitig zu erkennen." Erklärte sie. „Dieses Haus ist die Zentrale, jedes Jahr wechselt es den Bewohner." „Ihr seid nicht gerne hier." Stellte der Trooper fest. Sie schien überrascht, etwas überrumpelt von seiner Beobachtung. „Ihr wart der Wüste tagelang ausgeliefert. Ihr wisst, wie feindselig sie sein kann." Lautete ihre Antwort. „Ich wollte dieses Jahr schnell hinter mich bringen und dann kamt Ihr mir über den Weg." Ein anklagender Unterton schwang in ihrer Stimme mit. „Entschuldigt für den Wirbel, den ich in Euer Leben bringe." Höhnend lehnte er sich zurück.
„So trostlos wie es derzeit ist, bin ich Euch eher dankbar." Schmunzelnd richtete sie sich auf. „Wer hat schon das Glück einem gezeichneten Soldaten über den Weg zu laufen?" Ihre Augen schienen zu lodern. „Wieso helft Ihr mir dann?" Wollte er verständnislos wissen. „Weil Ihr in Nöten seid." Entgegnete sie prompt. „Ich bin nicht in Nöten." Abstreitend hob er die Hände und wieder zierte ein hämisches Lächeln ihre Lippen: „Ach wirklich?" Der Soldat verzog das Gesicht. „Hättet ihr mich nicht getroffen wärt Ihr jetzt Mausetot." Setzte sie noch einen drauf. „Hütet Eure Zunge, ich bin noch immer ein Fremder." Arctic ließ die Drohung unausgesprochen, aber Nari schien nicht beeindruckt.
„Würdet Ihr mein Leben nehmen, wärt Ihr innerhalb zwei Wochen eine vertrocknete Leiche. Ich bin die Einzige, die Euch helfen kann." „Und warum helft Ihr mir dann?" Er unterbrach sie.
„Weil ich einen Eid geschworen habe." Antwortete sie kühl.
„Einen Eid?" Hakte er nach. „Ich hab geschworen diesen Planeten zu beschützen. Man wird bestimmt nach Eurem Schiff suchen, außer ihr kommt Lebend dorthin zurück von wo ihr gekommen seid." Sie lehnte sich zurück. „Ihr wisst wie man von diesem Planeten kommt?" Nari erkannte die Hoffnung in seinem Blick und für einen kurzen Moment spürte sie etwas wie Mitleid in ihr aufkeimen.
Wie würde sie sich fühlen, an seiner Stelle? Flüsterte ihr Gewissen.
Doch sie würde gar nicht erst in diese Position kommen. Er war ein Mörder und kolonialisierte Planeten — vielleicht hatte er es verdient hier zu stranden. Er hatte sich für diesen Weg entschieden, diesen Beruf.
„Natürlich weiß ich das. Ich weiß nur nicht ob es klug ist, Euch den Weg zu zeigen."
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Apatheia
Science Fiction„Selbst wenn ich den Willen hätte zu fliehen - ich wüsste nicht wohin." Weit entlegen der Galaxis und fernab von jeglichen Karten der Republik liegt ein Planet. Geprägt von endlosen Sandwüsten und Wasser nur tief unter der Erde fließend. So karg und...