Kapitel 50

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Don't Let Me Down- The Chainsmokers (feat. Daya)
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Gespannt auf das bevorstehende Abenteuer mache ich mich auf den Weg nach unten und gebe Bescheid, dass ich mitkommen darf. Nach kurzer Absprache steht fest, dass nur Ben und Joe einkaufen fahren. Der Rest bleibt hier und bereitet schon einmal das Mittagessen vor. Mit meinen beiden Lieblingsköchen und Bodyguards im Gepäck machen wir uns auf den Weg zum Supermarkt. Um diese Uhrzeit ist er laut Ben nur kaum besucht. Also gut für alle Beteiligten. Das es aber nicht nur beim Besucht im Supermarkt bleiben wird, weiß zu diesem Zeitpunkt nur ich...
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Amelia

Freudig springe ich aus dem Auto und mache mich mit einem Grinsen im Gesicht auf dem Weg ins innere. Kurz bevor ich jedoch die Türen passiere werde ich an meiner Schulter zurückgezogen. Wäre ich nicht von einer harten Brust ausgebremst worden, wäre ich jetzt vermutlich wie eine Briefmarke auf den Boden geklatscht. Verwundert sehe ich hoch und blicke direkt in das grinsende Gesicht von Marc. „Schön hier geblieben ,junges Fräulein!", ermahnt er mich. Mit einem ‚Jaja!' löse ich mich aus seinem Griff und begebe mich in den Supermarkt. Tatsächlich ist dort relativ wenig los. Erstaunt sehe ich mich um. Es ist zwar nicht das erste mal, dass ich in einem Supermarkt stehe, allerdings war ich noch nie in einem so riesigen. Ab und zu sehe ich über meine Schulter und erkenne meine beiden Bodyguards immer in meiner Nähe. Die beiden Köche sind schon in irgendwelche Gänge verschwunden und man sieht nur, dass die beiden noch anwesend sind, weil sich die Einkaufswagen immer mehr füllen. Wenn jetzt Marc und Tom nicht da wären, würde ich wahrscheinlich sogar ein bisschen das Gefühl von Selbstständigkeit verspüren. Immer länger befinden wir uns im Supermarkt und so langsam ist schon der vierte Einkaufswagen voll. Das bedeutet, dass ich mich bald wieder zuhause befinde und mich irgendwie selbst beschäftigen muss. Keiner meiner Freude hat Zeit und auch meine Brüder und Eltern sind anderweitig beschäftigt. Erst heute Abend werden sie alles erledigt haben und können dann erst Zeit mit mir verbringen. Ich hoffe einfach, dass mich bis dahin meine Langeweile noch nicht um den Verstand gebracht hat. Ich muss irgendwie die Zeit rumkriegen. Am liebsten würde ich ein bisschen alleine in die Stadt gehen und einfach wie ein ‚normaler' Mensch leben. Aber was hält mich ab genau das zu tun? Eigentlich stehen mir nur meine beiden Bodyguards im Weg. Diese weichen mir nämlich nicht von der Seite. Ben und Joe könnte ich einfach sagen, dass ich schon mit Tom und Marc vorgefahren bin, allerdings kann ich diese Ausrede nicht bei meinen beiden Beschützern anwenden, weil sie mir wie gesagt nicht von der Seite weichen. Ich muss nur die beiden loswerden und dann habe ich ein paar Stunden Zeit das zu machen, was ich schon immer mal alleine und vor allem selbstständig machen wollte. Einfach wegrennen oder verstecken fällt weg, denn dann müssten sie meinem Vater Bescheid sagen und innerhalb von fünf Minuten suchen keine zwei Männer mehr nach mir, sondern zweihundert. Dann kann ich mir den Aufwand auch sparen, weil dieser länger dauern wird, als meine freie Zeit. Wie werde ich denn nur die beiden los?

Diese Frage stelle ich mir, während ich durch die Gänge laufe und immer mal wieder so tue, als ob ich mich für das Produkt interessieren würde, damit es nicht auffällt. Warum ich aber genau vor der Babynahrung anhalte weiß ich selbst nicht! Allerdings scheint es mir Glück gebracht zu haben, denn als ich das nächste mal zurückblicke sind die beiden weg. Auch in den neben Gängen nicht. So langsam verwundert es mich wirklich, dass es so einfach war. Ich meine ich habe nichts gemacht, außer mir den Kopf drüber zu zerbrechen und nun sind die ganzen Anstrengungen und Bemühungen um sonst gewesen? Immer noch irritiert durch das plötzliche verschwinden laufe ich planlos durch die Gänge. Der Supermarkt ist wie ausgefegt. Keine Menschenseele ist zu erkennen. Haben die vier mich vergessen? Als ich immer noch keinen Mensch gesichtet habe, verlasse ich das Gebäude und befinde mich wieder auf dem Parkplatz. Dort stehen tatsächlich ein paar Autos, allerdings ist auch dieser sonst von keiner Menschenseele besucht. Was geht hier nur vor sich? Immer länger eile ich über den Parkplatz, bis ich plötzlich stehenbleibe. Warum nutze ich nicht diese Situation und gehe in die Stadt? Schließlich sind die vier es, die mich alleine gelassen haben. Aber was ist, wenn irgendwas passiert ist und deshalb alle weg sind? Vielleicht sind sie verletzt und brauchen nun Hilfe? Innerlich mit mir kämpfend bleibe ich stehen und denke noch einmal kurz über die Möglichkeiten nach. Die in meinen Augen richtige zu wählen dauert keine zehn Sekunden. Die vier sind meine Freunde und ich würde es mir nie verzeihen, wenn ihnen etwas passieren würde. Sie würde für mich sterben und verbringen ihre Zeit mit mir, da bin ich es ihnen nur schuldig mich auch um sie zu sorgen. Kurzerhand drehe ich ich um und gehe wieder zurück zum Eingang des Supermarktes. Weit kommen tue ich aber nicht, denn plötzlich knallt etwas hartes gegen meine Schläfe und meine Sicht verschwimmt. Warmes Blut rinnt mir über meine Haut und landet anschließend in kleinen Tropfen auf dem Boden. Die schwarzen Punkte übernehmen immer mehr mein Sichtfeld und ich merke nur noch zwei Hände die mich auffangen bevor ich das Bewusstsein vollständig verliere.

Langsam komme ich wieder zu mir. Es ist komplett still und es dauert ein paar Sekunden, bevor ich mich wieder an die Ereignisse erinnern kann. Der leergefegte Supermarkt, die Entscheidung, der Weg zurück zum Supermarkt und anschließend auch noch der Schlag gegen die Schläfe! Apropos Schläfe: ich habe höllische Kopfschmerzen. Mein Kopf fühlt sich schwer an und brummt ziemlich. Ich befinde mich auf einem unbequemen Holzstuhl. Mein Sichtfeld wird von etwas versperrt und der Versuch dieses etwas zu beseitigen scheitert. Mein Hände und Beine sind an den Stuhlbeinen festgebunden und lassen keine Bewegungsfreiheit zu. Während ich versuche die Seile zu lösen, nehme ich plötzlich mehrere Fußstapfen wahr. Dann wird es plötzlich hell. Diese etwas ,was sich jetzt als Tuch herausstellt wird von meinen Augen entfernt. Ein paar Sekunden brauche ich um mich an das Licht zu gewöhnen, aber dann erkenne ich zwei Männer vor mir. Ich befinde mich in einer kleinen kalten und herzlos eingerichteten Halle. Wir drei sind die einzigen hier, aber nun höre ich von draußen ein paar Stimmen. Dort befinden sich also auch nochmal welche. „Hallo, meine liebe!", beginnt der eine jetzt zu sprechen. Er ist relativ klein und ich würde ihn auf ungefähr Mitte 40 schätzen. Der Mann daneben ist auch nicht größer, allerdings ein bisschen jünger. Wenn einer jetzt sagt, dass er mich heiraten möchte, dann begehe ich Selbstmord! „Was wollt ihr von mir?", frage ich möglichst selbstbewusst. Tatsächlich höre ich mich auch so an, weshalb ich einmal innerlich grinsen muss und mit mir selber einschlage. Diese Freude verblasst allerdings, als der jüngere anfängt zu sprechen. „Wir haben ein kleines Geldproblem. Du befindest dich gerade bei den Black Wolves. Wir sind eine Gang mit rund einhundert Mitgliedern. Wir waren bis letzte Woche noch ein paar mehr, allerdings haben diese uns hintergangen und eine Lieferung sabotiert. Nun sind wir Hunderttausend im Rückstand und müssen sie irgendwie ausgleichen. Wir haben zwar keine Ahnung wer du bist, allerdings hattest du Bodyguards dabei, weshalb wir schätzen, dass deine Eltern nicht arm sind. Ich schicke ihnen jetzt ein Foto von dir und biete ihnen einen tausch an. 500.000€ gegen dich. Also was ist der Pin von deinem Handy?", erklärt er und hält am Ende mein Handy hoch.

Meinen Namen erzähle ich den beiden erstmal noch nicht, denn so lange die beiden noch unwissend sind, hat meine Familie Zeit mich zu befreien und die zwei zu fangen. Deshalb spiele ich ein bisschen auf Zeit und versuche sie hinzuhalten. „Was ist dein Pin?", fragt nun der eine nochmal deutlich drohender nach. „110",sage ich aber kann mir kein Schmunzeln verkneifen. Die beiden finden das aber nicht so witzig, den diese Antwort bringt mir erneut einen Schlag gegen die Schläfe ein.Dadurch platzt die Wunde, welche ich am Parkplatz bekommen habe wieder auf und es beginnt erneut zu bluten. „Was ist dein Pin!", schreit der ältere von den beiden nun an. Ich gebe mich geschlagen und nenne den beiden meinen Pin. Es dauert keine Minute, da ist das Foto von mir, blutend und gefesselt auf einem Stuhl in einer kleinen Halle in unserer Familiengruppe. „Ging doch, wieso nicht gleich so? Was ist eigentlich dein Name?" „Amelia" , antworte ich ihm. „Und weiter?", fragt der andere ungeduldig nach. „Hernández! Ich bin Amelia Lucia Hernández! Tochter von Fernando und Sofiá Hernández!", spreche ich nun ernst. Einen Moment ist es still, ehe die beiden anfangen zu lachen. Ein paar Sekunden lachen sie, bis wir plötzlich draußen Schüsse hören! Ich glaube mein Abholdienst ist da! Sofort verstummen die beiden und gucken sich entsetzt an. „Ich glaube ihr habt ein Problem!", fasse ich die Lage knapp zusammen. Dies wird allerdings wieder mit einem Schlag quittiert. Diesmal aber gegen die Lippe, welche auch sofort anfängt zu bluten. „Geh nachgucken, was da draußen los ist! Sofort!", befiehlt der ältere. Anscheinend ist er hier der Boss.

Der andere will sich gerade von mir wegdrehen und zur Tür gehen, als plötzlich eine Stimme ertönt und alle erstarren. „Finger weg von meiner Tochter! SOFORT!",ertönt die Stimme von meinem Vater. Er ist nicht wütend. Nein, er platzt fast vor Zorn. Sein Gesichtsausdruck wird auch nicht freundlicher, als der ‚Boss' einen Schritt zur Seite tritt und mein Blut verschmiertes Gesicht sichtbar wird. 

Nur der Wille zähltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt