Kapitel 86

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My Head & My Heart- Ava Max
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„Kann ich Musik anmachen?", fragt Leonardo hoffnungsvoll. Sofort wollen wir dazwischen gehen, allerdings sind wir zu spät. „Klar!", stimmt mein Vater bereits zu. „Um Gottes Willen!", murmelt Blake mit dem Händen auf seinem Kopf. „Bitte nicht!", fleht Valentino und auch ich versuche alles habe aber keine Chance mehr. Bereits nach wenigen Sekunden ertönt das Intro von Biene Maja und Leonardo beginnt wie ein Dirigent mit seinen Händen herumzufuchteln. Verstört gucken wir ihn an. Das kann eine lange Fahrt werden...
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Valentino

„Endlich! Danke lieber Gott für die Rettung in letzter Sekunde!", höre ich meinen ältesten Bruder hinter mir flüstern. Vor ein paar Minuten haben wir endlich den Campingplatz erreicht und ich war noch nie so froh aus einem Auto oder genauer gesagt Wohnmobil aussteigen zu können. „Zurück fahre ich mit euch!",stellt meine kleine Schwester direkt klar, als der Rest unserer Familie aus dem zweiten Wohnmobil kommt. „Warum das denn?", fragt Santiago belustigt. Alle aus dem anderen Wohnmobil haben einen sehr amüsieren Gesichtsausdruck und das seitdem sie uns erblickt haben. Wenn ich mir meine anderen Mitfahrer aber so ansehe kann ich auch verstehen, warum sie es so amüsant finden. Blake, Amelia und sogar unser Vater sehen komplett erschöpft aus. Der einzige, der noch wie frisch geschlüpft aussieht ist mein jüngster Bruder. Dieser hat ein Dauerlächeln auf dem Lippen und sieht zudem noch hochmotiviert aus. Er durfte aber schließlich auch die Musik aussuchen, weswegen es kein Wunder ist. „Weil ich ganz sicher die Rückfahrt nicht mehr mit Leonardo zusammenfahren werde! Wir haben eine halbe Stunde die Musik von Biene Maja, 40 Minuten die Musik von Pipi Langstrumpf und eine Stunde die Musik von Feuerwehrmann Sam hinter uns. Ich kann nicht mehr!",erklärt sie während sie wie wild mit ihren Händen herumfuchtelt. Ich kann sie aber verstehen. Schließlich war ich dabei hätte aber gerne darauf verzichtet. Noch nie kam mir eine Fahrt so lange vor, denn heute hatte ich das Gefühl, dass sie gar nicht mehr endet. „Das erklärt zumindest eure Gesichter!",lacht Alejandro. Innerhalb von Sekunden verkneift er es sich aber wieder, da er von uns allen einen deutlich warnenden Blick zugeworfen bekommt. „Du bist bei uns jederzeit willkommen!",lockert unsere Mutter schlussendlich die Situation, bevor sie eskaliert. Dankend blickt meine kleine Schwester sie an, ehe sie ihren Blick abwendet und ihn stattdessen auf den Campingplatz richtet. „Sind Lina und Sophie schon da?", fragt sie hoffnungsvoll an unsere Eltern gerichtet. „Die anderen beiden Familien werden erst in ungefähr einer Stunde ankommen, weil sie momentan im Stau stehen. Das haben sie mir zumindest per Telefon mitgeteilt",muss unsere Mutter sie enttäuschen. Wir sind erstaunlicherweise gut durchgekommen und das, obwohl wir etwas später als geplant losgefahren sind. Darüber war ich insgeheim sehr dankbar, denn so gerne ich Familienurlaube auch liebe- ich hasse campen. Ich meine Camping ist der Zustand in dem der Mensch seine eigene Verwahrlosung als Erholung empfindet. Wie kann man sowas bitte mögen? Ich werde trotzdem versuchen das Beste aus dieser Situation zu mahnen, obwohl ich mein Bett jetzt schon vermisse und dabei sind wir noch nicht einmal eine Stunde hier.

„Ich gehe mich hier mal umgucken! Will jemand mitkommen?",frage ich nach ein paar Minuten in die Runde. Mehr als es uns in den Wohnmobilen einzurichten haben wir bis jetzt noch nicht gemacht und langsam wird es echt langweilig. „Ich komme mit!", meldet Amelia sich. Auch die Zwillinge und Blake schließen sich uns an. „Wisst ihr, wieso keine Sicherheitsmänner dabei sind? Also nicht, dass ich damit ein Problem hätte. Es wundert mich nur!", fragt meine kleine Schwester auch schon los sobald wir ein paar Meter von den anderen entfernt sind. „Das hast du ganz alleine mir zu verdanken!", beginnt Blake stolz. „Ich habe mehrere Tage lang mit unseren Eltern geredet und sie schließlich überzeugen können ohne Sicherheitsmänner loszufahren!". „Mit welchen Argumenten hast du sie denn überzeugen können? Vielleicht kann ich die in der Zukunft auch mal anwenden...",mische ich mich ein. Sofort muss unser ältester Bruder lachen. „Also in der Zukunft wirst du sie vermutlich nicht anwenden können. Zumindest wüsste ich nicht wo, denn ein Argument war zum Beispiel, dass wir uns nicht richtig entspannen können, wenn wir das Gefühl hätten von mehreren Menschen beobachtet zu werden! Ich habe meiner Kreativität bei den Argumenten freien Lauf gelassen!", lacht er weiter. „Als ob das gereicht hat!",bezweifelt Amelia. „Bestimmt hat auch mein Charme mitgeholfen!", erklärt er augenzwinkernd.Augenverdrehend und mit einen deutlich hörbaren Seufzer will meine kleine Schwester sich von uns abwenden, hat da die Rechnung ohne Blake gemacht. „Da keine Sicherheitsleute dabei sind haben wir älteren jetzt die Verantwortung für die Sicherheit von euch jüngeren. Insbesondere du mein Engel!",tadelt er sie belustigt an. „Heißt das, dass ich nicht alleine irgendwo hingehen darf?", fragt sie mit verschränkten Armen vor der Brust. „Nein! Du sollst einfach nur die ganze Zeit in unserem Blickfeld bleiben! ", stellt er klar. „Na herzlichen Glückwunsch!", murmelt meine kleine Schwester, ehe sie ihren Weg fortsetzt. Wir blieben natürlich direkt bei ihr. „Ach komm so schlimm ist das doch nicht! Du verbringst doch gerne Zeit mit deinem Lieblingsbruder!",schleimt Blake sich bei ihr ein. „Ich bin ihr Lieblingsbruder!",mischt Matteo sich ein. „Nein! Ich!", widerspricht Alejandro den beiden. „Wenn ich einen von euch jetzt Recht gebe, dann liegen wir alle falsch!", kommentiert Amelia nur belustigt den kleinen Streit zwischen uns Geschwistern. Ich halte mich bewusst daraus, da ich ganz genau weiß, dass ich heimlich ihr Lieblingsbruder bin. Laut aussprechen werde ich es nicht, da ich keinen Konflikt provozieren möchte. Stattdessen spiele ich lieber einmal Streitschlichter. „Ist doch auch egal wer ihr Lieblingsbruder ist! Lieb hat sie uns alle!" ,versuche ich die drei Streithähne zu beruhigen. Tatsächlich hören sie auf zu diskutieren und gucken dagegen unsere kleine Schwester an. Diese geht mit ausgestreckte Armen näher zu uns und zieht uns alle in eine große Gruppenumarmung. „Ich habe euch alle lieb!", spricht sie. „Auch wenn ihr manchmal ziemlich nervig seid!", fügt sie leise flüsternd hinzu. Empört lösen wir uns und sehen sie an. Wie ein kleines Biest kichert sie und rennt dann von uns weg. „Hat sie gerade ernsthaft gesagt, dass wir nervig sind!", frage ich meine Brüder empört. „Und ist sie gerade ernsthaft vor uns weggerannt?", fügt Matteo ungläubig hinzu. „Ja und da wir insbesondere ich für ihre Sicherheit jetzt gerade zuständig sind, fange ich sie mal lieber schnell wieder ein".

Mit diesen Worten joggt unser ältester Bruder los und versucht unsere kleine ,aber ziemlich flinke Schwester einzuholen. Auch die Zwillinge und ich folgen nach ein paar Sekunden den beiden. Allerdings im Sprint. Deswegen dauert es auch nicht lange, bis wir zuerst Blake und anschließend Amelia einholen. Diese ist hinter einer Ecke stehengeblieben und beobachtet etwas. „Was guckst du dir denn da an?", frage ich sie belustigt. Als ich allerdings sehe, was sie sich anguckt, verschwindet mein Lächeln sofort. Oh nein!

Nur der Wille zähltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt