Kapitel 66

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Salt- Ava Max
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„Aber du bist verletzt! Ist es passiert, als du mich gerettet hast? Bin ich daran Schuld?", fragt sie, als ihr Blick wieder auf mich fällt. „Nein, nein! Ich habe mir schon davor eine kleine Platzwunde an der Stirn geholt, aber das ist jetzt nicht weiter schlimm! Sollen wir dich nach Hause bringen? Ich werde dich auf gar keinen Fall in diesem Zustand alleine hier lassen!", frage ich sie. Plötzlich spannt sich ihr Körper kaum merklich an und auch ihre Unsicherheit nimmt merkbar zu. Was ist denn jetzt los?
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Santiago

„Nein, nein! Alles gut! Ihr braucht euch nicht die Mühe zu machen mich nach Hause zu fahren! Ich lebe nicht so weit von hier und kann schnell laufen. Es ist schließlich auch noch hell und es laufen dementsprechend noch genug Menschen herum, welche mir im Notfall helfen können, falls was passieren sollte!", erklärt sie schnell und zwar so schnell, dass man sie kaum noch versteht. Dabei kann man auch ihre Unsicherheit deutlich spüren, was mein Bauchgefühl nicht positiv verändert. Es irritiert mich zutiefst, dass sie so auf die Worte ‚nach Hause' so stark reagiert und das in einer negativen Art und Weise. Eigentlich müsste sie sich bei den Worten entspannen und nicht anspannen, wie sie es tut. „Wir haben heute nichts mehr vor und es liegt uns wirklich am Herzen, dass du sicher zu Hause ankommst. Du hast für den heutigen Tag sicher schon genug erlebt, denn du siehst wirklich fertig mit den Nerven aus. Am besten du ruhst dich heute nur noch aus und strengst dich nicht mehr an. Dementsprechend wäre es besser, wenn wir dich nach Hause fahren können. Dürfen wir?", fragt meine kleine Schwester sanft an sie gerichtet. Es ist wirklich erstaunlich, mit welchen Gefühlen und mit einer Zärtlichkeit sie an die Sache rangeht. Ihre Augen blicken in die Augen von Chayana, welche zögerlich nach ihren Händen greift und sie vorsichtig umschließt. „Es tut mir leid, aber es geht einfach nicht! Ich komme schon alleine klar, wirklich!". „Wir wollen ja auch nicht mit reinkommen! Wir wollen dich nur bis vor die Haustür fahren und dann warten, bis du sicher drinnen bist! Mehr wollen wir wirklich nicht!", mische ich mich wieder mit rein. Vorsichtig löst sich ihr Blick von Amelias und sie schaut nun in mein Gesicht. Ihre Haselnuss braunen Augen harmonieren perfekt zu ihren langen, dunkelbraunen und lockigen Haaren. Ihre kleine Stupsnase passt perfekt zu ihren vollen und durch einen dunkelroten Lippenstift in Szene gesetzten Lippen und ihre leichten Sommersprossen runden ihr Gesicht perfekt ab. Diese Frau ist wirklich eine absolute Weltschönheit. „Und euch macht das wirklich nichts aus? Ich wohne wirklich nicht weit weg, also ich kann auch laufen!",erklärt sie und nickt am Ende mit den Kopf nach hinten. Kurz schaue ich nach hinten und erkenne eine kleine Nebenstraße. „Nein für uns macht das keine Probleme!",beschwichtige ich sie. Zögerlich nickt sie was Amelia zum Anlass nimmt, sie an den Händen aus der kleinen Gasse wo wir uns gerade befinden zu ziehen. Schmunzelnd laufe ich den beiden hinterher, bleibe allerdings nach ein paar Metern stehen. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass ich etwas vergessen habe! Kurz lasse ich meinen Blick durch die Gasse schweifen und sofort fällt mir auf, was ich vergessen habe. Die beiden Männer liegen immer noch bewusstlos auf dem Asphalt neben den Mülltonnen. Eigentlich erkennt man zwischen den Mülltonnen und den beiden keinen großen Unterscheid, weshalb ich sie da auch theoretisch liegen lassen könnte. Die Polizei haben wir unter Kontrolle und müssten da eigentlich auch nichts befürchten. Allerdings möchte ich sie für ihre Taten leiden lassen. Generell eine Frau gegen ihren Willen anzufassen geht gar nicht,aber dass sie sich jetzt auch noch ausgerechnet an meinervChayana vergnügen wollten bringt das Fass zum überlaufen. Seufzend drehe ich mich wieder mit den Rücken zu der Gasse und folge stattdessen Amelia und Chayana. Die beiden sind schon aus meinem Sichtfeld verschwunden, was ich nicht unbedingt für gutheiße. Schließlich ist Amelia jetzt gerade ungeschützt und Chayana hat ein traumatisches Erlebnis hinter sich. Ich lege deshalb einen Schritt zu, während ich mein Handy aus der Hosentasche krame und anschließend ein paar unserer Männer den Standort und den Auftrag die beiden Männer in eine unserer Lagerhallen zu schaffen, schicke. Sobald die Nachricht den zweiten Haken bekommt, richte ich meine Blick wieder nach vorne und erkenne dort die beiden Damen, welche lachend am Auto steht. Sofort überträgt sich die gute Laune, welche die beiden ausstrahlen auf mich.

„Worauf wartet ihr denn? Also ich wäre ja schon längst eingestiegen, würde ich schon länger hier warten", ziehe ich die beiden mit einem Grinsen auf. Natürlich weiß ich, dass es gar nicht geht, weil ich den Autoschlüssel habe, aber man kann nie genug seine Schwester ärgern. Mit einem finsteren Blick schaut der kleine Giftzwerg mich an, ehe sie auch schon los giftet: „Haha! Wie witzig! Das nächste mal nehme ich den Autoschlüssel und sage dasselbe zu dir!". Damit dreht sie sich um und steigt ins Auto ein, welches ich inzwischen aufgeschlossen habe. Ihre gute Laune von vor ein paar Sekunden ist wie weggeblasen. Mein Grinsen entwickelt sich zu einem Lachen, welches von Chayana erwidert wird. Ihr Lachen ist genauso wie ich es mir vorgestellt habe, wenn nicht sogar noch ein bisschen schöner. Ich könnte sie ewig lachen hören. „Kommt ihr jetzt endlich oder schlagt ihr da draußen noch Wurzeln?", faucht mein kleiner von der Rückband heraus. Also da ist ja jetzt jemand schlecht gelaunt. Normalerweise würde ich sie jetzt zurechtweisen, allerdings verkneife ich es mir, weil wir nicht alleine sind. Zum Glück nimmt Chayana den kleinen Wutausbruch meiner Schwester mit Humor und steigt lachend auf den Beifahrersitz. Ich setze mich auf die Fahrerseite und nachdem alle Türen zu sind und alle sich angeschnallt haben geht die Fahrt auch schon los. Chayana lotst mich zu ihrem Haus und nach weniger als fünf Minuten Fahrzeit stehen wir auch schon vor einem kleinen Einfamilienhaus. Es sieht ein bisschen heruntergekommen und leblos aus, allerdings kann es innen auch ganz anders aussehen. Deshalb spreche ich sie jetzt nicht darauf an und meine Schwester zum Glück auch nicht. Amelia muss auch erstmal laut schlucken, als sie die unzähligen Risse und die Haustür, welche man vermutlich beim nächsten aufmachen in der Hand hat, sieht. Chayana ist ihr Wohnort sichtlich unangenehm, weshalb sie schnell aussteigt und sich bedankt. Mit einem freundlichen Lächeln und einer winkenden Hand verschwindet sie dann schlussendlich im Haus, wobei ihre Beine mit jedem Schritt, mit dem sie ihrer Haustür näher kommt, mehr und mehr anfangen zu zittern.

„Also irgendwas ist hier faul und zwar gewaltig! Ich muss kein Therapeut sein um herauszufinden, dass was auch immer in diesem Haus passiert, sehr schlechte Erinnerungen bei ihr hervorholt!", murmelt Amelia, welche sich inzwischen auf dem Beifahrersitz platzgenommen hat. Ich stimme ihr mit einem Nicken kommentarlos zu, denn ich habe das selbe Gefühl...

Nur der Wille zähltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt