Kapitel 91

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Things We Lost In The Fire- Bastille
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„Dort ist er!", schreie ich überglücklich und zeige auf einen kleinen Fleck auf einer Parkbank! „Endlich!", stöhnt Matteo erleichtert. Am liebsten wäre er bei unseren zwei Brüdern bei den Wohnmobilen geblieben, aber ich konnte ihn noch überzeugen mitzukommen. Hätte ich das mal lieber gelassen!
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Valentino

„Valentino, hier bist du ja endlich! Ich habe dich gesucht!", höre ich die erleichtertere Stimme von meiner kleinen Schwester. Augenblicklich drehe ich mich in die Richtung von wo die Stimme herkommt und erkenne sie dort zusammen mit den Zwillingen und unserem Vater stehen. „Wir haben dich gesucht!", verbessert Alejandro sie schmunzelnd. „Wie auch immer!", murmelt sie, während die ihre Augen verdreht. Den mahnenden Blick ,den sie daraufhin von und unserem Vater zugeworfen bekommt entgeht ihr keineswegs, allerdings geht sie nicht weiter darauf ein. Stattdessen rennt sie im Rekordtempo auf mich zu uns stürzt sich in meine Arme. „Ich habe mir so welche Sorgen um dich gemacht, als du plötzlich weg warst. Wir konnten dich nämlich telefonisch nicht erreichen und- ", sprudelt es auf einmal ohne Punkt und Komma aus ihr heraus. Bevor sie sich aber noch verhaspelt und anschließend irgendwas passiert unterbreche ich sie lieber. „Tut mir leid, aber mein Handy war auf lautlos, weshalb ich die Anrufe nicht gehört habe! Ich wollte nicht, dass ihr euch Sorgen macht!", entschuldige ich mich, während ich liebevoll meine kleine Schwester umarme. „Jaja, ist ja jetzt auch egal! Wir haben ihn nun gefunden, können wir also jetzt bitte gehen?",meckert Matteo und zerstört somit den Geschwistermoment zwischen meiner kleinen Schwester und mir. Innerlich bin ich noch ein bisschen überfordert, weil sie einen extrem besorgten Gesichtsausdruck im Gesicht trägt. Ich habe eigentlich damit gerechnet, dass sie Angst vor mir hat oder sauer auf mich ist, aber keineswegs habe ich damit gerechnet, dass sie besorgt ist. Ich habe mir deswegen immense Vorwürfe gemacht, was auch der Grund ist, wieso ich mich zurückgezogen habe. An ihrer Stelle wäre ich extrem verärgert aber auch geschockt. Ich würde auf gar keinen Fall besorgt sein. Wieso ist sie es dann nur?

„Valentino?", höre ich plötzlich die Stimme von Amelia. „Mh?",frage ich erschrocken und blicke zu ihr herunter. Besorgt blickt sie in meine Augen. Sie soll verdammt nochmal aufhören mich so anzusehen, denn dieser Blick lässt mich verrückt werden. „Ich habe dich was gefragt!", erklärt sie. „Entschuldige, ich war in Gedanken! Was hast du denn gefragt?",entschuldige ich mich bei ihr. „Könnt ihr das vielleicht auf dem Weg zurück klären? Ich bin kein Baum und kann deswegen keine Wurzeln schlagen, also worauf wartet ihr hier?", wirft Matteo genervt ein. Dieser ist eindeutig nicht freiwillig mitgekommen und ich weiß auch schon, wer ihn dazu überredet hat doch mitzukommen. Meine kleine Schwester ignoriert den Kommentar von Matteo allerdings komplett. „Ich habe dich gefragt wieso du weggegangen bist?  Ich habe mir Sorgen um dich gemacht! Nicht , dass die Wölfe dich hier noch fressen!", gibt sie kleinlaut zu. Ich kann nicht anders,als mich zu ihr hinzuknien und ihr Kinn vorsichtig anzuheben, damit ich ihr in die Augen schauen kann. „Mach ihr jetzt bloß keinen Antrag! Sie ist unsere Schwester!",kommentiert Matteo skeptisch mit einem genervten Unterton, welchen man eindeutig raushören kann, das Geschehen. „Matteo, jetzt sei verdammt nochmal ruhig!", zischt Alejandro seinen Zwilling an und verpasst ihm eine Schelle auf den Hinterkopf. „Au! Wofür war das denn!", beschwert sich dieser fassungslos. „Das weißt du genau, aber weil du es bist erkläre ich es dir noch einmal kurz: Die klitzekleine Schelle, die ich dir verpasst habe, war für deine absolut dämlichen und nicht angemessenen Kommentare!". Unser Vater steht nur mit verschränkten Armen daneben und lächelt heimlich in sich hinein. Er findet die Diskussion zwischen den beiden mehr als amüsant. „Ich habe mir Vorwürfe gemacht, weil ich dich angeschrien habe! Ich habe zu spät gemerkt, dass mein Verhalten nicht richtig war, aber dann war es schon passiert. Es tut mir leid, Baby!", entschuldige ich mich und blende die zwei Streithähne, die weiterhin hinter uns lautstark diskutieren aus. „Entschuldigung angenommen! Wie kann man bei so einer süßen Entschuldigung aber auch nein sagen!", kichert sie. Auf meinem Gesicht entsteht ein breites Grinsen. Schnell stehe ich vom Boden auf und hebe Amelia in meine Arme. „Und jetzt erzähl mal, wer dir erzählt hat, dass hier Wölfe leben!", will ich von ihr wissen. Eigentlich weiß jeder, dass es hier keine Wölfe gibt. Dementsprechend ist es umso verwunderlicher, dass genau meine hochbegabte Schwester so einen Unsinn glaubt. Irritiert guckt sie mich an. „Na, du hast doch gesagt, dass froh bist, dass ich noch nicht von den Wölfen gefressen worden bin. Hier gibt es aber keine Wölfe!", erkläre ich ihr. Einen verwunderten Laut bekomme ich von ihrer Seite als Antwort. „Mir hat jemand erzählt, dass es hier in der Umgebung Wölfe gibt!",beichtet sie mir. „Wer?", bohre ich nach. „Nein, normale Wölfe!". Ich kann nicht anders, als herzhaft zu lachen. „Ich meinte, wer dir diese Flausen in den Kopf gesetzt hat und nicht, welche Wölfe mich hätten fressen können. Das keine Werwölfe gemeint sind, war mir schon bewusst!", lache ich weiter. Auch die Zwillinge und selbst unser Vater lachen. „Leonardo!",beantwortet sie mir meine eigentlich gestellte Frage. „Das hätte ich mir schon denken können! Nur er kommt auf so einen Unsinn!", mischt sich unser Vater ein. „Dann werde ich mit ihm wohl mal ein Hühnchen zu rupfen haben!", droht Amelia kann sich aber das Lächeln nicht verkneifen. „Dafür müssen wir aber zurück zu den Wohnmobilen! Wie blöd aber auch!", stellt Matteo sarkastisch fest. Schmunzelnd gucke ich meine Schwester an. „Tuen wir ihm den Gefallen?", frage ich sie flüsternd. „Ausnahmsweise!". „Unseretwegen können wir zurückgehen!", rufe ich den drein zu. „Endlich!", stöhnt Matteo genervt und stößt sich vom Baum, wo er sich angelehnt hatte ab. „Vorher müssen wir aber noch ein bisschen Holz sammeln! Ich habe eurer Mutter nämlich gerade geschrieben und diese hat sich mit Cecilia und Luisa abgesprochen und beschlossen, dass wir heute Abend ein Lagerfeuer machen wollen. Dafür brauchen wir aber noch Holz und das ist nun unsere Aufgabe!", erklärt unser Vater. „Wäre auch zu schön um wahr zusein, wenn wir jetzt schön hätten zurückgehen können!", murmelt Matteo. Selbst Alejandro sieht nicht sonderlich motiviert aus jetzt Holz suchen und anschließend schleppen zu dürfen. „Umso früher wir anfangen, umso schneller sind wir fertig!", kommentiert unser Vater die Reaktionen der Zwillinge.

Deswegen machen wir uns alle auf die Suche nach guten Holzstücken, die wir für das Lagerfeuer gebrauchen können. Dafür muss ich allerdings schweren Herzens meine kleine Schwester aus meinen Armen entlassen. Widerwillig tue ich das und fange an immer mehr Holzstücke nach und nach auf meine Arme zu stapeln. Gerade als ich den zehnten Holzblock in der Hand habe, höre ich einen Schrei. Sofort lasse ich all meine gesammelten Holzstücke fallen und renne los. Auf direktem Wege in die Richtung zu meiner Schwester, welche nur wenige Meter von uns entfernt steht und wo der Schrei herkam.

Nur der Wille zähltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt