Geständnisse

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Nach einigen Stunden ließ die Wirkung der Medikamente nach und die Schmerzen kamen zurück. Sie waren unerträglich und alles in meinem Mund schmerzte. Nur noch ein paar Stunden, dann würde ich auspacken und würde endlich eine medizinische Behandlung bekommen. Das hoffte ich zumindest.

„Sergeant Johnson, Sie sehen wirklich übel aus", merkte General Winston mit einem breiten Grinsen im Gesicht an. „Dann wollen wir doch mal anfangen, kooperieren Sie?"

Mein Blick fiel auf die zwei Soldaten hinter dem General und auf Commander Miller in der Ecke.
„Ja", sagte ich knapp.

„Na sehen Sie, so einfach hätte es vorgestern schon sein können. Seelen kann man so leicht brechen."

Wenn er wüsste. Ich sprach nicht wegen der Folter, sondern weil ich wusste das von meinem Team nichts mehr übrig war. Beziehungsweise fast nichts mehr.

„Dann erzählen Sie mal, ich bin ganz Ohr."

Die nächste halbe Stunde würde grauenhaft werden. Ich konnte meinen Mund kaum öffnen und die Muskulatur in meinem Gesicht schmerzte. Aber bald war es vorbei, bald hatte ich es geschafft.

Ich erzählte von Doktor Bersi und seiner Biowaffe. Doktor Bersi war ein ziemlich verrückter und durchgeknallter Arzt. Aufgrund seiner Forschungen hatte er seine Stelle im Krankenhaus aufgegeben und sich jahrelang in seinem Forschungsbüro zurückgezogen.

Niemand hatte etwas von ihm gehört und Gerüchten zufolge dachten alle er sei tot. 2079 ging er zur Presse, um von seiner neusten Entdeckung zu erzählen; der Biowaffe „Prestomy 1C Delta."

Prestomy 1C Delta war eine Mischung aus einem Virus und einem Parasiten. Einmal freigesetzt befällt er das zentrale Nervensystem eines Menschen, zeigt im Anfangsstadium Erkältungssymptome und im späteren Verlauf führt er dazu, dass der infizierte Mensch bestimme Gedankengänge befürwortet.

Doktor Bersi modifizierte seine Krankheit so, dass sie tagelang ohne Wirt überleben konnte und sich rasant vermehrte und ausbreitete, ohne dabei Sauerstoff zu benötigen.

Er setzte den parasitären Virus in eine Rakete und stellte sicher, dass er den Aufprall überleben würde. Diese Rakete sollte in dem Land landen, in dem sie viel Schaden anrichten konnte und gleichzeitig in dem Land, was zu viel Macht hatte.

Wenn der Virus den Menschen einmal befallen hatte und der Parasit den Wirt vollständig unter Kontrolle hatte, wollte jeder Mensch plötzlich eins; England und Doktor Bersi unterstützen.

Die Königin und der König von England fanden diese Idee gut und sahen einen großen Nutzen in dieser Biowaffe. Sie gaben das okay und Doktor Bersi begann mit den Vorbereitungen.

In Amerika angekommen löste der Virus allerdings ziemlich komische Symptome aus, er konnte vorher nie an Menschen getestet werden.

Die Menschen wurden aggressiv und hatten den Drang alles und jeden zu zerstören.

England zog als erstes Land in den Krieg.

Vollkommen überflüssig und unüberlegt.

General Winston schaute mich zufrieden an. „Interessant", sagte er. „England war von Anfang an zum scheitern verurteilt. Dieser Doktor ist krank."

General Winston erhob sich von seinem Stuhl und wendete sich an Commander Miller. „Der Engländer gehört dir, er ist nun nicht mehr mein Problem. Für die nächsten fünf Tage kommt er in eine Zelle, bis die Informationen geprüft sind. Danach kannst du über ihn entscheiden wie du willst. Erschieß ihn, lass ihn verhungern, nehm ihn auf, mir egal. Du haftest für ihn."

Commander Miller nickte und blieb mit mir alleine in dem kleinen Raum zurück.

Erleichtert atmete ich durch und lehnte mich zurück. Meine Rippen und mein Kiefer schmerzten. Es fühlte sich an als würde sich alles verkrampfen.

„Gut gemacht", sagte der Commander und stellte sich vor mich. „Ich bring dich jetzt erstmal in deine Zelle und sorge für angemessene Medizin."

Er half mir aufzustehen und zog mich auf die Beine, doch er hatte die Rechnung ohne mein verletztes Bein gemacht. Ich konnte es fast nicht belasten.

„Wir bekommen das hin", nuschelte er und zog mich erneut auf meine Beine. Er legte meinen Arm um seine Schultern um mich zu stützen. Mit langsamen Schritten konnte er mich so letztendlich in den Gefangenenbereich bringen.

Mühsam setzte er mich auf das Feldbett der kleinen Zelle. Hier war es deutlich angenehmer als in dem kleinen, stickigen Raum. Es sah wie eine typische Gefängniszelle aus den Zweitausendern aus. Es war ein leerer Raum mit Feldbett, Toilette, Waschbecken, einem Stuhl und einem kleinen Fenster in der Wand, was mit Gitterstäben versehen war. Die Tür war massiv und besaß ein kleines Schiebefenster.

Commander Miller verabschiedete sich und versicherte mir, dass er in spätestens zwei Stunden wiederkommen würde.

Erschöpfte legte ich mich auf das Bett, was sogar mit einem flachen Kopfkissen und einer kleinen Decke ausgestattet war. Fast augenblicklich schlief ich ein.

„Hey, hey. Wach auf."

Ich spürte eine Hand auf meiner Schulter und öffnete müde meine schweren Augen.

„Es hat etwas länger gedauert, aber ich habe einiges dabei." Der braunhaarige Commander deutete stolz auf eine mittelgroße Reisetasche.

Schlaftrunken setzte ich mich langsam auf. Alles pochte, vor allem mein Kopf.
„Schmerzmittel?", fragte ich, bedacht meinen Mund nicht zu weit zu öffnen.

„Genau", antwortete er und kramte eine Packung Tabletten aus seiner Tasche. Er reichte mir zwei mit etwas Wasser.

„Wenn die wirken habe ich eine Dusche für dich organisiert."

Mit großen Augen sah ich ihn an. Er hatte eine Dusche organisiert? Ich konnte duschen? Nach Wochen!

„Hier ist noch frische Kleidung, andere Medikamente, Wasser, etwas zu essen und ein Buch." Er legte alle Sachen auf den Holzstuhl an der der rechten Wand. „Die Gefangenen hier bekommen sonst gekochtes Rattenfleisch, das möchte ich dir ersparen."

Angewidert rümpfte ich meine Nase. Das wäre zwar nicht meine erste Wahl, aber auch nicht meine letzte.

Ich hatte schon schlimmeres gegessen.

War, Love, and other feelings [Band 1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt