Warmes Wasser prasselte auf meine Haut und benetzte meinen Körper. Es fühlte sich einfach göttlich an, nach all den Wochen ohne eine Dusche.
Ich schloss meine Augen und genoss diesen Moment, durch die Schmerzmittel konnte ich einigermaßen gut stehen und konnte die Schmerzen für einen kurzen Moment vergessen.
Blut, Schweiß, Dreck und Wasser verschwanden in dem Abfluss am Boden. Auf meiner Haut hatte sich eine regelrechte Schicht gebildet, die ich nun endlich abwaschen konnte.
Viel zu früh verließ ich die Dusche wieder, doch mein Bein erschwerte das Ganze, denn ich wollte es nicht überlasten.
Mühsam zog ich mir die frische Kleidung an, es gestaltete sich doch etwas schwierig, allerdings bekam ich es schlussendlich doch ganz gut hin. Die Socken und Schuhe hatten mir die meisten Schwierigkeiten bereitet.
Humpelnd lief ich zu dem Waschbecken mit dem kleinen Spiegel. Commander Miller hatte mir sogar eine Zahnbürste bereitgestellt, wobei sich Zähneputzen etwas schwieriger gestalten würde. Ich musste enorm aufpassen.
Ich warf einen Blick in den Spiegel und riss geschockt meine Augen auf. Meine Nase, inklusive meine Wangenknochen, leuchteten regelrecht lila. Meine Augen und meine Wangen waren angeschwollen und mein Kiefer war blau. Eine Platzwunde und eine Brandwunde zierten meine rechte Gesichtshälfte.
Meine dunkelblauen Augen wirkten ausdruckslos. Was man mir anhand der Situation nicht verübeln konnte.
Seufzend schnappte ich mir die Zahnbürste und Zahnpasta und fing behutsam an meine Zähne zu putzen.
Anschließend klopfte ich an der Tür und Commander Miller führte mich zurück in meine Zelle.
„Danke", sagte ich außer Atem, als ich mich zurück auf das Bett fallen ließ.
„Ich hoffe du fühlst dich wenigstens ein klein wenig besser."
Ich nickte, das tat ich wirklich. Eine Dusche und frische Kleidung konnten Wunder bewirken.
Commander Miller schnappte sich einige Tupfer und eine kleine Flasche und setzte sich an den Rand des wackeligen Bettes. Er musterte mich von oben bis unten, bevor er schließlich wieder begann sich um meine Wunden zu kümmern.
Seine großen, schlanken Finger streiften immer wieder kurz meine Haut. Ich war mir nicht ganz sicher ob er das mit Absicht tat, oder ob es lediglich ein Versehen war.
Ich sagte nichts dazu, es störte mich nicht. Immerhin hatte er mir geholfen und hatte offenbar keine bösen Absichten.
„Bist du müde?", fragte er, nachdem er die Sachen wieder weggepackt hatte.
Ich nickte „ja, ich bin müde."
„Gut, dann lass ich dich mal allein."
„Warte noch", sagte ich. „Lass uns lieber noch etwas reden."
Grinsend setzte er sich zurück zu mir. „Über was willst du reden?"
„Über irgendwas, Hauptsache ich bin abgelenkt."
„Du musst schon etwas vorschlagen."
„Wie alt bist du?"
Er lachte kurz auf. „Sowas interessiert dich? Ich bin sechs Jahre älter als du."
„Also 25", stellte ich fest. Ich hatte ihn auf Mitte zwanzig geschätzt, also hatte ich sogar recht gehabt. „Hast du eine Freundin?"
„Ach so, so ein privates Gespräch wird das also", sagte er grinsend. „Ich dachte du willst über etwas anderes reden."
Ich wusste selbst nicht wirklich wieso mich das alles interessierte. Aber immerhin wusste er auch viel über mich. „Also, hast du?"
Er schüttelte den Kopf. „Ich bin single und ich stehe nicht auf Frauen."
Ich hatte es mir gedacht, wieso sollte er sonst mit mir flirten?
„Warst du denn mal in einer Beziehung?" Mir war bewusst das meine Fragen ziemlich privat waren, aber wenn es ihm zu viel sein würde, dann müsste er ja nicht antworten.
„Vor dem Ganzen hier war ich das. Zumindest so mehr oder weniger, meine längste Beziehung hat gerade mal ein halbes Jahr gehalten."
„Immerhin länger als meine", stellte ich trocken fest.
„Echt? Wie lange ging die?"
„Ich hatte noch nie eine Beziehung", sagte ich schulterzuckend. „Ich war fünfzehn als ich in den Krieg musste."
„Oh", sagte er erstaunt.
„Manche meiner Kameraden hatten ein Verhältnis mit den Krankenschwestern oder so, oder mit irgendwelchen Zivilsten die sie gerade mal ein paar Minuten kannten. Manchmal lief auch untereinander zwischen dem ein oder anderen etwas."
„Ist bei uns ebenfalls so", sagte er lachend. „Ich kann dich nicht ganz einschätzen, hattest du auch ein Verhältnis mit einer Krankenschwester?"
Ich glaube er wollte damit indirekt nach meiner Sexualität fragen.
Ich schüttelte den Kopf. „Nein, so etwas hat mich nie angesprochen."
„Hm", sagte er gedankenverloren.
„Wieso fragst du nicht einfach direkt ob ich auch schwul bin?"
„Bist du es denn?"
Ich überlegte. Ich hatte mich nie wirklich damit beschäftigt, mir waren andere Dinge wichtiger gewesen, mein Überleben zum Beispiel. Frauen fand ich nie sonderlich attraktiv, bei Männern mochte ich einen fitten Oberkörper. Der männliche Körper war für mich persönlich attraktiver als der weibliche. Ich mochte auch maskuline Gesichter.
Machte mich das schwul?
„Vielleicht", sagte ich. „Aber ich weiß es nicht, dazu fehlt mir die Erfahrung."
„Verstehe", sagte er grinsend. „Werd mal wieder gesund und dann finden wir es heraus."
„Du bist auf jeden Fall attraktiv." Ich konnte nicht leugnen das seine Uniform seinen Körper perfekt betonte. Doch gerade war mein Kopf einfach woanders. Ich hatte nicht wirklich freie Kapazitäten in meinem Hirn, um mir über so etwas den Kopf zu zerbrechen. Vor allem nicht wenn es um den Feind ging, den dummen Amerikaner.
Immer noch grinsend stand er auf und streckte sich kurz. „Du solltest erstmal schlafen, nehm bitte die Medikamente regelmäßig ein und trink genug. Morgen Früh komm ich wieder."
Ich nickte. „Aber warte, wie heißt du eigentlich?"
„Isaac", sagte er noch, bevor er die Tür hinter sich schloss.
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Freut mich das ihr wieder gelesen habt, lasst es mich gerne wissen wenn es euch gefallen hat👀
Wie findet ihr das Gespräch zwischen Isaac und Nathan?🫶🏽
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War, Love, and other feelings [Band 1]
CasualeWas ist wenn die Gefangenschaft auf einmal gar nicht mehr so schlimm ist, weil der Anführer des Gegners doch ziemlich attraktiv und offensichtlich schwul ist? Nathan Johnson ist ein junger Soldat, welcher schon sehr früh in den Krieg ziehen musste...