Friedensverhandlungen

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Die nächsten Tage gestalteten sich relativ langweilig für mich. Ich durfte meine Zelle nicht verlassen und Isaac war drei Tage lang bei Friedensverhandlungen zwischen den Engländern, Amerikanern, Russen, Deutschen und Franzosen dabei.

Ich nahm an, dass er vorher mit den Soldaten gesprochen hatte, denn sie behandelten mich ganz normal. Sie redeten zwar nicht mit mir, aber sie waren auch nicht mehr aggressiv. Dieser einer Leutnant hatte sogar ein blaues Auge.

Ich beschäftigte mich die meiste Zeit mit dem Buch, welches Isaac mir gegeben hatte. Es ging um die amerikanische Geschichte. Allerdings war es ziemlich lustig gestaltet, es wirkte wie eine Komödie. Ich hatte es innerhalb eines Tages durchgelesen und hatte es einen Tag später nochmal von vorn begonnen.

Es war langweilig ohne die Gespräche mit Isaac, ich wollte mir gar nicht vorstellen wie es wohl sein würde, wenn ich niemanden zum reden hatte.

Ich hatte damit begonnen, einfache Übungen durchzuführen. Auch mein Bein fing ich langsam an wieder zu belasten. Es schmerzte zwar, aber mit den Medikamenten war es auszuhalten.

Als ich hörte wie sich ein Schlüssel im Schloss bewegte, wurde ich hellhörig. Es war weder Zeit für das Abendessen, noch gab es einen Alarm, es musste Issac sein.

Und tatsächlich! Er war es.
„Isaac", sagte ich freudestrahlend. Ich freute mich unglaublich ihn zu sehen, er war mein einziger Kontakt hier drin.

Mit seiner nächsten Handlung hatte ich nicht gerechnet, er öffnete seine Arme und verwickelte mich in eine feste Umarmung. Er hatte definitiv geduscht bevor er hier her gekommen ist, denn er roch irgendwie frisch gewaschen.

Das konnte ich von mir nicht behaupten.

„Und wie ist es gelaufen?", fragte ich.

„Ganz in Ordnung, alle bis auf Russland haben unterschrieben, sie nehmen sich achtundvierzig Stunden Zeit."

„Was?", fragte ich empört und löste mich aus seiner Umarmung. „Warum?"

Er zuckte mit den Schultern. „Ihnen haben wohl ein paar Dinge nicht zugesagt."

Genervt verdrehte ich die Augen. „Der Typ ist ja noch dümmer als Putin."

Isaac lachte auf „da hast du wohl recht. Aber wir sind guter Dinge."

Endlich würde der Krieg bald vorüber sein.

„Und ich habe eine noch bessere Neuigkeit."

„Welche?", fragte ich neugierig. Ich saugte jede Art von Informationen regelrecht auf, denn hier drin war ich echt abgeschottet.

„General Winston hat Rückmeldung bekommen, deine Aussagen sind wahr. Du musst nicht mehr hier drin sein."

Ich riss meine Augen auf. Hatte ich da gerade richtig gehört? Mein Herz fing an schneller zu pochen, in meinem Bauch kribbelte es und ich spürte heftige Adrenalinschübe. „Endlich!"

„Nimm die Medikamente mit, den Rest kannst du ruhig hier lassen, das brauchst du nicht."

Eifrig nickte ich und schnappte mir die Medikamente von dem Stuhl. Aber... „Wohin gehe ich?"

„Solange wir noch Krieg haben, bleibst du bei uns", sagte Isaac. „Aber du kommst mit zu mir."

„Zu dir?", fragte ich.

„Auf mein Zimmer."

Stimmt, er war ein Commander. Commander und Generäle schlafen natürlich nicht wie die einfachen Soldaten in den Baracken oder irgendwo auf dem Boden in einem Schlafsack.

Sie hatten Zimmer.

Breit grinsend lief ich ihm hinterher, bedacht darauf die anderen Soldaten spüren zu lassen, dass Isaac mich hier haben wollte.

Sie warfen mir teilweise böse oder angeekelte Blicke zu, allerdings würden sie nie etwas sagen, denn sie standen unter Isaacs Kommando.

Ich fühlte mich sicher.

Isaacs Zimmer befand sich im zweiten Stock des großen Gebäudes. War das hier ein altes Hotel, was sie umgebaut hatten? Oder was war das? Irgendwas aus den zweitausendern auf jeden Fall, denn die Möblierung wirkte altmodisch.

Als ich Isaacs Zimmer betrat, stockte mir der Atem. „Du... du hast ein richtiges Bett", platzte es aus mir heraus. „Und oh mein Gott, da ist ein Schrank und ein Schreibtisch."

„Es wird noch besser", sagte Isaac grinsend und öffnete eine Nebentür."

„Nein! Ein Badezimmer!"
Okay, das hier war früher wirklich mal ein Hotel. Es gab eine Dusche und eine Toilette. Ich war im Himmel.

„Wie sagt man... fühl dich wie zu Hause? Ich habe noch etwas zu erledigen und bin in ein paar Stunden zurück. Ich schließe von außen ab."

Ich nickte und war immer noch viel zu begeistert von diesem Zimmer. Seit über vier Jahren habe ich in keinem richtigen Bett mehr geschlafen. Es würde traumhaft werden.

Es war definitiv groß genug für Isaac und mich, immerhin war es ein Hotelbett. Vielleicht konnte man die beiden Hälften ja auch auseinander schieben.

Als erstes wollte ich duschen, das Bett wollte ich mir bis zum Schluss aufheben.

Ich ging zu dem Kleiderschrank um mir frische Kleidung herauszunehmen. In der rechten Seite des Schrankes befand sich ausschließlich seine Uniform, links waren die zivilen Sachen. Davon würde ich mir etwas nehmen.

Ich musste feststellen, dass die Kleidung doch nicht so Zivil war wie ich dachte. Jedes Shirt und jeder Pullover war dunkelgrau, mit einer amerikanischen Nationalflagge am rechten Oberarm. Außerdem hatte jedes Kleidungsstück „Isaac Miller" an der linken Brust eingestickt.

Es war mir aber egal, Hauptsache ich hatte frische Kleidung. Also suchte ich mir alles zusammen und verschwand anschließend im Badezimmer.

Die Dusche fühlte sich fast so befreiend an, wie die vor ein paar Tagen. Ich konnte es immer noch nicht so ganz fassen. Meinen Körper durchzog ein richtiges Glücksgefühl. Wow!

Nach der Dusche fiel mir das riesige Fenster hinter dem Bett auf. Vorher hatte ich es gar nicht gesehen, der Vorhang hatte es gut versteckt.

Neugierig kniete ich mich auf das Bett und schob den Vorhang beiseite. Vor dem Fenster standen einige Militärfahrzeuge, weiter weg waren große Zelte aufgebaut. Man konnte im Prinzip direkt auf das Lager schauen.

Das wäre im Notfall also auch kein Fluchtweg.

Ich nahm Schmerzmittel und Antibiotikum, bevor ich mich endlich in das Bett legte. Zufrieden seufzte ich, als ich die Decke über meinen Körper zog. Das Kissen war weich und auch die Matratze hatte die perfekte Härte.

Es dauerte keine fünf Minuten und ich schlief ein.

War, Love, and other feelings [Band 1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt