Die Ruhe vor dem Sturm

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Der Abend mit Isaac war traumhaft. Zuerst etwas schmerzhaft, aber definitiv traumhaft. Es war ein vollkommen neues Gefühl für mich und ich brauchte eine Zeit um mich daran zu gewöhnen, aber Isaac hatte mir diese Zeit gegeben. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er so sein konnte.

Immerhin war er ein Soldat, ein hochrangiger Soldat. Er hatte sehr viele schreckliche Dinge getan, genauso wie ich es getan habe. Aber trotzdem hatte er diese andere Seite. Genau wie ich auch. Wir waren dennoch nur Menschen. Menschen die sich nach Normalität sehnten.

Mit nassen Haaren legte sich Isaac neben mich. Er wirkte zufrieden und irgendwie glücklich. Wegen mir? Oder doch eher wegen der Dusche?

Gemeinsam starrten wir an die Decke. Hier drin war es nun stockdunkel, nicht mal ein Licht von draußen fiel durch das Fenster.

Ob er wusste wie viel mir das alles hier bedeutete? Wie viel er mir jetzt bedeutete? Er hatte mein Leben gerettet, hatte mich mehr oder weniger aufgenommen und ich hatte meinen ersten Kuss und mein erstes Mal mit ihm.

Das war definitiv etwas besonderes, etwas prägendes.

Noch vor wenigen Wochen stand ich mitten auf dem Schlachtfeld, hatte um mein Überleben gekämpft und jetzt lag ich hier, mit einem Mann.

Irgendwie wirkte das absurd und surreal.

„Wollen wir schlafen?", fragte mich Isaac und unterbrach meine Gedanken.

„Ich denke mal schon", antwortete ich.

Er drehte sich zu mir und zog mich zu sich, sein Körper war warm und fühlte sich gut an. Noch dazu war dieses Bett perfekt, endlich wieder ein richtiges Bett.

„Schlaf gut", nuschelte Isaac an mein Ohr und legte seinen Arm um mich.

„Gute Nacht", hab ich zurück.

Ich lauschte seinem Atem. Mit der Zeit wurde er immer flacher und regelmäßiger, irgendwie beruhigte mich dieses Geräusch. Ich schloss meine Augen und ließ die letzten Stunden Revue passieren. So konnte ich definitiv gut einschlafen.

Nächster Morgen

„Bist du dir wirklich sicher das ich mitkommen soll?"
Ich wusste nicht ob es wirklich eine gute Idee war. Isaac hatte vorgeschlagen zum Frühstück mit in die Kantine zu gehen.

Die Tatsache das sie eine Kantine hatten war schon verrückt genug. Sowas gab es in unseren Lagern nie.

„Ich bin mir sicher", sagte er, als er sich seine Uniform anzog.

„General Winston...?", fragte ich vorsichtig.

„Ihm ist es egal, ich bürge für dich. Wenn du scheiße baust ist es meine Schuld. Aber davon gehe ich doch mal nicht aus." Er schaute mich grinsend an.

Eifrig schüttelte ich den Kopf. Ich würde definitiv nichts schlimmes machen. Mit der Orthese konnte ich mein Bein zwar gut belasten, allerdings wollte ich gar nicht mehr weg. Wohin sollte ich auch gehen?

Also begleitete ich Isaac zum Frühstück. Die anderen Soldaten in der Kantine schauten mich schief an, vermutlich fragte sie sich wieso ich hier war. Ihre Blicke sprachen Bände. Die einen hätten mich mit Sicherheit am liebsten getötet, die anderen hätten mich gern gefoltert und wieder andere hätten sich wohl gern übergeben.

Ich ignorierte die Blicke und lief stolz neben Isaac zur Essensausgabe.

Auch das hier war Luxus. Jeder nahm sich ein Tablett und eine Frau mit Schürze und Haarnetz gab das Essen aus. Es bestand aus einem Apfel, Brötchen, Aufschnitt, Müsli und Kaffee.

War, Love, and other feelings [Band 1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt