Für ein paar Minuten schauten wir uns einfach an und sagten nichts. Isaac hatte die letzten zwei Wochen um mein Leben gebangt und wusste nicht ob ich jemals wieder aufwachen würde.
Die Erleichterung stand ihm ins Gesicht geschrieben.
Für mich war diese Situation ebenfalls echt merkwürdig. Ich erinnerte mich nicht an die letzten zwei Wochen und wachte, auf einem völlig fremden Kontinent, wieder auf. Das war mir etwas zu viel.
Noch dazu wurde ich angeschossen. Ich war tot.
Leicht drückte ich Isaacs Hand, diese Situation war mir gerade zu viel.
„Willst du schlafen?"
Ich nickte und schaute Isaac an. „Aber nicht allein." Jedes meiner Worte wirkte irgendwie erstickt und kratzig, dennoch verstand er was ich sagte.
„Ich bleib bei dir", sagte er und zog sich einen Stuhl zu meinem Bett.
Ich schüttelte den Kopf. „So meinte ich das nicht."
Ich wollte Isaac nah bei mir haben. Ich wollte seinen Körper spüren. Ich wollte das er mich festhielt.
Er schien zu verstehen und zog seine Schuhe aus. Darauf bedacht meinen Körper nicht unnötig zu berühren, legte er sich neben mich. Die ganzen Kabel und Schläuche erschwerten die Situation noch zusätzlich.
Vorsichtig schob er seinen Arm unter meinen Kopf und rutschte, soweit es die Umstände zuließen, zu mir heran.
Zum Glück war dieses moderne Krankenhausbett etwas größer als die Normalen die ich sonst kannte. Obwohl ich mir ziemlich sicher war, dass es dennoch nicht sonderlich bequem für ihn war.
Mit Isaac an meiner Seite fühlte ich mich sicher. Er gab mir Geborgenheit und sorgte dafür, dass ich mich nicht mehr so alleine und hilflos fühlte.
„Danke das du bei mir bist", flüsterte ich und drehte meinen Kopf in seine Richtung.
„Immer", sagte er und gab mir einen sanften Kuss auf meine Lippen. „Ich bin froh dich wieder zu haben."
Er legte seine freie Hand an meine Wange und lächelte mich an. „Du solltest jetzt etwas schlafen."
Ohne meinen Blick von ihm zu lösen nickte ich. Er hatte Recht, ich musste schlafen und mich noch etwas erholen.
Ich schloss meine Augen und lauschte seinem Atem, welcher mit der Zeit immer ruhiger wurde. Ich war nicht allein.
Am nächsten Morgen wurde ich durch eine Krankenschwester geweckt. Sie war gerade dabei die Monitore zu überprüfen und fummelte dann an den Kabeln an meiner Brust herum.
„Guten Morgen", sagte sie freundlich und lächelte. „Ich entferne gerade Ihr EKG, Ihre Herzfunktion ist stabil und zeigt keine Auffälligkeiten."
Neugierig beobachtete ich sie dabei, wie sie mir anschließend den Verband auf meiner Brust wechselte. Die Wunde sah besser aus, als ich sie mir vorgestellt hatte.
Eine kleine Narbe zierte meine Brust, sie war noch etwas rot aber ansonsten hatte sie schon angefangen zu verheilen.
Als sich die Tür öffnete rechnete ich mit Doktor Atilla, allerdings war es Isaac. Er hielt einen Kaffeebecher in der linken Hand und in der Rechten ein Smartphone. Er strahlte Normalität aus.
Als er bemerkte das ich mittlerweile wach war, steckte er sein Smartphone weg und kam freudestrahlend zu mir gelaufen.
„Guten Morgen Nathan, ich wollte dich vorhin nicht wecken."
Ich lächelte ihn an, ich freute mich extrem ihn zu sehen.
Er sah unwiderstehlich in ziviler Kleidung aus. Ihn so zu sehen ließ mein Herz sofort höher schlagen. Zum Glück war das EKG nicht mehr an meiner Brust!
„Ich hoffe du konntest auch etwas schlafen", sagte ich.
Isaac winkte ab und stellte sich neben mich. Er beobachtete die Krankenschwester. „Bringen Sie Ihm bitte gleich Frühstück, damit wir dann mit Doktor Attila sprechen können."
Sie nickte und verschwand dann durch die Tür.
„Kommandier sie doch nicht so, sie ist keine Soldatin", sagte ich grinsend. Heute hörte sich meine Stimme schon viel besser an und es war nicht mehr ganz so anstrengend zu sprechen.
Isaac grinste schief und beugte sich dann zu mir herunter. Er legte seine weichen Lippen auf meine und verwickelte mich in einen sanften Kuss. Bitte lass diesen Moment niemals enden.
Doch leider endete er schon kurze Zeit später, denn die Krankenschwester war mit meinem Frühstück zurück.
„Bitte essen Sie langsam. Die letzten zwei Wochen wurden sie nur über eine Magensonde ernährt."Sie stellte das Tablett vor mich und schaute dann zu Isaac.
„Bleiben Sie bitte hier wenn er isst."„Herr Johnson, Herr Miller", sagte Doktor Attila zur Begrüßung. „Wie ist es Ihnen ergangen?"
„Ganz okay soweit", sagte ich. „Ich fühle mich heute besser als letzte Nacht."
„Das ist ein guter erster Schritt. Ich rechne damit, dass sich Ihr Zustand von Tag zu Tag verbessern wird. Wir beginnen heute noch mit der Rehabilitation, in spätestens einer Woche sind Sie wieder halbwegs fit und werden entlassen."
Glücklich grinste ich Isaac an, ich konnte es kaum fassen. „Das ist klasse!"
„Lass uns noch über dein Bein sprechen", sagte Isaac zu mir.
Achja, das Bein. Daran hatte ich gar nicht gedacht.
„Gut das Sie es ansprechen", sagte Doktor Attila. Er öffnete meine Krankenakte auf dem Tablett. „Herr Johnson, während sie im Koma lagen haben wir diverse Tests mit Ihnen gemacht und haben uns natürlich auch Ihr Knie dabei angeschaut. Soweit scheint alles ganz gut zu verheilen, besser als es von Doktor Moore prognostiziert wurde. Offensichtlich hatten Sie einen Miniskus- und Kreuzbandriss. Ihr Knie wurde durch das Gewicht der Trümmerteile in eine abnormale Position gebracht. Ein paar der Muskeln und Bänder um Ihre Kniescheibe hat es ebenfalls schwerer getroffen. Alles in allem: die Heilung geht gut voran."
Das waren wirklich viele Informationen auf einmal und ich musste sie erstmal in meinem Kopf sortieren.
„Falls es doch anders kommen sollte und es größere Probleme geben sollte, dann habe ich modernste Techniken zur Auswahl, Herr Miller hat Ihnen schon davon berichtet. Aber darüber reden wir wenn es soweit ist."
Ich konnte mein Glück gerade kaum fassen! Alles schien gut zu heilen und ich sollte in ein paar Tagen wieder auf den Beinen sein.
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Dieses Mal ist das Kapitel vermutlich etwas langweilig geworden, aber es kann eben nicht immer Action geben👀
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War, Love, and other feelings [Band 1]
RandomWas ist wenn die Gefangenschaft auf einmal gar nicht mehr so schlimm ist, weil der Anführer des Gegners doch ziemlich attraktiv und offensichtlich schwul ist? Nathan Johnson ist ein junger Soldat, welcher schon sehr früh in den Krieg ziehen musste...