Kapitel 3

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Loren Allen, 44 Jahre alt. Verheiratet mit Adam Allen, 46 Jahre alt. Eltern von Clay Allen, 18 Jahre alt. Sie lebten in einem kleinen ein Etagen Haus auf der Southwest Straße 47. Geschwister waren nicht bekannt, also vermutlich ein Einzelkind.

Der Name seiner Mutter sagte mir nichts, doch der seines Vaters schon. Ich meinte vorhin erst eine Akte mit dem Namen Adam Allen fertig gemacht zu haben. Auch diese Akte war relativ dick, vermutlich die dickste nach Clays. Womöglich so der Vater so der Sohn.

Obwohl, dann müsste das bei mir ja genauso zutreffen und ich war meinem Vater keines Weges auch nur ansatzweise ähnlich. Er spielte all diesen Menschen eine Rolle vor, den perfekten Vater, den perfekten Ehemann, jedenfalls als meine Mutter noch gelebt hatte und den perfekten Polizeichef.

Wenn ich genauer darüber nachdachte, war ich meinem Vater doch in einer Sache ähnlich. Auch ich spielte eine Rolle, den perfekten Sohn des Polizeichef.
Den perfekten Schüler gespielt.
Den perfekten Nachbarsjungen gespielt.
Alles, was er von mir verlangt hatte.

In Clays Akte las ich, dass er das erste Mal auf die Wache gebracht wurde, als er gerade mal 12 Jahre alt gewesen war. Er soll sich mit älteren Kindern auf offener Straße geprügelt und ein Taschenmesser gezückt haben. Welcher normale 12-Jährige trug bitte ein Messer mit sich?

Ich überflog all seine Fälle, bis zum letzten von vor vier Tagen. Ich vermutete, dass der heutige wohl noch nicht eingetragen wurde, was kein Wunder war, da ich seine Akte hatte. In fast all seinen Fällen handelte es sich um Körperverletzung. Von leichter bis zur Schweren.

Er hatte auch viel mit Einbruch und Sachbeschädigung zu tun. Von einer Haftstrafe war jedoch nichts zu lesen, da schien er wohl einen guten Schutzengel an seiner Seite gehabt zu haben. Da stellte sich nur die Frage wie lange noch.

Ich war so in diese Akte vertieft, dass ich nicht einmal mitbekommen hatte, wie jemand den Raum betreten hatte. Erst als ich seine Akte zur Seite legte, da ich mir die seines Vaters nochmal anschauen wollte.

Plötzlich sah ich jemanden direkt vor mir vor dem Tisch stehen, während ich die Akte noch verkrampft in der Hand hielt. Ruckartig riss mein Vater sie mir aus der Hand und warf mir einen wütenden Blick zu.

,,Was hast du an lies unter keinen Umständen, was in den Akten steht nicht verstanden?'' kam es von ihm. Ich musste mir ein Augenverdrehen verkneifen, auch wenn er recht hatte.
,,Eins der Blätter ist herausgefallen und - ''
,,Und dann dachtest du dir mal eben was solls, die Eigenschaften Krimineller interessieren mich zu sehr?'' unterbrach er mich.

Als er auf den Namen der Akte schaute, verdunkelte sich sein Blick. Er wirkte plötzlich so düster wie ich es noch nie zuvor bei ihm gesehen hatte.
,,Du wirst alles vergessen, was du über diesen Jungen weißt'' fing er ernst an.
,,Und du wirst dich von ihm fernhalten. Sollte ich euch jemals auch nur ansatzweise miteinander sprechen sehen, werde ich ihn sofort einbuchten lassen!'' fuhr er fort.

Perplex starrte ich ihn an. Er tat so als strebte ich danach mit dem Typen etwas zu tun haben zu wollen. Jemand, der eine ganze Akte mit den meisten Fällen in Körperverletzung hinter sich hatte. Der Typ lebte in seiner eigenen Welt, die nichts mit meiner zu tun hatte.

Das einzige was unsere Welten verband war, dass Menschen wie wir, wie mein Vater, Menschen wie ihn in Handschellen abfuhren oder hinter Gitter brachten. Wir waren wie zwei verschiedene Spezien, die sich von Geburt an nicht vertrugen.

,,Hast du verstanden, was ich gesagt habe?'' riss mich mein Vater aus meinen Gedanken.
,,Ja'' antwortete ich ihm stumpf. Ich hatte es satt, dass er mir selbst jetzt noch etwas vorschreiben wollte. Ich war 18, verdammte beschissene 18 und nicht mehr acht.

Wenn die Leute nur wüssten wie ihr so heißbegehrter und lieber Polizeichef wirklich drauf war.
Wenn sie wüssten, dass er sich jeden Abend besoff und seine erbärmliche Laune des Lebens an seinen so angeblich gebildeten Sohn ausließ.

Nach außen hin wirkten wir wie unzertrennlicher Vater und Sohn, die nach dem Tod der Frau und Mutter enger zueinander gefunden hatten, doch in Wahrheit war es vollkommen anders. Auch wenn mein Vater immer für meine Sicherheit gesorgt hatte, behandelte er mich die meiste Zeit wie Abschaum, wie einer dieser Verbrecher.

Eine Zeitlang hatte ich wirklich großen Hass ihm gegenüber. Ich hatte mit 15 sogar darüber nachgedacht von Zuhause abzuhauen, doch wo hätte ein erbärmlicher 15-Jähriger mit nichts außer sich selbst denn hingehen sollen? Ich wäre innerhalb einer Woche auf den Straßen verreckt.


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Nächstes Kapitel beginnt Clays PoV. ^^
























Rebel Heart [ 1+2 Teil ]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt