Kapitel 22

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Clays PoV

Nachdem mir aufgefallen war, dass George schon längst Feierabend hatte, wartete ich abseits die Straße hinauf auf ihn. Als ich ihn mit Malik aus dem Park laufen sah, läuteten in mir alle Alarmglocken. Wieso zur Hölle war Malik bei ihm? Nur ein verdammtes mal hatte ich George verpasst und schon tauchte er wie erwartet auf. Wieso aber in aller Welt gab George sich überhaupt erst mit ihm ab?

Während George in Richtung seines Zuhauses lief und Malik in die entgegen gesetzte Richtung lief ich zunächst ihm hinterher. Nur wenige Schritte hinter ihm schien er mich bereits bemerkt zu haben, woraufhin er sich umdrehte.

,,Natürlich tauchst du auf'' kam es grinsend von ihm. Ich packte ihm am Kragen seines Shirts und widmete ihm einen wütenden Blick.
,,Was hast du an halt dich von ihm fern nicht verstanden?'' entfuhr es mir.
,,Ach Cousin, es ist amüsierend wie emotional du wirst, sobald es sich um George dreht'' versuchte er mich zu provozieren.

Ich packte fester zu, woraufhin er kurz aufschnappte.
,,Er ist interessant, nicht? Die Ironie, die hinter seinem Schicksal steht. Die Art, wie er versucht alles außer der Sohn eines Polizisten zu sein. Dennoch dieses Schicksal über sich ergehen lässt und versucht Papi stolz zu machen, den er so verabscheut.''

,,Was auch immer du vorhast, lass es sein. Sonst - ''
,,Sonst was? Bringst du mich um? Deinen eigenen Cousin?'' unterbrach er mich.
,,Für so einen dahergelaufenen Typen, der Menschen wie uns, Menschen wie dich, verabscheut?''
,,Stell mich nicht auf die Probe, Malik'' warnte ich ihn.

,,Sieh es doch ein, er würde niemals von einem kriminellen wie dir etwas wollen. Im Gegensatz zu dir wirke ich noch normal'' grinste er.
,,Was lässt dich glauben, dass er etwas von dir wollen würde?'' entgegnete ich ihm nun, woraufhin sich seine Augenbrauen zusammenzogen.

,,Denkst du, ich habe nicht bemerkt, was du tust? Weshalb du ihm nach lauerst?''
,,Er kann dich nicht ausstehen, also halt dich verdammt nochmal fern von ihm!'' warnte ich ihn ein letztes Mal, ehe ich ihn zurückschubste, während ich von ihm abließ und George hinterherlief.

,,Ich wollte mit dir nur etwas zu tun haben, ein Freund sein, um deinem Vater zu schaden. Um ihn leiden zu sehen. Dich wollte ich erst mit in den Abgrund reißen bis...'' war eines der letzten Dinge, die ich zu George gesagt hatte, ehe ich gegangen war.

Es lag keines Weges in meiner Absicht ihm alles zu erzählen, ihn von mir zu stoßen, doch Malik hatte recht. George würde niemals von einem wie mir etwas wollen. Zwischen Menschen wie ihm und mir gab es keine Zukunft. Wir lebten verschiedene Leben.

Es war das beste ihn aus allem herauszuhalten. Es war inzwischen kein Geheimnis mehr, dass ich Gefühle für ihn entwickelt hatte, doch auch gerade deshalb konnte ich nur so für seine Sicherheit sorgen. Indem er nichts mehr mit mir zu tun hatte. Mit der Welt, in der ich lebte.

Was seinen Freund Nick anging, hatte ich keine Ahnung, wie es weitergehen würde. Karl würde ihn nicht so einfach wieder gehen lassen. Doch selbst dieser war inzwischen schon so weit unten, dass es womöglich bereits zu spät für ihn gewesen war. Genau das wollte ich George ersparen.

Ich wollte nicht, dass meine Welt ihn zum Abstürzen brachte. Auch wenn ich ihn anfangs zum Abstürzen bringen wollte, mit seinem Vater. Auch mit dem Scheiß war ich fertig, selbst wenn ich nicht einmal richtig begonnen hatte. Es gab keinen Weg seinen Vater zum Stürzen zu bringen ohne ihn mit sich zu reißen.

Bis vor kurzem dachte ich noch daran, wie ich nie richtige Liebe empfunden hatte. Für jemanden, für den ich alles tun würde. Mein Leben geben würde. Dieser jemand war er, George. Er war der erste und einzige, für den ich so weit gehen würde.

Ich kannte ihn noch nicht lange, doch bereits bei unserer ersten Begegnung wusste ich, dass es nicht nur bei dieser verbleiben würde. Dass er für Chaos sorgen würde, Chaos in meinem Gott verdammten Hirn und Herzen.

Es schmerzte ihm, die Wahrheit zu sagen, was meine Absichten eigentlich waren.
Ihn wissen zu lassen, dass ich das Monster war, von dem ich ihm das Gegenteil beweisen wollte.
Die erste Person, für die ich wirklich Liebe empfand, so eiskalt von mir stoßen zu müssen.

,,Ach Cousin, es ist amüsierend, wie emotional du wirst, sobald es sich um George dreht'' schlichen sich Maliks Worte wieder ein, während ich mich Zuhause betrank. Es war bereits spät, daher weckte ich meine Mutter.

Sie kam in die Küche und fand mich erbärmlich auf dem Boden sitzend wieder. Sie stellte die Flaschen, von denen ich umzingelt war, zur Seite und kniete sich zu mir hinunter.
,,Was ist los?'' fragte sie und legte ihre Hand sanft auf mein Knie.
Mit Tränen in den Augen schaute ich sie an, noch nie zuvor hatte sie mich so gesehen.
Sie sollte mich niemals so schwach erleben.

Es reichte für sie ein Blick in meine Augen, um zu wissen, was los war. Sie setzte sich neben mich und legte ihren Arm um mich.
,,Liebe ist etwas Tolles, aber auch sehr schmerzvolles'' sagte sie.
Sie musste es ja wissen. War gefangen in der Ehe zu meinem Bastard Vater.

Ehe ich etwas gegen all diese unbekannten Emotionen tun konnte, fand ich mich vor Georges Haus wieder, mitten in der Nacht.
Ich musste ihn sehen.
Ich brauchte ihn.

Er war wie die Flammen zu meinem Feuer.
Erst durch ihn wusste ich, wie sich richtige Liebe anfühlte.
Was sie mit einem tun konnte.


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Ich liebe es, wie in jedem Kapitel so eine gewisse Anspannung herrscht. Selbst wenn es sich nur um die Gedanken dreht.🙆‍♀️😂

Rebel Heart [ 1+2 Teil ]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt