Clint drehte und wendete sich vor dem Spiegel, aber beim besten Willen fiel ihm nicht ein, was fehlte. Nervös richtete er sein Kragen, sah nochmal ob seine Schuhe auf waren, ob seine Haare irgendwie komisch saßen, eigentlich saß alles, doch trotzdem... irgendwas fehlte, aber was zum verdammten Tony Stark?
Er hopste von einem Fuß auf den anderen. Shit, er musste gleich fertig sein, sonst fiel die Hochzeit ins Wasser. Seine Hochzeit, mit seiner Liebe des Lebens.
Tony hätte nie geglaubt, dass Clint es soweit schaffte. Naja egal, er musste sich jetzt auf die Hochzeit fokussieren. Nichts durfte schief gehen, aber auch wirklich nichts. Aber was war denn jetzt, was Clint nicht gefiel? Verzweifelt drehte sich Hawkeye im Kreis.
„Hey, alles gut, Clint?" Barton zuckte zusammen und wandte sich an die Tür. Natasha. Seine Rettung.
„Nein, Tasha, irgendwas fehlt, aber ich weiß nicht was. Ach Mann!"
Romanoff lächelte, trat auf den Mann zu und holte eine Krawatte hinter ihrem Rücken vor.
„Vielleicht das hier?" Die Widow stellte sich kurz auf die Zehenspitzen und legte die Krawatte über Clints Schultern.
„Ja, du bist meine Rettung, Nat!" „Wie oft ich, das schon war, mein Lieber."
Der Ältere drehte sich wieder dem Spiegel zu und knotete die Krawatte zu. Verbissen versuchte er die schwarze Schnur nach seinem Willen zu richten, doch auch das schaffte er mal wieder nicht.
„Komm her", seufzte die Agentin, „wie sollst du denn nur ohne mich klar kommen?"
Sie schüttelte lächelnd den Kopf, während sie die Krawatte nochmal aufmachte und zu knotete. „So."
„Danke, du-" „-bist meine Rettung, ich weiß..."
Natasha drehte sich um und wollte schon gehen, doch Barton hielt sie auf.
„Hey, Nat, alles klar? Du weißt, du kannst mir alles erzählen, oder?"
Natasha stieß zittrig ein Atem aus, nachdem sie nickte. „Klar, Clint, ich weiß."
Hawkeye schnappte ihr Handgelenk und drehte sie zu ihm. Er schaute ihr tief in die Augen und versuchte herauszufinden, ob irgendwas nicht richtig war. Ja, da war was, ganz tief in Natasha nagte etwas. Barton wusste, dass es bei der Rothaarigen nicht half, wenn er die ganze Zeit nachfragte, sie musste selber kommen, also drückte er ihren Kopf vorsichtig gegen seine Brust und legte seinen eigenen Kopf auf ihren ab.
So standen sie einige Sekunden da.
Natasha nahm einen tiefen Zug von Clints Geruch, der der ihr so bekannt war. Am meisten konnte sie gerade Waschmittel riechen, doch sie wusste, eigentlich roch er nach Vanille und einem Hauch Kaffee.
Am besten sagte sie heute einfach nichts, sie wollte nicht Clints wichtigsten Tag ruinieren, es war sein Tag zur eine Familie. Sagte ihm heute nicht, wie schlecht es ihr eigentlich geht, sagte ihm nicht, wie wichtig er ihr war.
Clint trat einen Schritt zurück, fasste Natasha an den Schultern und scannte sie ein weiteres Mal.
Ihre roten Locken waren zu einem einfachen Dutt zusammen geknotet, einige Strähnen fielen ihr ins Gesicht. Das hellgrüne Kleid bildete einen guten Kontrast zu ihren Augen. Nichts war anders, sie war so schön wie eh und je. Ihre Augen strömten nur vor Stärke, doch irgendwas funkelte mit. Freude? Trauer? Glück? Wut?
Er seufzte. Er konnte sich jetzt nicht Gedanken darüber machen, auch wenn er es wollte, aber heute war sein Tag.
„Clint, du musst jetzt." Coulson hatte sich angeschlichen und lehnte am Türrahmen.
„Jap", murmelte er immer noch gedankenverloren und ging langsam zu Tür.
„Clint?" Natasha blickte Bartons Rücken an.
„Ja?" Er drehte sich etwas hoffnungsvoll um.
„Der Anzug steht dir." Überfordert nickte Hawkeye.
Er wusste, dass die Worte von Natasha viel mehr bedeutet, als man dachte. Sie konnte ihre Gefühle nicht gut ausdrücken, da war ein kleines Kompliment Gold wert.
„Du siehst auch toll aus!"
Kurz herrschte unangenehm Stille. „Und jetzt geh, du Idiot", lächelte Natasha.
Sie sah dabei zu, wie Barton um die Ecke verschwand, auf den Weg nach draußen.
Er und Laura lebten schon länger auf einer Farm und hatten beschlossen, dass die Trauung bei ihnen draußen auf dem Feld statt fand.
„Du hast es ihm immer noch nicht gesagt, richtig?", fragte Phil etwas vorwurfsvoll.
„Was denn?", stellte Natasha unschuldig eine Gegenfrage. Der Agent zog eine Braue hoch.
Geschlagen schüttelte Romanoff den Kopf. „Wieso sollte ich, das tun, Agent Coulson? Er hat eine Verlobte und baldige Frau. Sein Leben ist perfekt. Wenn ich ihm jetzt sage, dass... ich ihn Liebe, gerät alles ins schwanken und er hat mir selber gesagt, wie sehr er davor Angst hat, dass seine Hochzeit jetzt beschissen wird. Lass ihm wenigstens diesen Tag."
„Du willst sagen: ,lass mir wenigstens diesen Tag'"
Die Black Widow drehte sich zu einem Fenster und blickte zum Feld, wo ein Zelt postiert war.
„Weißt du, ich habe mich total gefreut, als du mit mir das erste Mal geredet hast."
Natasha lachte freudlos. „Du hast mich da gefragt, ob ich dich umbringen möchte und ich habe ,ja' gesagt."
„Das ist tatsächlich ein wertvoller Gedanke für mich, weil du mich ein Monat angeschwiegen hast und nur mit Clint geredet hast."
„Geredet? Ja, wenn du Mordrohungen dazu zählst."
„Manchmal bist du eine so liebevolle Person und dann kannst du aber auch wieder die gefühllose Black Widow. Zwar ist die zweite Hälfte in dir oft sehr hilfreich, aber die erste Hälfte mag ich lieber und ist auch besser. Für dich und für viel andere."
„Willst du mir damit sagen, dass ihr gefährlich bin?"
„Nein...", seufzte Coulson, „nein, nur, dass du anderen einen Gefallen tust, wenn du uns sagst, wie es dir geht."
Wütend drehte sich Romanoff um. Ihre Augen funkelten sauer und ihren roten Haaren schienen zu glühen.
„Es geht mir scheiße, okay? Äußerst scheiße, ich hasse diese Farm, Laura und mich, weil ich mich nicht getraut habe, ihm zu sagen, dass ich ihn liebe. Zufrieden? Bist du endlich zufrieden und hältst mal die Klappe? Ich will dein ach-so-tolles Mitgefühl mal nicht hören."
Phil breitete die Arme aus, in denen sich Natasha wenige Sekunden später hinein gleiten ließ. Sie schluchzte in Coulsons Anzug, der sich kurze Zeit später dunkel verfärbte. „Sh..."
Nach einigen Minuten beruhigte sich die Agentin und trat sofort paar Meter zurück. Ihre Augen waren rot und geschwollen, so konnte sie sich definitiv nicht zeigen und in ein paar Minuten ging es los.
„Shit!" murmelte sie, so als wäre nichts gewesen. Aufgewühlt rannte sie in das nächste Badezimmer. Sie betrachtete sich im Spiegel, so konnte sie sich nicht sehen lassen. Verheult und somit schutzlos.
Sie öffnete wahllos einen Schrank und hoffte, dass da irgendwo was zum abdecken war, sei es Lippenstift. Sie brauchte was, jetzt.
Da! Theaterschminke, passend zu ihrem Taint. Wäre doch gelacht, wenn das nicht geht. Natasha nahm es, als würde ihr Leben davon abhängen. Der dazugehörige Pinsel war zwar etwas klein, doch musste jetzt reichen.
Mit ein paar Handbewegungen war das nötigste abgedeckt. Wenn sie jemand drauf anspricht, musste ein Notlüge reichen. In der allerletzten Sekunde gegen eine Tür gelaufen, oder so.
Als sie die Schminke wieder in den Schrank stellte, bekam ein weißer Briefumschlag ihrer Aufmerksamkeit. Er lag ganz hinten im Schrank. Sofort wurde die Widow misstrauisch. Warum sollte man einen Brief verstecken? ... außer er musste geheim bleiben.
Die Frau konnte nicht widerstehen und nahm ihn. Sie wusste sowas gehörte sich nicht, aber einmal Agentin immer Agentin.
Sie las das, was auf dem Briefumschlag stand:
Mission: geheime Heirat
Bitte was?
„Natasha kommst du?"
Sie schob den Brief unter einen Holster, an ihrem Oberschenkel (sie konnte nicht widerstehen, eine Waffe dabei zu haben, wie gesagt, einmal Agentin immer Agentin), auffälliger ging es nicht, aber sie hatte keine Zeit ihn sich durchzulesen, also mussten andere Mittel reichen. Rasch stand sie auf.
„Jaja", murmelte sie immer noch leicht benommen.
Verwirrt ging sie zu Coulson, fast hätte sie vergessen, dass sie vor ein paar Minuten traurig war, doch als sie den befleckten Anzug des Agenten sah, schluckte sie wieder.
„Komm Natasha, mach dir darüber keinen Kopf. Du musst jetzt zu deinem besetzen Freund, ich glaube der will nicht, dass du fehlst."
Autsch und nochmal autsch. Erstens, wie sollte man sich über sowas keinen Kopf machen und zweitens bester Freund und nicht fester Freund. Die Agentin hätte nie gedacht, dass sie über sowas mal traurig sein würde.
Romanoff hakte sich wortlos bei Coulson ein, der ihr den Arm hinhielt. Er sollte heute ihr Tanzpartner sein.Das Zelt war schon reichlich voll. Viele Agenten, Familienmitglieder von Laura und die Avengers plus Pepper und Peter, der wollte mitkommen, da er ja quasi zur Familie gehörte.
Gut, dass die Plätze mit Namen geschmückt sind, so saßen Natasha und Phil wenig später zwischen Pepper und Rhodey.
„Hey", flüsterte Rescue. „Hi."
Beide blickten nun erwartungsvoll zum Eingang, als die Agenten reingekommen sind, stand die Braut da noch nicht.
Romanoff drehte ihren Kopf zu Barton, dieser strahlte förmlich Liebe und Freude aus. Seine Augen glitzerten aufgeregt und seine Lippen trugen ein breites Lächeln.
Kurz trafen sich ihre Blicke und Clint zwinkerte ihr zu, sie lächelte nur liebevoll zurück.
Für paar Sekunden vergas sie die Zeit und konzentrierte sich nur auf den blauen Ozean, der sie anstrahlte.
Diese Augen brachten sie jedes Mal aus der Fassung.
Der Kontakt wurde von dem Hochzeitsmarsch unterbrochen. Laura war erschienen und ging leichtfüßig den Gang zu ihrem Verlobten entlang. Ihre braunen Haare wippten zu ihren Schritten.
Sie war wunderschön und strahlte mindesten genauso viel Liebe aus.
Man sah, dass die beiden quasi für einander bestimmt waren und Natasha wollte diese tolle Beziehung nicht zerstören.
Es tat aber so weh, die beiden zusammen zu sehen. Romanoff sah zu Boden und hörte nur dem Klavier zu, welcher die Töne in einer weichen Art und Weise spielte.——————————————————
Hi,
hier bin ich wieder. Das ist der erste Teil von einer Clintasha Short-Story.
Ein wenig traurig, ich weiß. Nicht alles ist im Leben toll...
Ich weiß noch nicht genau, wann der nächste Teil kommt, aber allzu lange wird es nicht dauern.Wie fandet's ihr?
Was hat es mit dem Brief auf sich?
Werden die beiden noch zusammen kommen?
Eigentlich hatte ich geplant bei „Mission: geheime Heirat" einen Cut zu setzten, war mir dann aber doch zu kurz.
Bye Bye ✌🏽
Nicky von Apfelbaum
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Marvel Oneshots
FanfictionHier sind kurze Geschichten über Marvel. Am liebsten schreibe ich über Clintasha und Iron Dad, beziehungsweise Spider Son. Natürlich nehme ich auch gerne Wünsche an. Schreibt es mir einfach. ⚠️!©️: Die Charaktere & Co gehören Stan Lee und Marvel all...