5. Gemeinsame Zeit

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Ich stemmte die Hände in die Hüfte und schüttelte mit meinem Kopf. „Du lenkst vom Thema ab". Doch er hörte nicht auf mich und schleppte ein paar Schallplatten herum. Verwirrt folgte mein Blick ihm bis er einem Schallplattenspieler abdeckte. „Oh nein das verlegen wir auf später mein Lieber. Setz dich jetzt hin" lachte ich überrascht.

„Gefällt er dir? Hat mein Vater mir geschenkt" sagte Philipp stolz und legte eine Platte auf. „Stopp!" „Du kannst eh nicht Wiederstehen" redete er sanft auf mich ein und startete die Musik. The Show must go on erklang auf dem Schallplattenspieler.

Wo er recht hatte, hatte er recht. Bei 80er Musik konnte ich mich tatsächlich schlecht auf andere Dinge konzentrieren weil mir die Musik so sehr gefiel. Mein Kopf fing langsam an im Takt der Musik zu wippen und ich begann zu lächeln. „Na also ich wusste doch das ich dich umstimmen kann" „Ach sei still" lachte ich und schubste ihn beiseite.

„Das war aber nicht nett" lachte auch er und ging zurück zum Plattenspieler. Er drehte die Musik lauter und griff nach meinen Händen. Zusammen fingen wir an zu tanzen. Ein Glück sah uns niemand, denn unser wildes, durcheinander getanze sah bestimmt komisch aus.

Allerdings machte es Spaß und war definitiv besser als rumsitzen und sich den Kopf mit lernen zu zerschlagen. „Du kannst gut tanzen" „Ach Quatsch das sieht albern aus" „Du lügst...und ich finds süß wenn du das tust" „Also soll ich dich öfter anlügen?" ärgerte ich ihn.

Er fand mich süß? Meine Gedanken explodierten wieder. Alles würfelte sich durcheinander, was mich zum stolpern brachte. „Alles okay? Gleichgewicht verloren?" fragte er und blieb stehen. „Sieht so aus" schmunzelte ich und strich mir die Haare aus dem Gesicht. „Halb so wild gute Tänzerinnen stürzen auch mal" „Hör auf damit" „Ich sag doch nur". Er streckte mir seine Hand aus und half mir wieder auf die Beine.

„Genug vom tanzen und herumwirbeln?" fragte er anschließend und stoppte die Musik. „Ja fürs erste brauche ich eine Pause sonst liege ich schonwieder auf dem Boden" „Ich fang dich schon auf" sagte Philipp nachdem er die Schallplatte zurückgelegt hatte und wieder zu mir kam.

Kichernd schlenderte ich zurück zum Tisch und warf einen Blick auf die Schulsachen. Nachdem ich alles eingepackt hatte und mich auf den Weg nach Hause machen wollte stellte Philipp sich mir in den Weg. Etwas verlegen schaute er zu Boden und murmelte darauf hin:,, Hast du Lust mal Eis essen zu gehen oder ins Kino?". Jetzt war ich vollkommen verblüfft.

Von Nachhilfelehrerin zur guten Freundin? Etwas durcheinander nickte ich. „Gerne". Ein sanftes Lächeln überzog sein Gesicht und wir verabschiedeten uns voneinander. Spätestens jetzt war klar das wir uns gut verstanden. Der Funken Hoffnung den ich seit den letzten Tagen hatte war immer noch da.

Scheiße dachte ich viel nach. Schon wieder. Ich hatte das Gefühl das es alles zu schnell ging, dabei lud er mich nur freundschaftlich auf ein Eis ein. War nichts dabei oder? Ich hatte Ahnung aber ich freute mich natürlich.

Kaum vergingen 2 Wochen voller stressigen Schultagen, Nachhilfe mit Philipp und chilligen Nachmittagen mit Karolin war er Samstag. Der Tag wo wir es schafften Eis essen zu gehen. Todmüde hiefte ich mich am Morgen aus meinem Bett und brauchte 10 Minuten für den ersten Gedanken daran mich fertig zu machen.

Unterdessen tauchte Philipp vor meiner Haustür auf. Tagelang hatte ich diese Schlafprobleme und Rückenschmerzen. Woher das kam hatte ich keine Ahnung. Ich war ratlos. Hastig sprang ich zum Fenster und entdeckte ihn. Ganz plötzlich war ich hellwach und stürmte ins Bad. Haare kämmen, Zähne putzen, Gesicht waschen, und Parfüm auftragen.

Kaum war ich damit fertig stand Philipp in meinem Zimmer. „Das darf nicht wahr sein! Guck mal wie ich aussehe! Schau bloß weg" „Das bin ich doch gewohnt das du ranzig ausschaust". Prompt blieb ich stehen und drehte mich zu ihm um. „Arschloch" brummte ich. Er lachte nur und legte seine Handflächen vors Gesicht. „Zieh dich um ich seh nichts ich schwöre" nuschelte er durch seine Hände.

„Mir doch egal" fauchte ich während ich meine Klamotten zusammensammelte. „Ach also darf ich gucken? Brauchst du Hilfe?" ärgerte er mich weiter und ging ein paar Schritte rückwärts auf mich zu. „Wag es dich! Philipp hör auf" musste ich loslachen als er mich fast umrannte. „Ich bin ja schon fertig" „Dann los das Eis wartet". Er packte meinen Arm und zog mich mit die Treppen hinunter in den Flur. „Viel Spaß" sagte meine Mutter zu uns bevor wir draußen waren und losfuhren.

Expire - Kampf gegen den TodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt