29. Kein Kontakt zu Außenstehenden

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„ Unsere Forschungen haben uns zu einem fremden Virus geführt. Was er ganz genau ist, wissen wir noch nicht" „Euch fehlt also diese eine Ursache, die der Virus auslöst?". Doktor Clarkson reagierte mit einem einfachen Nicken und trat zu mir ans Bett. Mittlerweile fragte ich mich, ob ich hier noch bleiben wollte.

Jeden Tag pflanzte sich die Angst zu sterben mehr in meinen Kopf ein. So einfach konnte ich das nicht ignorieren egal wie sehr ich es versuchte. „Jessie, wir müssen dringend eine Untersuchung machen, wenn es okay ist jetzt gleich schon" sagte Judith, als sie nicht mal richtig durch die Tür gekommen war. Mitten im Zimmer blieb sie stehen und sah etwas unsicher durch die Runde.

„Ich stimme Judith zu" hörte ich von Doktor Clarkson. Was tat ich also? Nicht widersprechen, sondern einfach nicken und es hinter mich bringen. Judith brachte mich in einen mittelgroßen Raum. Eine Etage weiter unten. Dort sollte ich mich auf eine Liege setzen und abwarten. Judith führte mit mir verschiedene Tests durch und ich kam mir vor wie in einer Therapie.

Nach ungefähr 1 Stunde packte Judith alle Testergebnisse beisammen, steckte sie in den Ordner und stemmte die Hände in die Hüfte. „Gut, wir sind fertig. Du darfst wieder auf dein Zimmer gehen" sagte sie schlussendlich in einer stolzen Tonlage. Hatte sie zum ersten Mal so etwas wie hier durchgeführt? Oder warum sah sie so überrascht von sich selbst aus?

Warte... War sie vielleicht doch nur so überrascht, weil es negative Test Ergebnisse gab? Mein Gehirn drohte zu explodieren vor lauter Fragen und Vermutungen. Zurück auf meinem Zimmer wurde ich bereits von jemanden erwartet. Es war Philipp. Dieser stand mit Blumen in der linken und Schokolade in der rechten Hand vor meinem Bett. Er sah etwas unsicher aus, wie er dort so stand, ohne etwas zu mir zu sagen.

„Was machst du hier?" fragte ich ihn. „Ich dachte es wäre ganz freundlich, dich besuchen zu kommen". Ein kleines Lächeln huschte mir übers Gesicht, als er dies sagte. Die ganze Zeit seit dem Streit, dachte ich, er war sauer auf mich. Schließlich war ich die Person, die ihn einfach aus dem Zimmer geschickt hatte.

Langsam bewegte ich mich in seine Richtung und blieb vor ihm stehen. Er streckte mir die Blume entgegen und schaute mich nur an. „Die sind wunderschön. Danke" sagte ich sanft und betrachtete den Strauß. „Du magst doch Blumen oder?" „Natürlich. Wann habe ich bitte das letzte Mal solch gut duftende Blumen bekommen" schmunzelte ich, während meine Nase in die duftenden Blüten eintauchte.

Danach fiel mein Blick zur Schokolade. „Ich bekomme doch bestimmt etwas ab, oder?" fragte Philipp grinsend. Ich nickte. Für einen Moment herrscht wieder Stille, bis Philipp etwas entdeckt hatte. Er ging hinüber zum Schreibtisch und schnappte sich eine meiner Zeichnungen, die dort herumlagen.

„Seit wann zeichnest du denn?" „Schon etwas länger aber immer nur wenn ich nachdenklich bin..." beantwortete ich seine Frage. Philipp starrte weiterhin nur die Zeichnung an. Dann legt er sie wieder beiseite, als ob es ihn doch nicht interessiert hätte und schlürfte langsam auf mich zu.

„Geht es dir besser?". Ich schüttelte mit dem Kopf. Eine gruselige Stille breitete sich im Raum aus, und niemand sagte mehr etwas. Nicht mal draußen auf dem Flur war etwas zu hören, und die Tür stand breit auf. Es war totenstill. Überall. So lange, bis ich aus Entfernung eine Tür hören konnte, die geschlossen wurde.

Lautstarke Schritte von Absätzen waren zu hören und nährten sich. Ich sah hinter mich und konnte den Umriss einer Person erkennen, die im Türrahmen stand. Es war Judith. Ihr Gesicht hatte keinen Ausdruck. Weder fröhlich, noch schlecht gelaunt. Sollte mich das jetzt unruhig machen? Schließlich hatte sie die Testmappe mit den Ergebnissen unterm Arm.

Jetzt sah sie zu uns hinüber, und ihr Blick fesselte Philipp. „Es tut mir leid, aber ich muss Sie bitten zu gehen". Wollte Judith mich auf den Arm nehmen? Konnte man nicht einmal die Zweisamkeit genießen? Anscheinend nicht. Philipp schaute abwechselnd von mir zu Judith, drückte mir die Schokolade in die Hand und setzte sich in Bewegung. Ich war sauer. Sauer, weil man mir absolut keine Freiheit mehr ließ.

Nachdem Philipp gegangen war, schickte Judith mich zurück ins Bett und verabreichte mir weitere Tabletten. „Ich wollte nie hierhin und ich will es immer noch nicht" fing ich plötzlich an, als Judith gerade den Raum verlassen wollte. Sie schmunzelte. „Tja, du bist nunmal hier und das wird noch eine Weile so bleiben. Außerdem muss ich dir leider mitteilen, dass der Kontakt zu anderen Außenstehenden ab heute untersagt ist" sprach sie in einer kalten Tonlage zu mir.

Expire - Kampf gegen den TodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt