„Und sonst?" fragte er dann. „ Schmerzen, Hautausschlag, Stechen, Ziehen, Jucken.." zählte ich auf. „Was? Weiß Mum davon? Wart ihr schon beim Arzt?" „Lass das mit dem Arzt ich könnte kotzen wenn ich das höre" „Jessie das ist nicht normal zeig her bitte" bat er mich, setzte sich wieder auf und rieb sich ungeduldig die Fingerkuppen.
Unterdessen schob ich den Ärmeln meiner Strickjacke hoch und suchte die angeschwollenen Stellen ab. Zornig packte Daniel nach meinem Arm und betrachtete ihn von nahem. „Scheiße". Sein Kopf schreckte hoch, seine Augen schauten direkt in meine, und seine Miene durchstach mich förmlich.
„ Du gehst damit morgen zum Arzt egal ob du Bock hast oder nicht verstanden? Ich hole dich ab. Es kann doch nicht sein, dass ich zurück nach Hannover zu meiner Familie fahren und mir direkt wieder Sorgen machen muss" fügt er in einer leicht ängstlichen Tonlage hinzu.
Spätestens jetzt verstand ich, das ist kein Spaß mehr war. Dieser nervige Mist, hatte sich nun schon über Wochen hinweg gezogen, ohne dass ich etwas dagegen unternommen hatte. Seit Wochen dieser verfickte Schmerz. Ich machte meinen Rücken gerade und schaute ihn aus leeren Augen an.
„ Wie lange ist das schon so?" kam als nächste Frage. Ein dicker Kloß bildete sich in meinem Hals, der mich davon abhielt , ihm zu antworten. „ Wochen lang" brachte ich schließlich heraus. Ratlos ließ Daniel seinen Kopf in den Nacken fallen und atmete so stark aus, als hätte er an einem Joint gezogen.
Hastig zog ich meine Beine an die Brust und legte mein Kinn auf meinem Knie ab. „ Mama muss davon Bescheid wissen" „ Sie weiß es bereits" „ Ach, und sie hat nichts dazu gesagt?" „ Doch sie meinte, wenn es schlimmer wird, soll ich es ihr sagen" „ Und das hast du nicht getan..?" brachte er mich zum Schweigen.
Ich hatte gerade Luft geholt und wollte weiter sprechen, brach allerdings mittendrin ab. Immer redete ich mich in irgendwelche Probleme rein, dich absolut nicht gebrauchen konnte. Dennoch blieb Daniel ruhig, rückte vor, um mir einen Kuss auf die Stirn zu geben. Dann erhob seinen großen, schmalen Körper, der zugleich muskulös war.
Jetzt fing meine Stirn wie Feuer an zu brennen, so sehr, dass ich los schreien könnte. Schweißtropfen perlten über meine Stirn und wurde von meinen Augenbrauen aufgefangen. Daniel hatte mein Zimmer bereits verlassen, als ich hechelnd vor einem Glas Wasser hing um meinen Durst zu stillen, der ganz plötzlich da war.
Meine Hände stützen, sich am Tisch, ab und drohten unter sich zusammen zu sacken, bei jeder einzelnen Bewegung. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass es mir scheiße ging, aber diesmal war ich der festen Überzeugung, dass es meinem Ich mehr als nur scheiße ging.
Meine Mum saß an meiner Bettkante und folgte meinen Bewegungen, als ich mich aufsetzte. Jedes Mal fühlte es sich an, als hätte ich nur knapp 5 Minuten geschlafen. „ Ich hab gehört, Daniel fährt dich nachher zum Arzt" „Joa" gab ich mit einem Gähnen zu. „ Das ist sehr vernünftig von dir, Jessie".
Ich nahm sie nicht richtig wahr, da meine Müdigkeit stark voraus lag. Noch etwas träge schleppte ich mich nach unten zur Tür und weiter zur Schule. Das, was gestern passiert war, hatte ich längst vergessen und hinter mir gelassen. Keinesfalls wollte ich, dass diese eine Sache mein ganzes Leben kontrollierte.
„ Alles okay?" „Was? Ja warum?" „ Du siehst so niedergeschlagen aus heute" „Nein alles bestens" „ Ganz sicher?" hackte Karo nach. „ Ja verdammt". Karo schluckte und sagte nichts mehr. Dass ich in so einer Tonlage mit ihr sprach, war sie nicht gewohnt. Es herrschte Stille.
„ Tschuldigung" „ Alles gut" fügte sie hastig hinzu und rückte zurück auf ihren Stuhl. Der Unterricht begann Mathe, Deutsch, Geschichte und zuletzt Philipps Problem Fach: Englisch. Als unsere Lehrerin mitten in der Stunde die Klausuren auf den Tisch schlug und ein Böses Gesicht machte, drohte Phillip vor Angst fast umzukippen.
„ Einige haben eine sehr gute Leistung hingelegt, andere eine mittlere und manche sind wohl mit dem falschen Fuß aufgestanden" sprach die Lehrerin im lauten Ton zur gesamten Klasse. „Super..." hörte ich Philipp nur genervt zu mir flüstern.
Ich schenke ihm ein zartes Lächeln und setzte mich wieder auf. Bevor die Klausuren ausgeteilt wurden, faltete Philipp seine Hände zusammen, als ob er beten wollen, würde, und stützte sein Kinn darauf ab. Seine Augenlider zuckten ein paarmal, dann schloss er sie, während er tief aus atmete.
Meine Güte, machte er sich Sorgen wegen einer einzigen Arbeit. Ein Zettel wurde umgedreht vor ihm hingelegt, und ein zufriedenes Lächeln begrüßte ihn. „ Gute Arbeit" lobte die Lehrerin und trat den Weg in die nächste Reihe an.
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Expire - Kampf gegen den Tod
Ficção AdolescenteJessie, eine 16 jährige Teenagerrin lebt ein ganz gewöhnliches Leben, bis sich eines Tages alles ändert. Nachdem sie und ihr neuer Mitschüler Philipp sich immer näher und näher kommen, schwebt Jessie auf Wolke 7. Doch als sich plötzlich ihr gesundh...