„ Nein, alles bestens" murmelte ich anschließend. Philipp zwinkerte mir zu, worauf ich überrascht schaute. Hatte er es doch nicht gelesen, oder versteckte er seine Reaktion? Fragte ich mich. Als wir im Klassenraum saßen, trat er plötzlich mit einem Buch in der Hand zu mir an den Tisch. „ Ich glaube, das hast du vergessen" „ Ja, danke..." stotterte ich nur unruhig vor mich hin. „ Dann haben wir beide wohl das Glück, dass wir die gleichen Gefühle haben" entgegnete er mir und setzte sich zurück an seinen Platz.
Hatte ich mich gerade verhört? Stimmte das, was er sagte? Als ein Lächeln sein Gesicht überzog, wusste ich die Antwort. Es mochte sein, dass ich viel Pech im Leben hatte, aber diesmal schien es so zu sein, als wäre das Glück auf meiner Seite.
Nach der ersten Schulstunde kam Philipp mir auf dem Flur entgegen. „ Es tut mir leid das ich es einfach gelesen habe" „ Schon gut. Ich hatte nur Angst, dass ich unsere Freundschaft ruiniere deswegen" „ Niemals wir verstehen uns so unfassbar gut und du bist mir in dieser kurzen Zeit echt wichtig geworden. Ohne dich wäre ich nicht so weit gekommen" sagte er zu mir. Ich schaute ihn kurz an und umarmte ihn daraufhin einfach.
Ich schwang meine Arme um seinen Hals und presste meine Stirn gegen seine Schulter. Ich spürte, wie seine Arme sich um meinen Rücken legten und wie ich näher an seinen Körper gedrückt wurde. Ich vernahm seinen angenehmen Parfümgeruch und wollte ihn am liebsten nicht mehr loslassen.
Nach einer Weile trat ich ein paar Schritte zurück. „ Na dann, wir sehen uns gleich wieder im Unterricht. Bis gleich" sagte er etwas überfordert und verschwand anschließend auf dem Schulhof. Verträumt folgte mein Blick ihm, bis ich ihn nicht mehr sehen konnte. Ein unbeschreibliches Gefühl, voller Glück rannte durch meinen ganzen Körper. Es kribbelte bis in meine Zehenspitzen.
„ Was ist denn mit dir so plötzlich passiert? Du siehst so glücklich aus" sagte Karo, die plötzlich neben mir auftauchte. Ich warf ihr einen schnellen Blick zu und schmunzelte nur in mich hinein, ohne etwas zu sagen. Als wir wieder in der Klasse saßen, wechselten Philipp und ich die ganze Zeit schüchterne Blicke. Dies war einer von wenigen Tagen, an denen ich mich wirklich gut fühlte.
„Hey Mama" rief ich Stunden später, als ich wieder zu Hause war. „Wie war die Schule?" fragte sie. „Echt gut" „Aha das höre ich selten" stutzte sie. Ich ging nach oben in mein Zimmer und schmiss mich vor den Fernseher. Während die Minuten immer schneller vergingen, braute sich draußen wieder ein Unwetter zusammen. Regen und Wind machten mich müde. An solchen Tagen hing ich meistens nur im Bett, wie die meisten Teenager.
Gelangweilt starrte ich auf die Uhr. Keine Hausaufgaben und meine Freizeit raubte mir die Lust zu lernen. Schließlich hielt ich den Nachhilfe Plan in den Händen. In drei Tagen war der nächste Lerntag angesagt. Irgendwie hatte ich die Lust an Nachhilfe geben komplett verloren, weil wir irgendwie nur noch andere Sachen taten und miteinander abhingen.
Aber lernen konnte ja nie schaden. Das war das, was meine Mutter immer zu mir sagte. Also machte ich einen neuen Lernplan. Später, als die Müdigkeit es schaffte, mich einzuholen, lag ich schon im Bett und brauchte nur ein paar Sekunden um einzuschlafen.
Der nächste Tag in der Schule lief ziemlich entspannt bis Philipp mich vor dem Klassenraum abfing und mitzog. Er stoppte nach ein paar Metern und schaute sich um. „ Tut mir leid. Ich hatte einfach das Bedürfnis zu reden" kam aus seinem Mund mit zittriger Stimme. „ Es ist alles in Ordnung" versuchte ich ihn zu beruhigen.
„ Ich bin so ein Feigling, weil ich dir nicht schon früher von meinen Gefühlen für dich erzählt habe" murmelte er plötzlich. „ Darum machst du dir jetzt Gedanken? Ich habe ganz andere Sorgen". Philipp legte fragend den Kopf schief. „ Ich habe zum Beispiel Angst, dass ich nicht gut genug für dich bin". Philipp schüttelte sofort mit dem Kopf, und ergriff meine Hände.
„ Aus deinem Mund kommt manchmal echt nur albernes Zeug Jessie" muckte er mich an. Ich runzelte die Stirn. „ Vielleicht sollte er mal endlich still sein" fügte er hinzu. Prompt zog er mich näher an sich, sammelte Blickkontakt und küsste mich ganz langsam.
Jetzt war mein Bauchkribbeln noch stärker als vorher. Genau in diesem Moment zog ein wunderschönes Gefühl durch meinen ganzen Körper noch intensiver als das Gefühl von gestern. Es fühlte sich an, als vergingen Stunden und als würde die Zeit auf einmal stehen bleiben.
Doch schon nach ein paar Sekunden ließ er mich wieder los. Ich musste lächeln.
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Expire - Kampf gegen den Tod
Teen FictionJessie, eine 16 jährige Teenagerrin lebt ein ganz gewöhnliches Leben, bis sich eines Tages alles ändert. Nachdem sie und ihr neuer Mitschüler Philipp sich immer näher und näher kommen, schwebt Jessie auf Wolke 7. Doch als sich plötzlich ihr gesundh...