26. Einweisung

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Hatte ich es nun endgültig vermasselt? War er nun sauer auf mich? Ich war planlos. Natürlich war es selbstverständlich, dass er sich Sorgen machte. Mir würde es nicht anders gehen. Aber irgendwie schien ich alles falsch zu verstehen.

Ich atmete noch einmal tief durch und rappelte mich auf. Mein Blick landete auf dem Fernseher, wo immer noch dieser dumme Film am laufen war. Ohne zu zögern, ergriff ich die Fernbedienung und schaltete ihn aus. Heute wollte ich nichts mehr tun. „Schon dich" hatte Philipp vor Wochen gesagt und eventuell sollte ich endlich mal auf ihn hören.

Nachdem ich das Licht gelöscht hatte, schmiegte ich mich in mein großes Kissen und ließ meine Augen langsam zu fallen. Schlafen. Das tat jetzt gut.

Von Ausschlafen, merkte ich nicht viel am nächsten Morgen. Gegen 7:00 Uhr tauchte meine Mutter direkt neben meinem Bett auf. Durch meine müden und verklebten Augen erkannte ich, dass sie heute etwas aufgebrezelter aussah. Ihr sonst eher faltiges Gesicht war von einer Make Up Schicht überdeckt, und ihre braunen Haare waren streng zu einem Zopf gebunden.

„Hast du noch was vor heute oder warum dieser Auftritt?" „Du hast noch was vor nämlich das Labor zu besuchen" sagte sie zu mir. Erst jetzt stieg mir ihr Parfüm Geruch in die Nase. „Du meinst also dich schick machen zu müssen für so ein Labor?" fragte ich und blieb weiterhin liegen. Meine Mutter räusperte sich und zog einen ernsten Blick auf.

„Steh auf, sonst kommen wir zu spät. Sofort" befahl sie mir wie eine verrückte mit einem ernst einzuhaltenden Zeitplan. Langsam bildete ich mir ein, dass sie sich Alkohol zum Frühstück in den Kaffee kippte. „Mama beruhigt dich" sagte ich mit einem Gähnen. Wieder sah sie mich streng an und riss die Vorhänge auf.

„Na los". Sie tat so, als wäre es das wichtigste auf der Welt. Nervende Menschen um mich brauchte ich ganz bestimmt nicht. Andererseits wollte ich ungern noch mehr Ärger, also beschloss ich aufzustehen. Kaum zu glauben, dass ich erstaunlich schnell fertig war. Meine Laune hielt sich in Grenzen, jedoch verbesserte sie sich, nachdem ich umgeben von frischer Luft draußen stand.

Zusammen stiegen wir ins Auto und traten den Weg zum Labor an. Weit weg war es nicht, fühlte sich aber so an. Ungefähr 1 Stunde später fuhr der schwarze Audi meiner Mutter die Einfahrt des Labors entlang und hielt direkt am Eingang des großen Gebäudes.

Zum ersten Mal erweckt etwas wirklich meine Neugier. Tatsächlich war der Eingangsbereich ziemlich nett dekoriert außen und innen. Hübsche Kästen mit Blumen aller Farben zierten die Fensterbänke vor den Fenstern des Empfangs. Direkt neben der automatischen Tür fand man einen Desinfektionsmittelspender und Flyer. Breite, hohe Fenster mit weißen Rahmen, ließen genug Sonnenlicht herein und ein hygienischer und zugleich angenehmer Geruch zog mir in die Nase.

Immer noch müde betraten wir das Labor und wurden von einer jungen, relativ kleinen Frau begrüßt, die uns direkt entdeckt hatte. „Guten Tag mein Name ist Judith. Wie kann ich Ihnen weiterhelfen?" sprach sie uns an. Ihre junge und hohe Stimme klang nett. Bevor ich antwortete, fiel mir ihr eines Auge in den Blick. Es fehlte.

Zuerst war es mir nicht mal aufgefallen, da sie durch ihre rot blonden, glatten Haare normal aussah. Ich hatte mich wohl geirrt. „Hallo ich bin Jessie Höfer. Wir sind hier, weil mein Zustand immer schlechter wird und uns im Krankenhaus niemand weiterhelfen konnte" versuchte ich irgendwie zu erklären.

„Stimmt, da war was. Doktor Tikels hatte dich her geschickt oder? Die Patientin mit den Anzeichen von Schwindel, Übelkeit und Stechen in verschiedenen Körperteilen?" fragte sie, um sich sicher zu sein, dass ich die richtige Person war. Meine Mutter sagte nichts, also nickte ich. „Gut, also Doktor Clarkson hätte gerade Zeit für eine schnelle Untersuchung, wenn das für Sie in Ordnung wäre" „Ja" sagte ich in einem netten Ton und folgte Judith mit meiner Mutter zu einem Raum neben dem Wartezimmer.

Ohne anzuklopfen öffnete sie die Tür und hielt sie für uns auf. Vor mir stand ein mittelgroßer, braunhaariger Mann, der mich anlächelte. „Hallo Jessie von dir wurde mir schon erzählt. Ich bin Doktor Clarkson für dich allerdings heiße ich Mark" fing er an zu reden.

Irgendwoher wusste ich, dass das hier für die nächsten Wochen mein neues zu Hause sein würde. Sollte mich das jetzt aufmuntern? Ganz sicherlich nicht. Etwas überfordert nahm ich auf der Behandlungsliege Platz und blieb stumm. „Keine Lust zu sprechen?" „Tut mir leid das alles hier passiert etwas schnell meiner Meinung nach" fing ich an zu stottern. Doktor Clarkson schien mich zu verstehen und nickte.

Expire - Kampf gegen den TodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt