30. Einzige Hoffnung

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Meine Wut stieg mir bis zum Hals an. Ich konnte glatt explodieren. Ich wollte los schreien. Umso mehr ich mich aufregte, umso stärker fing mein Kopf an zu glühen und zu pochen. „Ruh dich aus, Jessie. Dein Zustand verschlechtert sich wieder". Konnte diese dumme Frau nicht einmal aufhören, mir Befehle zu geben? Dieses ständige ruh dich aus oder dein Zustand verschlechtert sich, ging mir endgültig auf die Nerven.

Am Abend lag ich immer noch im Bett. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass meine Rückenschmerzen vom liegen kamen. Was mich aber noch mehr sorgte, war mein linker Arm. Meine Fingerspitzen hatten eine gräulich, schwarze Farbe angenommen und spüren konnte ich sie auch nicht mehr. Sollte ich einen Arzt holen? Nein. Meine Mission war eine ganz andere.

Ich wollte weg. Raus aus dem Labor. Ich weiß ihr denkt euch sicher, dass ich verrückt war, aber ich wollte nichts mehr als hier raus. 22:34 Uhr las ich von meiner Uhr ab. War es noch zu früh, um sich hinaus zu schleichen oder ideal? Nervosität bereitete sich in meinem ganzen Körper aus. Diese hielt mich aber nicht davon ab meinem Plan durchzuziehen.

Als ich schon auf den Beinen war und gerade auf den Flur schleichen wollte, hielt mich mein Spiegelbild auf. Ich sah echt tot aus, musste ich feststellen. Meine langen braunen Haare lagen glatt, strähnig und fettig auf meinen Schultern verteilt. Meine Augen wurden immer schmaler vor Müdigkeit, und meine Haut war blass. Schon fast schneeweiß. Meine Finger nahmen komplett die schwarze Farbe an, und ich konnte sie nicht mal mehr bewegen.

Starben sie ab? Ich verstand nicht, was los war in meinem Körper aber das interessiert mich auch gerade nicht weiter. Ich musste raus. Das war jetzt wichtig. Hastig wandte ich mich vom Spiegel ab und steuerte auf die Tür zu. Dennoch war ich unruhig. Die Angst erwischt zu werden, wurde größer und größer.

Am Eingang direkt daneben hing ein neues Klemmbrett. Woher kam das? Hatte Judith es hierher gebracht? Die Informationen darauf sahen verdächtig nach den Testergebnissen aus. Kaum hatte ich es in der Hand, fiel mir noch etwas anderes auf. Weitere Ergebnisse: Ops und Untersuchungen = amputieren verschiedener Körperteile. Vermutungen: der Patient reagiert allergisch auf andere Mitmenschen.

Manchmal fragte ich mich wirklich, ob man mich nur verarschen wollte. Ich mein allergisch gegen Menschen? Sollte ich nun lachen? Ich blieb planlos. „Ich glaube den ganzen Scheiß nicht mehr" sagte ich zu mir selbst. Zornig ließ ich los, und das Klemmbrett knallte vor meine Füße auf den Boden. Nachdem ich komplett den Glauben an die ganze Sache verloren hatte, spazierte ich gerade Wegs hinaus auf den Flur.

Mein Blick schwiff abwechselnd von links nach rechts. So lange, bis ich mir sicher war, dass die Luft rein war. Mitten im Gang bremsten meine Beine ab und ich atmete durch. Ich musste es durchziehen. Wirrte es durch meinen Kopf, der schmerzhaft am dröhnen war. Immer überlegte ich 10.000 mal bevor ich etwas tat. Dies änderte sich nun.

Ich bog nach rechts und ging im schnellen Schritttempo bis zu einer breiten Tür. Was lag dahinter? Richtig ein Treppenaufgang. Meine Hände griffen nach dem Treppengeländer, und mein Körper beugte sich vorsichtig ein Stück hinüber. Mindestens fünf Meter lagen unter mir. Ausgerechnet das noch. Mit müden Beinen schleppte ich mich immer weiter nach unten.

Dort angekommen war es nicht mehr weit bis zum Ausgang. Weitere fünf Minuten schlich ich quer durchs Labor bis zum Empfang, wo niemand zu sehen war. Meine Kraft neigte sich so langsam dem Ende zu. Meine Füße schmerzten bei jedem Schritt, den ich ging. Meine Augen brannten, wenn ich ins Licht sah, und mein Magen stellte sich komplett auf den Kopf. Mir war übel, und ich konnte nicht mehr. Aufgeben kam für mich keinesfalls infrage.

Also schlürften meine wackeligen Beine weiter und trugen mich hinaus bis in die Einfahrt. „Warum tust du dir das an?" rief plötzlich eine Stimme hinter mir. An der hohen Stimme erkannte ich sofort das ist Sarina war, die mir gefolgt war. Ich musste mich nicht mal umdrehen, um nachzusehen.

„Ich tue mir gar nichts an! Ich muss hier weg! Nichts hilft" rief ich zurück. Sarina schüttelte mit dem Kopf und kam etwas näher. „Du bist dir da sicher? Dein Leben wird aufs Spiel gesetzt wenn du das tust". „Nein! Ich rette mich selbst aus dieser Hölle" rief ich so laut, dass mein Hals anfing zu brennen. „Jessie! Lass das lieber das hier ist deine letzte Hoffnung" versuchte Sarina mich aufzuhalten.

Expire - Kampf gegen den TodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt