25. Hin und her gerissen

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„Jessie? Hörst du mich?" hörte ich ihn fragen. Ich nickte ihm zu. Immer noch konnte ich mir nicht beantworten, wieso mein Zustand immer schlechter wurde. Es wurde alles andere als besser. Unangenehmes Licht strahlte mir direkt ins Gesicht, als ich nach einer Weile wieder zu mir kam. Meine Augen brauchten etwas, um sich an die Helligkeit zu gewöhnen.

„Hallo" hörte ich eine vertraute Stimme sagen. Aus dem Schein des Deckenlichts erkannte ich meine Mutter, die langsam näher kam. „Mama...?" kam nur aus meinem Mund. Sie lächelte mich an und setzte sich direkt neben mich. Was war eigentlich gerade los? Wo war ich gewesen? Und warum passiert das so plötzlich?

Fragen, wo ich mir wünschte, dass ich sie beantworten könnte. „Philipp hat uns erzählt, dass du bewusstlos geworden bist und dich vollkommen komisch verhalten hast. Du hast so gewirkt, als würdest du ersticken" sagte meine Mutter zu mir. Ich hielt einen Moment inne, dann erinnerte ich mich wieder an alles.

„Philipp und ich waren im Park etwas spazieren. Die frische Luft tat echt gut aber dann auf einmal hat es sich so angefühlt, als würde mich jemand erwürgen. Ich hab einfach keine Luft mehr bekommen" „Bist du nicht auch der Meinung, dass du diesen wichtigen Schritt gehen solltest und das Labor besuchen solltest?" fragte meine Mutter.

Vielleicht war es wirklich die richtige Entscheidung, dorthin zu gehen. In einem Labor war ich noch nie zuvor gewesen und irgendwie erweckte es meine Neugier. Andererseits fühlte ich mich unwohl bei der Sache. Alles, was ich wollte, war das dem Schmerz ein Ende bereitet wurde. Ohne irgendwo fest zu sitzen.

Behutsam hielt die junge Mitte 30-jährige, kleine Frau, ihren Sohn an der Hand, der kaum kleiner war als sie. Eine schwarze Jeans legte sich um ihre Beine bis hinauf zur Taille, um die ein knallroter Gürtel gezogen war. Eine lockere weiße Bluse, die an den Ärmeln bis zu den Ellenbogen reichte, verdeckte ihren schmalen Oberkörper. Ihre rabenschwarzen Haare waren ziemlich lang und lagen locker, rechts und links auf ihrer Schulter verteilt. Mit traurigen, Tief blauen Augen sah sie ihren Mann an, der gegenüber im Türrahmen der Haustür wartete. Dieser streckte seine Arme zu einer Umarmung aus. Der kleine Junge ließ die Hand der Mutter los und stürmte ihm in die Arme. Die Frau allerdings blieb wie angewurzelt stehen, bis sich still die Kugel einer Pistole durch ihren Kopf bohrte und sie auf den Asphaltboden stürzte.

„Verdammt noch mal was hast du mir da für einen Bullshit mitgebracht?" schnauzte ich und schnappte nach der Fernbedienung, die vor mir lag. Philipp verzog die Stirn und legte sich lachend zurück. „Bullshit? Der Film ist beliebt und sehr erfolgreich gewesen. Das nennt man nicht einfach Shit" „Ach was du nicht sagst denkst du mich interessiert das?" beschwerte ich mich weiter.

Philipp konnte mich kaum ernst nehmen und lachte weiter. „Ich kann nichts dafür, dass du ein Hosenscheisser bist, Jessie". Mit einem Seufzen ließ ich mich neben ihm ins Bett fallen und atmete tief durch. „Du hast mir eine ziemliche Angst eingejagt im Park. Dachte schon, jetzt ist es komplett vorbei" „Unsinn, alles gut morgen bin ich im Labor. Da finden die bestimmt eine Lösung" beruhigte ich ihn.

Seine warme Hand legte sich in meine und umschloss sie fest. Mein Körper hingegen blieb kalt, eiskalt. „Hast du Schmerzen?" fragte mich Philipp nach einer Weile. Langsam drehte sich mein Kopf in seine Richtung und blieb in dieser Position. „Alles bestens die Tabletten scheinen fürs erste zu wirken" antwortete ich ihm.

Endlich wurde sein erst so erstarrter Blick sanfter, und er entspannte sich. „Bitte Philipp zerreiß ihr wegen meinem Zustand nicht den Kopf. Okay?". Philipp setzte sich prompt auf und sah mich an, als ob ich ihn verarschen wollen würde. Seine Augen wurden immer schmaler, bis er mit dem Kopf schüttelte.

Ein Stechen zog durch meinen Brustkorb und löste ein lautstarkes Husten aus. Ich setzte mich ebenfalls auf, und sah ihn mit einem Funken Hoffnung an. Er allerdings starrte die gegenüberliegende Wand an, als sei sie das einzige, was um ihn herum war. „Gut tut mir leid das ich nicht will, dass es nur um mich und meine Gesundheit geht!" ließ ich die Wut aus mir raus.

Immer noch wurde ich nicht angesehen und wie unsichtbar behandelt. „Verschwinde..." kam als letztes aus meinem Mund. Philipp nahm dies wie einen ernsten Befehl auf. Er rutschte vor bis zur Bettkante, fischte seinen Pullover vom Boden auf und ging zur Tür. Während ich dies beobachtete, stand meinen Mund weit offen. Ohne sich zu verabschieden, verschwand er. Das letzte, was ich hörte, war das Drücken der Türklinke.

Expire - Kampf gegen den TodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt