27. Sarina

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„Das alles hier wird dir vielleicht vollkommen irre vorkommen aber du musst dir keine Sorgen machen. Wir haben schon vielen Leuten geholfen und es ist alles positiv ausgegangen". Nach diesem Satz war ich mir noch unsicherer als vorher. Irgendwie glaubte ich nicht dran, dass diese fremden Leute mir helfen konnten aber verzweifeln wollte ich auch nicht. Es war still, so lange, bis es wieder passierte und ich unsanft zu Boden fiel.

Im Augenwinkel konnte ich eine Person erkennen. Ein Mädchen. Blonde Haare, grüne Augen, Sommersprossen, große Augen und ein glatt gekämmter der Pony, der auf ihrer Stirn lag. „Du willst nicht freiwillig hier sein, oder?" drang ihre Stimme in meine Ohren. Ohne dass ich wusste, mit wem ich da redete, antwortete ich mit einem Nicken.

„Was hast du?" wollte sie weiter fragen, jedoch stand Judith plötzlich mitten im Raum und packte sie am Arm. „Ich glaube, du hast dich im Zimmer verlaufen Kleine" sprach sie zu den Mädchen und zog dabei eine ernste Tonlage auf. Still bewegte sie sich aus dem Zimmer und verschwand.

Es schien, als hätte sie viel Respekt vor Judith, oder dass sie nur eine Auge hatte, verschreckte sie automatisch. „Worüber habt ihr gesprochen?" „Ach, sie hat mich wie jeder gefragt, was ich habe" gab ich als Antwort von mir. „Du bist bewusstlos geworden kannst du dich daran erinnern?" wurde ich gefragt. „Nicht wirklich jetzt wo du es sagst ein wenig" murmelte ich.

Schon wieder befand ich mich in irgendeinem fremden, ungemütlichem Bett wieder, beleuchtet wie in einem OP Saal und noch dazu waren hunderte von Schläuchen an meiner Hand oder an meinem Arm angebracht. „Dein Immunsystem ist sehr schwach weswegen die Schmerzen es dir so schwer machen. Wir müssen auf jeden Fall Tests machen. Das könnte über alles entscheiden. Ach übrigens, wie du vielleicht schon bemerkt hast, laufen hier manchmal noch andere Patienten rum. Lass dich nicht verwirren und halte Abstand, damit sich Bakterien oder Viren nicht übertragen okay?" erklärte Judith mir, während sie ein paar Notizen auf ihrem Block machte.

„Ja, verstanden" sagte ich und warf einen Blick durch das Zimmer. Es wirkte leer, kaum eingerichtet und kalt. Immerhin würde ich hier nicht zu Tode schwitzen, dachte ich. Dann verirrten sich meine Gedanken wieder zu dem Mädchen, welches ich vorhin sah. War sie eine der Patienten? Eine Angestellte? Oder doch nur ein Besucher?

Ihr Alter konnte ich in dieser kurzen Zeit schlecht einschätzen. Sie wirkte allerdings ziemlich erwachsen. Judith steuerte in Richtung Tür zu und blieb stehen. „Du darfst dich hier frei bewegen, aber schau auf die Uhr und deinen Untersuchungsplan verstanden? Du musst zur rechtzeitigen Zeit wieder auf deinem Zimmer sein" hörte ich sie vom anderen Ende des Zimmers sagen.

„Alles klar ich weiß Bescheid" antwortete ich ihr und setzte mich langsam auf. Keine Anzeichen von Schmerzen oder Schwindel. Anscheinend wussten diese Leute hier wirklich, was sie taten. Judith sah mir sehr danach aus, als wüsste sie was hier abging.

Der Morgen ging langsam vorüber, und über den Mittag hinweg, zog ein Unwetter auf. Meine Mutter hatte vor einer Weile das Labor verlassen um mir noch ein paar Sachen von zu Hause zu holen. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch setzte ich mich auf, tasteten bis meine Füße den Boden berührten und stand auf. Es war unheimlich still.

Mein Körper schien sich ruhig zu verhalten. Langsam bewegte ich mich in Richtung Zimmertür. Ich drückte die Klinke, setzte einen Fuß in den Flur und schaute abwechselnd von links nach rechts. Niemand war auf dem schmalen, langen Flur zu sehen. Also machte ich mich auf den Weg und folgte der grau weißen Wand bis zu einer großen Tür.

Man konnte glatt denken, dass sich ein OP Saal dahinter befand, doch die Tür führte stattdessen zu einem Gemeinschaftsraum. Auch hier war es still und ein sehr hygienischer Duft lag in der Luft. „Was machst du denn hier?" fragte eine hohe, piepsige Stimme neben mir, die mich zusammenzucken ließ.

„Du hast mich ganz schön erschreckt" sagte ich und sah neben mir herunter. Das Mädchen, was vorhin schon mal bei mir aufgetaucht war, starrte mich mit einem breiten Grinsen an. Durch ihren Pony, die gepflegten Haare und das Sommersprossen Gesicht wirkte sie jedoch etwas jung.

Ein übergroßer roter Schal legte sich um ihren Hals und um ihre schmalen Schultern. Außerdem trug sie ein normales, weißes Shirt, eine eher lockere, blaue Jeans und ein paar weiße Sneaker mit kunterbunten Schnürsenkeln. Als eine Weile Stille vorbei war, trat sie einen Schritt näher und hielt mir einen Bagel entgegen. „Wenn du willst, kannst du auch Marmelade dazu haben".

Expire - Kampf gegen den TodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt