„ Sie können drüben im Wartezimmer Platz nehmen. Es dürfte noch ein paar Minuten dauern" sprach sie zu meinem Bruder. Dieser nickte dankend. Und sah wartend zu mir. Tja, das hieß wohl, dass es jetzt kein zurück mehr gab. Unmotiviert folgte ich Daniel hinüber in den Wartebereich, der sehr befüllt war.
Ich nahm mir einen Moment und ließ meine Augen durch Gesichter voller fremder Menschen schweifen, ein dunkelhäutiger, etwas älterer Mann geschätzt 60 Jahre alt, ließ eine Zeitschrift auf seinem Schoß nieder und zupfte in seinem Bart herum, während gegenüber eine schlanke, große Blondine Mitte 30, ihre High Heels anstarrte und direkt daneben ein ungefähr 24-jähriger lautstark auf seinem Kaugummi herum kaute.
Schon bei diesem Anblick verlor ich die Lust auf Arzt. Ein Baby im Kinderwagen fing an zu kreischen und weitere nervende Töne wie Handy Klingeltöne oder Gelächter drang in meine Ohren. Ich rollte mit den Augen und freute mich fast zu Tode, als der Arzt uns aus der Menge befreite.
„Guten Tag Jessie ich bin Doktor Vence. Wie ich sehe, sind sie wie versprochen mit ihrem Bruder hier". Ich hatte rein gar nichts versprochen. Und warum redeten sie so komisch? Duzen reicht vollkommen aus, sagten mir meine Gedanken. Vence hörte sich etwas französisch an. War er Franzose?
Mit einer Augenbraue leicht hochgezogen musterte ich sein Gesicht. Er hatte blonde glatt gekämmte Haare, grau blaue, kleine Augen, Augenbrauen, die man kaum erkennen konnte, und war ungelogen, fast 2 m groß. Gegen meine 175 cm war das riesig. „Hallo ja genau richtig mein älterer Bruder hat mich hergebracht" antwortete ich nun.
Daniel überflog ein Lächeln bevor er Doktor Vence Die Hand schüttelte. Mit einem kribbeln in den Fingerspitzen grüßte auch ich ihn und spürte, wie seine raue, große Hand sich in meine legte. Er führte uns weiter den Gang entlang in einen Raum mit einer großen Liege.
„Setz dich Jessie" „Danke" sagte ich nur ziemlich leise. Daniel nahm auf einem Stuhl ganz am Eingang des Behandlungsraums platz, während ich mich gezwungen auf die weiße Liege setzte. Mit einem gestellten Lächeln versuchte ich, eine bequeme Position zu finden.
Mein Ausdruck allerdings war, wie man es schon ahnen konnte, nicht besonders motiviert. Daniel ermahnte mich mehrmals mit hochgezogenen Augenbrauen und einem ernsten Blick. Doktor Vence kam ein paar Minuten darauf zurück aus dem Nebenraum und stellte sich direkt vor mich.
„ Welche Beschwerden gibt es?" „ Vor ein paar Wochen ist meine Haut an manchen Stellen stark angeschwollen. So ein komisches Stechen und Kribbeln überall, es wird immer mehr" erzählte ich mit einem nervösen Schnaufen. „ Ich würde dich bitten, dein Oberteil auszuziehen, damit ich einen genaueren Blick darauf werfen kann. Ist das okay?"
Ich sagte nichts und nickte nur, nachdem meine Arme frei waren, striff sich Doktor Vence ein Paar einmal Handschuhe über und tastete von unten nach oben meinen rechten Arm ab. „ Ich seh schon dick, angeschwollen und rot lila, blau eigenartig, das habe ich auch noch nicht gesehen" murmelte er etwas verwirrt.
Was? Lila blau? Mir blieb die Spucke weg, als ich die tatsächlich leicht blauen Flecken um die Schwellungen herum entdeckte. „ Wann hat das angefangen, sich so zu färben?" „ Ich weiß es nicht. Ich hab es nicht mal mitbekommen, wenn ich ehrlich sein soll" schluckte ich, als Doktor Vence zu mir aufschaute und besorgt noch mal meinen Arm abgtastete.
„Hmm das sieht mir nach einer allergischen Reaktion aus, aber nach einer sehr seltenen. Es muss ja sehr stark negativ auf dich wirken, wenn deine Haut so stark davon betroffen ist". Also war ich wie eine Puppe, die man so lange gegen die Wand warf bis die Oberfläche langsam ab bröckelte?
Es kamen absolut verrückte Gedanken in mir auf. „ Ich glaube, ich kann dir hier nicht wirklich weiterhelfen Ein Kollege von mir, Doktor Novu arbeitet 10 Minuten entfernt von hier im Krankenhaus. Wie wär's, wenn ihr mal dort vorbeischaut?". Ja danke sie sind ja gerade eine unfassbar tolle Hilfe redeten meine Gedanken mit mir.
Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch schwang ich mich wieder auf die Beine, zog mein Shirt wieder über meinen Oberkörper und ging zur Tür. „ Danke für Ihren Ratschlag, Doktor Vence . Wir werden mal vorbeischauen" „ Das freut mich. Kontrollieren Sie bitte regelmäßig den Zustand ihrer Schwester das was sie da auf der Haut mit sich rumschleppt sieht gefährlich plus schädlich aus und falls sie noch mal Schmerzen hat, kann sie diese Medikamente einnehmen" sagte er zu Daniel und drückte ihm eine Packung Tabletten in die Hand.
Mit einem dankbaren Nicken folgte er mir hinaus zum Eingangsbereich. „ Gut dann endlich ab nach Hause" „ Ja endlich mal". Daniel schüttelte schmunzelnd seinen Kopf.
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Expire - Kampf gegen den Tod
Teen FictionJessie, eine 16 jährige Teenagerrin lebt ein ganz gewöhnliches Leben, bis sich eines Tages alles ändert. Nachdem sie und ihr neuer Mitschüler Philipp sich immer näher und näher kommen, schwebt Jessie auf Wolke 7. Doch als sich plötzlich ihr gesundh...