Kapitel 28

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Die Tage vergingen und die Distanz zwischen Luke und mir wuchs. Wir sprachen zwar hin und wieder, aber es fühlte sich an, als wären wir nicht mehr wirklich auf der gleichen Wellenlänge. Ich versuchte, seine Sichtweise zu verstehen – seine Angst, unsere Beziehung öffentlich zu machen – aber irgendwann wurde es mir zu viel. Ihm war es lieber, dass wir heimlich zusammen waren, doch ich konnte das nicht nachvollziehen. Warum sollte ich mich verstecken? War ich ihm peinlich?

Mit diesen Gedanken im Kopf packte ich meinen Koffer für die bevorstehende Klassenfahrt nach Spanien. Meine Mutter rief mich von unten: „Kathleen, Schatz, kommst du?" Ich hatte fast vergessen, dass wir heute flogen, wenn Luc mich vor zwei Tagen nicht daran erinnert hätte. Nur noch meine Zahnbürste fehlte, dann war mein Koffer auch endlich fertig.

Auf dem Schulparkplatz angekommen, waren schon einige Schüler und ihre Eltern da. Als ich aus dem Auto stieg, rannte Luc auf mich zu und schrie fast in mein Ohr: „Spaaanien!" Sie umarmte mich stürmisch und ich konnte nur müde lächeln. „Ja, Spanien", wiederholte ich mit einem schwachen Lächeln, während meine Gedanken noch bei Luke waren.

„Liebe Schüler*innen, bitte einsteigen! Sonst fliegt das Flugzeug noch ohne uns!", rief Mr. Gonzales laut über den Parkplatz. Er war bekannt dafür, der organisierteste Lehrer an der Schule zu sein – das komplette Gegenteil seiner Frau, unserer Spanischlehrerin.

„Passt gut auf euch auf", meinte David, als er mich noch einmal fest umarmte, bevor auch meine Mutter sich von mir verabschiedete. „Ich bin nur eine Woche weg", erwiderte ich mit einem kleinen Lächeln, um ihre Sorgen etwas zu lindern.

Mit meinem Koffer in der Hand machte ich mich auf den Weg zum Bus, als Mason plötzlich neben mir auftauchte und mir den Koffer abnahm. „Komm, gib mir deinen Koffer", sagte er und trug ihn ohne zu fragen weiter. Ich protestierte nicht – war ja auch ganz praktisch. „Hey, guys", rief Mason, als wir bei Luke und Miles ankamen. Ich warf Luke nur einen kurzen Blick zu und lächelte leicht, bevor ich meinen Blick wieder auf mein Handy richtete, um mich abzulenken. Masons Worte drangen nur halb zu mir durch: „Luke, pass gut auf meine Schwester auf."

Luke nickte nur und ich versuchte, das Gespräch zu umgehen. „Ich muss jetzt los, wir sehen uns in einer Woche", sagte ich schnell, bevor Mason mich von der Seite in den Arm nahm. „Pass auf dich auf, okay? Und keine Jungs", fügte er noch scherzhaft hinzu und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. Ich schüttelte lachend den Kopf und verabschiedete mich, bevor ich mit Luc zum Bus ging. Während wir einstiegen, spürte ich ein Unbehagen in mir. Die Gedanken an Luke ließen mich nicht los. Warum musste alles so kompliziert sein?

*

Der Flug war relativ unspektakulär verlaufen. Ich hatte einen Sitzplatz am Gang, da Julie unbedingt am Fenster sitzen wollte und Luc sich den Platz in der Mitte gesichert hatte. Es war mir eigentlich egal, da ich ohnehin nur schlafen wollte. Zwei Reihen vor uns, auf der anderen Seite des Ganges, saß Luke mit Miles und noch einem anderen Jungen. Luke schien einen Film zu schauen, aber er wirkte nicht besonders konzentriert, weil er ständig zurückspulte.

„Wir sind daaaa!" Luc war viel zu aufgedreht für meinen Geschmack, als wir nach der Landung unsere Koffer vom Gepäckband holten und zum Bus gingen, der uns zu unseren Unterkünften bringen sollte. „Mit wem denkst du, werden wir im Haus sein?" fragte Luc neugierig und grinste mich an, während wir in die Einfahrt zu den Häusern fuhren.

„Keine Ahnung, hoffentlich mit Leuten, die wir mögen", antwortete ich und sah aus dem Fenster. Der Bus hielt und sofort sprangen alle auf, als wären sie auf einer Mission. Luc und ich hingegen blieben ruhig sitzen und warteten, bis sich der erste Ansturm gelegt hatte.

Als wir schließlich ausstiegen und unsere Koffer hatten, sammelten wir uns mit den anderen Schülern und warteten auf die Zimmereinteilung. Jedes Haus sollte sechs Personen beherbergen und die Gruppen konnten gemischt sein. Ich war gespannt, aber auch etwas angespannt.

„Lucy Herris, Kate Sheperd, Julie Hans, Amelia Davis, Miles Turner und Luke Johnson", rief Mrs. Gonzales über den Platz und deutete auf unser Haus. Luc schenkte mir ein triumphierendes Lächeln, während ich nur seufzte. Julie war in meiner Spanischklasse und wirklich nett, also kein Problem. Aber Amelia... Amelia war anstrengend. Sie war die typische „Queen B", Cheerleader-Captain und ihr Lebensinhalt schien es zu sein, die Aufmerksamkeit der Jungs auf sich zu ziehen. Dumm war sie nicht, aber ihre Art konnte manchmal schwer zu ertragen sein. Ich hatte noch nie wirklich viel mit ihr zu tun gehabt, aber dieser Aufenthalt versprach interessant zu werden.

„Lass mich dir helfen", sagte Miles plötzlich und griff nach meinem Koffer. Ich nickte dankbar und wir machten uns gemeinsam auf den Weg zu unserem Haus. Es war eine moderne Unterkunft, mit genügend Platz für alle.

Die Zimmereinteilung ging schnell über die Bühne. Luc und ich teilten uns ein Zimmer, Julie und Amelia das andere und Luke und Miles bekamen das dritte Zimmer. Zum Glück hatte jedes Zimmer ein eigenes Bad und sogar einen kleinen Kühlschrank. Das beruhigte mich ein wenig. Es sah so aus, als würden wir zumindest ein wenig Privatsphäre haben, auch wenn die Dynamik in der Gruppe wohl für einige Momente der Spannung sorgen würde.

„Das wird eine interessante Woche", murmelte ich leise zu Luc, als wir unsere Koffer ins Zimmer zogen. Sie grinste nur breit. „Jap, und wir sind mittendrin!" 

My Brothers Best Friend (wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt