Kapitel 6

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Die Fahrt war nicht lange, aber wir sprachen kein Wort miteinander. Das Einzige, was Mason erwähnt hatte, war, dass wir uns nicht kannten und ich nicht seine neue Schwester sei. Das war mir nur recht; ich wollte ihn auch nicht als meinen Bruder haben.

Vor der Haustür angekommen, klopfte Mason an. Langsam öffnete sich die Tür, und ein freundlicher Typ stand vor uns. Er hatte blau-grüne Augen, schwarze Haare und sah ziemlich gut aus.

Mason begrüßte ihn mit einem Handschlag. „Eine Neue?" Der Typ lachte nur und streckte mir die Hand entgegen. „Nein, nur eine Bekanntschaft."

Ich schüttelte nur meinen Kopf und wir gingen hinein. Wenn ich jetzt einfach nach Hause gehen würde, wäre es auch egal. Aber ich kannte mich hier überhaupt nicht aus. Also war es besser, hier zu bleiben, um nicht in der Kälte verloren zu gehen.

Mason ging wortlos zu seinen Freunden und beachtete mich nicht weiter. Ich sah mich um. Es waren nicht allzu viele Leute hier, aber das Wohnzimmer war schon recht voll. Also machte ich mich auf die Suche nach der Küche. Wenn ich schon bei einer Party war, wollte ich auch etwas trinken. Ich mixte mir ein Getränk und stellte mich in den Türrahmen, um mich umzusehen. Ich wünschte mir, woanders zu sein.

„Eine Bekanntschaft also?" Liam stellte sich zu mir und lächelte mich an. „Ja, wir kennen uns nur flüchtig," antwortete ich und zuckte mit den Schultern. „Also bist du neu hier oder nur zu Besuch?" fragte er. „Neu hier. Woher?" Ich war mir nicht sicher, ob mein Akzent so offensichtlich war.

„Dein Akzent. Lass mich raten. Ostküste, Boston?"

„Ostküste stimmt, aber New York," erwiderte ich lächelnd. Er war nett und erzählte mir noch ein paar Dinge.

„Wollen wir woanders hingehen?" fragte er. Ich willigte ein; hier wollte ich nicht mehr bleiben. Frische Luft hätte mir sicher nicht geschadet, aber ich dachte wohl falsch. Denn wir gingen in sein Zimmer.

Ich war mir nicht sicher, was seine Absichten waren, also setzte ich mich einfach auf seine Couch. Er machte die Tür zu und setzte sich neben mich. Ich schaute ihn kurz an und dann wieder weg. Er kam mir immer näher und legte seine Hand auf meinen Oberschenkel. Ich versuchte wegzurutschen, aber hinter mir war nur die Lehne der Couch.

„Hey, lass meine Schwester in Ruhe!" hörte ich plötzlich Mason rufen. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass er im Türrahmen stand. Hatte er mich gerade „Schwester" genannt?

„Wir haben nur geredet," sagte Liam und hob die Hände, als Zeichen, dass er nichts gemacht hatte. Er stand auf.

„Komm, wir gehen!" Mason wandte sich an mich. So sehr ich auch weg von hier wollte, konnte ich mich nicht einfach fügen. „Nein, ich bleibe hier," sagte ich, obwohl ich mich innerlich wünschte, dass ich nachgeben könnte. „Siehst du, sie will hier bleiben," lachte Liam nur. Ich rollte mit den Augen.

Mason schubste Liam zur Seite und packte mich am Handgelenk. Er zog mich mit sich, und der Druck tat schon weh. „Du tust mir weh," protestierte ich und riss meine Hand aus seinem Griff. „Komm einfach mit!" Er sah wütend aus.

„Lass mich in Ruhe. Ich kann selbst nach Hause gehen," sagte ich und drehte mich weg von ihm. Dann rannte ich aus der Tür. Ich wusste zwar nicht, wohin ich lief, aber ich musste einfach weg.

Nach einer gefühlten Ewigkeit blieb ich stehen und stellte fest, dass ich nicht wusste, wo ich war oder wie ich hierhergekommen war. Ich sah eine Bank und setzte mich darauf. Meine Jacke hatte ich nicht angezogen, weil ich einfach weggerannt war. Das war wirklich unüberlegt.

Ich nahm mein Handy heraus, aber es war ebenfalls unbrauchbar. Also zog ich meine Füße an mich und hielt mich warm, während ich darauf wartete, dass die Kälte nachließ.

My Brothers Best Friend (wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt