Früh am Morgen machten sich die beiden fertig, ordneten nochmal die Rucksäcke und hinterließen ihr Zimmer genauso wie sie angekommen waren. Unten im Barbereich gab es ein kleines kulinarisches Frühstück für sie und dazu standen drei gepackte Lunchbags auf dem Tresen. Zwei waren für sie. Bei der Frage für wen die dritte war, denn es sollte schließlich keinen anderen Gast als sie beide geben, wurde ihnen mitgeteilt, dass nach ihnen noch ein Business Mann eingecheckt hätte. Genau wie sie hatte er gesagt, dass er offiziell nicht da war. Aber darüber machten sie sich bis jetzt keine Gedanken.
Im Gebirge mussten sie sich auf andere Dinge konzentrieren. Allein die Temperaturen lagen bei 10-35 Grad je höher sie kamen, desto kälter wurde es. Dazu mussten sie in Höhlen tauchen, wenn es erforderlich war und während des Ganzen folgten sie einfach nur dem piepen des Radars, welches sie dichter an Mishas Chip führte. Das Radar zeigte lediglich die Entfernung an, ohne den Weg vorzusagen, bestenfalls noch die Höhenmeter. Dreizehn Minuten später verließen sie das Gebäude und bestiegen über einen Trampelpfad den Fuß des Gebirges. Noch war es warm. In Marokko war es Sommer. Gut 40 Grad am Tage, ein weiterer Grund so früh wie möglich aufzusteigen.
"Alec? Machst du eigentlich auch Dinge die normale Teenager machen?"Die ganze Zeit war es still, bis die Frage von Jones kam. Er hatte sie schon ewig im Kopf, aber nie den richtigen Zeitpunkt gefunden sie zu stellen. In diesem Moment taten sie nichts anderes als still nebeneinander herzugehen. Also genügend Zeit über alles mögliche zu reden. Doch der Teenager, der so anders war als all die Teenager die Jones in seinem Leben kennengelernt hatte, er schwieg. Keine Antwort. Aber man konnte sehen, wie ihn die Frage beschäftigte, etwas was sonst nicht zu ihm passte. Alec war berechnend und behielt immer einen klaren Kopf, zumindest in 98% der Fälle, aber privat. Das ließ sich nicht berechnen.
"Warst du mal auf einer Party?""Ja. Einmal privat. Sonst geschäftlich."
Eine Party auf der er mit Alex Rider war. Bei der er vergiftet wurde, beinahe gestorben. Seitdem war er nicht mehr privat dort. Nur um Aufträge anzunehmen, Zielpersonen zu beobachten, oder Informationen zu bekommen. Jones gefiel die Antwort nicht, aber er sagte auch nichts dagegen. Denn auch wenn sie sich so gut verstanden und eine gute Basis hatten, sollte er es nicht ausreizen. Alec Gregorovich war immer noch der bestausgebildeste Jungattentäter den er jemals kennengelernt hatte. Und dank seiner Schwester hatte er schon mit einigen zutun gehabt.
Auf dem ersten Plateau angekommen, ging es weiter nach Westen, aber dort lag nur eine Felswand. Steil und kaum Vorsprünge. Ohne Klettervorrichtungen.
"Wir könnten außen rum gehen.""Da verschwenden wir zu viel Zeit. Ich geh hoch und seil dich dann ab. Meinen Rucksack ziehe ich danach hoch."
Damit war es entschieden, ein Einwand von Jones nicht gefragt und auch nicht akzeptiert. Der Junge war der Boss. So stellte dieser seinen Rucksack ab, nahm die Kletterausrüstung raus und begab sich auf den Fels gen Himmel. Dreißig, fünfzig oder sechzig Meter, wie hoch genau es war, konnte der Zurückgebliebene nicht sagen. Aber würde der andere fallen, wäre es aus. Das war bei der Höhe wohl jedem klar. Ohne Sicherung, das war Wahnsinn. Das fanden auch die Touristen die nach und nach hoch kamen, stehen blieben und den Kletterer beobachteten. Sogar Fotos machten sie. Alec machte sich selbst zur Attraktion. Diesen schien das aber gar nicht zu interessieren im Gegenteil, es schien sogar zwischenzeitlich als würde er telefonieren. Aber dann war er auch schon über die Kante und verschwunden. In Sicherheit. Der ältere Brite war erleichtert. Warum machte er sich überhaupt so viele Sorgen um den Jungen? Das wusste er selbst nicht. Irgendwie war er ihm wichtig geworden. Schon bei ihrer ersten Begegnung hatte der andere irgendetwas was ihn fasziniert hatte.
Kurze Zeit später fiel ein Seil den Felsen runter, zumindest ein Ende, das andere war irgendwo oberhalb festgemacht worden, damit er sich gesichert an den Anstieg machen konnte. Geklettert war er früher einmal aus reinem Selbstinteresse, aber so etwas. Damit hatte er nicht gerechnet, als er seinen Polizeidienst angetreten hatte. Wie besprochen band er den zweiten Rucksack an das Seilende. Mit einem Knoten, welcher auf keinen Fall aufgehen konnte. Seinen Klettergurt hatte er längst angelegt und das Seil befestigt. So wie er es in dem kurzen Training am Tag davor gelernt hatte. War es falsch riskierte er sein Leben und würde sterben, wenn er auch nur eine falsche Bewegung machte.
Die Touristen hatten sich mittlerweile verzogen. Aber es würde kein Problem wegen der Fotos geben. Dafür sorgte seit Jahren der Vater seines Schützlings, sie wurden wie automatisch vernichtet. Um das zu Erklären hatte der Ex-Officer nicht das Verständnis, aber so viel wollte er darüber auch nicht wissen, denn es war sicherlich absolut illegal.
Der Stein fühlte sich brüchig an, als würde er wegbrechen, sobald er sein Gewicht verlagerte. Wie lange hatte er sich jetzt nicht mehr bewegt? Zwei Minuten oder Zwei Stunden? Auf jeden Fall zu lange, denn das Seil wurde stramm gezogen, bis es ihn nach oben zog. Der Gurt wurde straff und schon war es als würde er fliegen. Nur aufpassen, dass er nicht gegen die Wand knallte musste er.Allerdings fragte er sich doch wie das funktionierte. Es hingen mindestens 100 Kilo an dem Seil, die konnte der Blonde unmöglich ziehen. Den Grund für die plötzliche Stärke sah er erst als er, Gott sei Dank, wieder festen Boden unter den Füßen hatte und sich für den Moment von dem Klettern verabschieden konnte. Jetzt sah er auch wer, oder besser was ihn hochgezogen hatte. Während Alec ein paar Meter weiter auf einem Stein saß und tatsächlich telefonierte, war im Boden ein kleiner Motor verankert, welcher Stück für Stück das Seil hochzog. Daher also die plötzliche Kraft. Motorenkraft.
"Tasha hat angerufen, auf ihrer Seite regnet es seit Stunden, alles steht unter Wasser. Sie soll eigenständig entscheiden was sie sich zumuten, aber als erstes helfen sie ein Dorf zu evakuieren."
"Dann sollten wir weiter bevor der Regen bei uns ankommt."

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Good Agent
Fanfiction"Gary Unwin. Ich würde dich gerne zur Aufnahme in unsere Akademie einladen. Falls du nichts besseres zutun hast. Ich bin beeindruckt von deinen Fähigkeiten." Ich nahm den Brief entgegen, öffnete ihn jedoch nicht, sondern steckte ihn in die Innentasc...