Good Agent

Four

Zum Frühstück ging es für alle in den großen alten Speisesaal. Zumindest die Anwärter. Ihr Essen und die Getränke holten sie sich an einem Buffet. Mittlerweile trug keiner mehr seine eigenen Klamotten, da diese alle zum Trocknen auf der Leine hingen. Stattdessen trug sie dunkelgraue Overalls, mit einem eingestickten Namensschild, ihren Codenamen und demjenigen durch den sie dort hin gekommen waren.

Nach dem Essen versammelten sie sich draußen. Sobald Merlin vor sie trat, stellten sie sich in einer Reihe auf, Schulter an Schulter. Felix stand rechts neben dem Russen. Mittlerweile wusste er sogar, dass dieser bereits bei der Marine gewesen war. Ihr Vorgesetzter hielt seine Ansprache, doch Alecs Aufmerksamkeit war ganz woanders. Er hörte etwas, dass dort nicht hin gehören konnte. Aber die anderen schien es nicht zu interessieren.

Es war ein Winseln. Kaum hörbar. Aber doch war es da... Und dann.
Wurden sie zu ihnen geführt. Acht kleine Welpen. Alles Rassen quer Beet. Von allem was dabei. Vom Pudel über den Schäferhund bis hin zum Beagle. Aber einer hatte seine Aufmerksamkeit von Anfang an und sobald es hieß, sie sollten sich einen aussuchen, saß ein kleiner schwarzer Dobermann neben seinen Füßen. Trainieren, Ausbilden und eine Einheit mit ihm werden, dass sollte er, dass sollten sie. Bis zum Ende seiner eigenen Ausbildung. Ein Kinderspiel. Er hatte ja bereits zwei bestens ausgebildete Dobermänner bei sich in Russland und später in Afrika gehabt. Es sollte daher kein Problem sein.

Kein Problem. Dachte er. Doch es war kaum so einfach wie mit seinen Dobermännern. Denn was Alec nicht wusste war, dass die beiden Vorgänger Chips implantiert hatten. Mit denen sie alles befolgen mussten, was der jüngste Gregorovich wollte. Die letzte Erfindung die Mirnas ihm hinterlassen hatte.
Die nächsten drei Tage verbrachte er damit seinem Hund Benehmen beizubringen. So schwer war es schlussendlich doch nicht. Nach 72 Stunden dauerhaft zusammen waren sie ein Team und wichen sich nicht mehr von der Seite. Außer wenn Alec dies befahl.

In der dritten Nacht passierte es schließlich. Mitten in der Nacht knallte die Tür und innerhalb von zwei Sekunden stand sein Hund bereit für alles auf dem Ende seines Bettes. Zehn Sekunden später stand auch sein Herrchen neben dem Bett. Nur um zu sehen, dass es nichts zu sehen gab. Scheinbar hatte sich nichts verändert. Aber das konnte nicht sein.. Sein Blick glitt durch den Raum. Die anderen hatten es nicht mal mitbekommen. So stand auf und ging leise auf und ab, bis er vor Felix Bett stehen blieb. Welches leer war.

Es dauerte nicht lange, da hatte der blonde ebenfalls den Raum verlassen. Sein Welpe folgte ihm, ob dieser ihn beschützen wollte, oder selbst einfach Schutz suchte, konnte man nicht wirklich erkennen. Normalerweise hätte er nun seine Pistole in der Hand, wäre ihm diese nicht am ersten Tag abgenommen worden. Doch wenn er sich wehren musste, würde er dieses auch so können. Die Frage war nur, ob Felix verschwinden einer der Tests war, oder zur Abwechslung mal echt. Jeder Test war echt, aber eben nicht künstlich projiziert, sondern ein wirklicher Notfall.

Obwohl es in dem ganzen Gebäude unglaublich still war, schien es nicht so als würde nichts mehr von statten gehen. Im Gegenteil, es fühlte sich an als würde irgendwo, hinter irgendeiner Mauer etwas ausgesprochen wichtiges passieren. Während alle anderen schliefen. Der Mond vor den Fenstern leuchtete den Weg. Wobei der Mond an sich nicht leuchtete, sondern nur das Licht der anderen Himmelskörper reflektierte.

Nach wenigen weiteren Schritten und einer Treppe, waren dumpfe Stimmen zu hören. Dennoch konnte er sie zu ordnen. Die eine gehörte Merlin, die andere Eggsy. Eine Frau die klang wie Mrs Jones. Mischte sie sich schon wieder ein? Doch bevor er überhaupt lauschen konnte, öffnete sich die Tür und nahm den Blonden in seinem Lichtkegel auf. Sein Ausbilder sah ihn an, winkte ihn dann rein und schloss die Tür wieder.

"Rum laufen in der Nacht ist genauso wenig gestattet wie herumschnüffeln."
"Komm schon Merl. Als wenn Alec irgendwem was böses wollte... Guck er hat sogar seinen Hund dabei. Heimliche Trainingseinheiten würde ich sagen. Na du... Hast du schon einen Namen?"

Damit hockte sich der Mann in Anzug und Cap auf den Boden und streichelte Alecs Welpen. Während dieser selbst mit einem Blick das Büro oder eher die Werkstatt abscannte. Mrs Jones war es nicht. Sondern eine andere Frau, welche hinter einem Laptop saß und eilig die Daten von der Leinwand verschwinden ließ.
Doch zu spät. Der Jüngste hatte sie bereits in seinem Kopf und was dort einmal war, blieb meistens auch.

"Felix ist nicht in seinem Bett."

"Gut aufgepasst."

"Wo ist er?"

"Er hat die Ausbildung vorzeitig abgebrochen. Seine Freundin ist schwanger."

"Keine Beziehungen.."

"Exactement."
"Wobei ich und meine Prinzessin..."
"Du hast dich noch nie an Regeln gehalten, Eggsy."