Good Agent

Seven

Es war wie Zuhause ankommen. Genau das Gefühl, welches er seit Jahren vermisste. Nach einem kurzen Gang durch das Anwesen, wurden ihnen kurzerhand ihre Ausrüstung erklärt und im Schnelldurchlauf alles geübt. Nach drei Stunden befanden sie sich in dem Top Secret Besprechungsraum in welchen Alec als Kind nie mit durfte. Zumindest nicht während der formalen Tätigkeiten. Aber jetzt saß er auf dem Chefsessel am Anfang der langen Tafel auf welcher eine holografische Weltkarte auftauchte. Links und Rechts am Tisch standen ebenfalls Sessel, auf den ließen sich die Leiter der wichtigsten Abteilungen nieder. Jones blieb hinter Alec stehen. Er traute dem ganzen immer noch nicht so ganz. Zwar waren sie vermutlich die loyalsten Menschen die er je kennengelernt hatte, aber er hatte auch zwei drittel seines Lebens damit verbracht genau solche Menschen hinter Gitter zu bringen.

"Wo sind Greek und Austin?"
"In den letzten Monaten ist eine Boeing MH370 von Malaysia Airlines verschwunden, ebenso wurde die Boing MH17 der gleichen Fluggesellschaft über der Ukraine abgeschossen. Von der Fluggesellschaft Air Algerien ist ebenfalls abgestürzt. In Südkorea ist eine Fähre gesunken."

Bei jeder genannten Maschine tauchte ein Minimodell auf der Karte auf, Start und Landepunkt, Route, Anzahl der Passagiere, eine Auflistung der wichtigsten Passagiere, etc.

"Was hat das mit den beiden zu tun?"
"Lassen sie mich bitte ausreden Sir. Greek ist unterwegs die verschollene Maschine suchen. Austin ist in Südkorea. Er hat mit seiner Familie telefoniert als die Fähre mit ihnen unterging. Wir haben ihm unsere zwei besten Taucher mitgegeben. Ich hoffe das war in Ihrem Sinn."

"Gut. Wenn ich alles richtig verstanden habe, ist hier mein Plan. Ich werde es nicht erklären, denn Zeit ist kostbar. Konstanz, Sie suchen sich fünf Leute und unterstützen Greek. Syd, Sie werden mit ihrem Evakuierungsteam zur Ukraine und Familienangehörige herbringen. Ich habe gehört das dort ein Putsch im Marsch ist, ich möchte keine Angehörigen verletzt sehen. Familie nach Yassens Definition. Eine Chance, kein Betteln, kein Zurück, allgemeine Regeln. Dann brauche ich zwei Teams bestehend aus je zwei Tauchern, ein Flieger, ein Kletterass, ein Mediziner, ein Verpfleger und ein Techniker. Ihr werdet von einem Helikopter jeweils dort und dort im Atlasgebirge abgesetzt. Tasha führt eines der beiden Teams an. Ich gehe jetzt zu Mirosch."

Bei allem was gesagt wurde vervollständigte sich die Karte Stück für Stück. Die einzelnen Teams versammelten sich und taten genau das, was von ihnen gefordert war. Die nächste Generation hatte die Geschäfte übernommen und niemand stellte dies auch nur mit einem Wimpernschlag in Frage. Konnte man dies schon als Mafia bezeichnen? Während Ex-Officer Jones sich also um das Gepäck von sich und Alec kümmerte, ging der Blonde durch die Flure und blieb in der großen Eingangshalle stehen. Hier war es vor einigen Jahren geschehen. Einer der hier lebenden hatte sich gegen ihn gestellt und wurde von dem Kristallkronleuchter tödlich verletzt. Misha hatte ihm damals das Leben gerettet. 

In dem Wasserschacht hatten sie Alex wieder gefunden. Vielleicht sollte er diesen informieren und fragen, ob er ihm helfen würde, immerhin hatte Misha diesem auch schon das Leben gerettet. In Saint Tropez als Alex von den Grimaldi Zwillingen mit einem Betonblock zum Meeresboden geschickt wurde. Er wäre es ihm schuldig, aber er wollte seinen ehemaligen besten Freund auch nicht aus seiner verdienten Ruhe reißen. Es war wie eine Reihe Flashbacks die sich vor ihm abspielten, als er durch die Gänge und Räume ging. Die Bilder, die Gerüche, der Ton, welcher entstand wenn er über den Holzboden ging. Dies alles schrie nur so nach zuhause. Das er zur Krankenstation kam merkte er als erstes an dem Geruch. Desinfektionsmittel. Anschließend ein kleiner Warteraum mit drei Sesseln und einem Süßigkeitenautomaten. 
"Mr Gregorovich Junior. Sehr erfreut Sie wiederzusehen. Mirosch ist nicht ansprechbar, aber vermutlich bekommen Sie ohnehin mehr raus als ich."

Mishas Vater hielt dem Jüngeren die Tür auf damit dieser die Intensivstation betreten konnte. Die Maschinen piepten, surrten und machten allerhand anderer eklige Geräusche. Alles was Alec auch schon kannte, nachdem er angeschossen wurde und allerhand Unfälle hatte. Den jungen Mann der dort lag erinnerte ihn sogar kurz an sich selbst, aber nur kurz. Den der Mann der dort lag, hatte keine rotblonden Haare. Eigentlich hatte er lange braune Locken, aber von denen war nichts mehr zu sehen. Seine Haare waren kurz geschoren, sein Gesicht übersät mit Kratzern, aber keine Schnittverletzungen wie bei Misha damals. Seine Hand und sein Arm waren verbunden. Die Beine in Schienen. Was auch immer passiert war, Misha hätte diesen Mann mit seinem Leben beschützt und wenn er schon so aussah, wollte er eigentlich gar nicht wissen wie der andere aussah. Allein das er noch lebte war aber schon ein gutes Zeichen, was sie aber auch nur wussten, da Mishas Chip noch Daten sendete, wäre er tot, hätte sich der Chip deaktiviert.

"Also Mirosch. Ich konnte dich noch nie leiden, weil du mir Misha weggenommen hast, aber meinetwegen kannst du hier bleiben. Immerhin gehörst du jetzt scheinbar zur Familie. Wenns nach mir ginge nicht, aber ich bin ja kein Monarch. Familie ist Familie. Halt dich an die Regeln dann gehörst du schnell dazu. Also ich geh jetzt unseren Freund suchen. Du kannst das ja scheinbar nicht... Gott sei dank hörst du mich nicht... ich höre mich an wie ein eifersüchtiger Teenager." 

Mit einem Kopfschütteln stand er auf und ging, hätte er sich noch einmal umgedreht, wäre ihm vielleicht das kleine Schmunzeln aufgefallen, welches die Lippen des Verletzten zierte. Damit war es für ihn schon sicher, dass er Misha bald wieder sehen würde. Denn eins wusste er über die Gregorovichs hatten sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt, wurde es erfolgreich umgesetzt. Fehler und Misserfolge waren ausgeschlossen. Alles würde anders sein wenn sie sich wieder sahen, aber sie würden sich wieder sehen und darauf kam es an.