Ein paar tausend Kilometer weiter westlich, oder um genau zu sein 4.360 Kilometer Richtung Nordwest. Mitten in Moskau, verließ ein blonder Brite in Polohemd und Cargoshorts einen der Passagierflieger der britischen Airline. Mit einer verspiegelten Sonnenbrille auf der Nase und einem Rucksack in der Hand bahnte er sich einen Weg durch die Massen an Menschen. Touristen, Taxifahrer, Einheimische, Geschäftsleute, Familien, Mitarbeitende. Die Hallen waren voll. In vielen Ländern der Welt waren gerade Sommerferien, ein Grund warum der 18-Jährige nicht zuhause war und die Uni besuchte, sondern auf dem Weg zu einem ganz bestimmten Ort war. Sicherlich hätte man ihn mit einem Privatflieger vor der Haustür abgeholt, aber das war nicht sein Stil. Und so konnte man während des Fluges auch mit schönen Frauen reden.
Seit Monaten hatte er nichts mehr von seiner neuen Bonusfamilie gehört, was an sich schon merkwürdig war. Aber sie standen eben alle mitten im Leben und hatten zutun. Auch wenn sie nicht die ganze Zeit Kontakt hielten würde Alex Rider wetten, wenn ihn jetzt jemand kidnappt, würde in spätestens drei Tagen ein Gregorovich ihn befreien. Dabei war es egal wie viel Kontakt sie hatten, oder ob sie überhaupt Kontakt hatten. Vor dem riesigen Gebäude stieg er in eines der Taxis und schob seine Sonnenbrille nach oben.
"Куда они хотят пойти?"Russisch. Wie lange er diese Sprache nicht mehr gehört hatte. Und das auch noch von einem Muttersprachler. Rauchig, kantig, kurz angebunden. Da klang selbst so eine Frage wie eine Beleidigung. Aber zum Glück beherrschte der Brite sie als wäre er selbst Muttersprachler nur vielleicht in den letzten Jahren etwas eingerostet.
"Ich würde gerne zur Festung."
"Welche Festung?""Die Festung der Gregorovichs."
Anfangs musterte der Taxifahrer den jungen kritisch im Rückspiegel, doch bei dem Namen Gregorovich wandte er seinen Blick sofort ab und fuhr los. Wahrscheinlich wollte er keinen Ärger, aber er wusste wer Gregorovich war.
"Sind sie lebensmüde oder geisteskrank?""Ihr Humor gefällt mir. Ich bin der Bonussohn der Familie."
Ein kurzes Nicken, dann war er still. Vermutlich traute er sich nicht weiterzureden, aus Angst etwas falsches zu sagen. Oder das war einfach typisch, waren ja nicht alle so gesprächig wie die Europäer. Gut hundert Meter vor dem großen Eisentor der Festung blieben sie stehen. Er machte auch keine Anstalten weiterzufahren.
"Endstation. Weiter fahre ich nicht. Normalerweise haben sie eigene Taxis."Mit Taxis meinte er in diesem Fall wohl die schwarzen abgedunkelten Limousinen, welche ihn und Alec des Öfteren hin und her gefahren hatten. Aber jetzt ging es für ihn nicht weiter. So langsam wurde ihm aber doch mulmig zu Mute. Nach dem Bezahlen, verließ er den Wagen, kaum fiel die Tür ins Schloss, fuhr er auch schon wieder zurück zur Stadt. Die schwarze Mauer vor ihm wurde mit jedem Schritt immer höher bis er vor einem fünf Meter hohem Tor stand. Links und rechts befand sich jeweils ein Wachturm. Aber anders als sonst nur mit je einem Wachmann in Vollmontur und Sturmgewehr in den Händen. Ein falsches Wort und er würde nicht hinter das Tor kommen. Das wusste er. Sonst war er immer in Begleitung angekommen, aber diesmal alleine... ob sie ihn überhaupt rein ließen?
Doch bevor er überhaupt etwas sagen konnte, waren Rufe von innen zu hören. Natürlich russische. Keine zwei Minuten später schob sich eine Platte von ungefähr 30x30 Zentimeter auf dem Tor zur Seite. Genau an der Stelle an der normalerweise das Türschloss war. Nur statt Schlüsselloch leuchtete ein Handabdruck auf. Zuerst wurde seine rechte gescannt dann die linke, anschließend seine Augen und zum Schluss musste er ein Haar von sich in ein kleines Fach legen. Bis ihm eine Stimme auf englisch Willkommen hieß.
"Willkommen Zuhause Alex Rider. Ihre Familie ist zur Zeit nicht vor Ort, aber wir wünschen Ihnen einen schönen Aufenthalt. Ich hoffe Sie hatten eine gute Anreise."Damit öffnete sich das Tor. Er ging rein und sofort schloss es sich wieder. Im Gegensatz zum letzten Mal schien es aber recht leer zu sein, als würde es gar nicht mehr aktiv bewohnt. Alles war leer. Zumindest fast. Abgesehen von den zwei Wachleuten, gab es noch eine Handvoll weitere die auf dem Gelände verteilt waren. Auf den Wiesen liefen zwei Kinder, in den Gärten arbeiteten welche, vermutlich war der Arzt und die Wissenschaftler ebenfalls da. Aber die Menge fehlte. Die kleine Privatarmee bestehend aus spitzen Agenten und Ex-Soldaten. Dafür kam eine Frau, die im Verhältnis relativ normal aussah, auf ihn zu und lächelte ihn an, während sie ihn ins Haupthaus begleitete.
"Alex Rider? Sehr erfreut. Mein Name ist Rosie. Mr Gregorovich Senior ist bei Fürst Mirnas im Goldpalast und Mr Gregorovich Junior sucht den Vermissten.""Wer wird vermisst?"
"Misha. Im Atlasgebirge. Suchtrupps sind unterwegs, aber es gibt Schwierigkeiten wegen der Wetterlage, ihrem Blick zu urteilen soll ich eine Ausrüstung für sie anfordern?"Sie hatte ins Schwarze getroffen. Misha war verschollen. Der Mann, welcher ihm vor Jahren das Leben gerettet hatte, er musste sich auf die Suche machen. Und wenn Alec immer noch so Risiko freudig und impulsiv war wie früher, würde er definitiv seine Hilfe gebrauchen. Rosie lächelte mitfühlend. Wer war sie? Über ein Headset forderte sie die Ausrüstung und einen Helikopter an. Damit Alex den anderen ins Gebirge folgen konnte. Alleine. War nie die beste Idee, aber er musste. Dazu konnte er Alec orten und erst diesen suchen damit sie zusammen weiter suchen konnten. Kaum da, musste er also wieder weg.
"Benötigst du eine Einweisung was klettern, tauchen, fliegen oder schießen angeht?""Ich bekomme eine Waffe?"
"Natürlich. Du bist jetzt volljährig und Mr Gregorovich Senior hat deinen Waffenschrank freigeschaltet."Volljährig. Wie oft musste er beim MI6 darum betteln für die Missionen endlich eine Waffe zu bekommen zum Eigenschutz und durfte sich anhören, dass er zu jung dafür war? Jedes Mal. Von Yassen aus durfte er welche benutzen im Ernstfall, aber das er jetzt seine eigenen bekam, war doch nochmal etwas ganz anderes. Dafür hatte er Alec so oft beneidet. Personalisierte Waffen, auch wenn er Gewalt an sich nicht leiden konnte, aber ab und an wäre eine Pistole dich hilfreich gewesen und hätte einiges abgekürzt. Nur ob er wirklich abdrücken würde, war nochmal eine andere Sache.
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Good Agent
Fanfiction"Gary Unwin. Ich würde dich gerne zur Aufnahme in unsere Akademie einladen. Falls du nichts besseres zutun hast. Ich bin beeindruckt von deinen Fähigkeiten." Ich nahm den Brief entgegen, öffnete ihn jedoch nicht, sondern steckte ihn in die Innentasc...