Fourteen

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In der Höhle saßen die beiden schweigend nebeneinander auf dem Boden und hingen jeweils ihren Gedanken nach. Es fühlte sich an wie eine Ewigkeit und jede einzelne Minute war kostbar. Die Luft wurde allmählich auch schlechter. So langsam kamen auch die Zweifel auf überhaupt noch rechtzeitig gefunden zu werden. Dann kamen die Geräusche. Schleifen von schweren Gegenständen, Steine die auf andere fallen, piepen, Stimmen und dann kam das Licht.
"Wir haben sie."

Kam eine Stimme über Funk und sofort kamen zwei Soldaten mit Exoskeletten an Armen und Beinen zu ihnen rein. Zumindest sahen sie so aus. Doch Jones dachte gar nicht daran die Höhle zu verlassen. Nicht ohne seinen Schützling. Die Luft wurde wieder besser, dass lag aber weniger an dem neuen Durchgang als an dem Frischluftgenerator, welcher in die Höhle gestellt wurde.

"Wo ist Alec."

Yassen Gregorovich kam zu ihnen rein und Jones konnte ihm nicht mal in die Augen sehen. Er konnte nicht mal sagen, ob er das hier überleben würde, nur wenn Alec sich am Ende für ihn aussprach. So ging der Blick des ältesten Briten zu dem Gang in welchem Alec wohl verschwunden war, nur das dieser Gang ein Haufen Geröll und kein Gang mehr war.

Zum ersten Mal seit fast einem Jahrzehnt sah man deutlich die Angst in den Augen des Ex-Profikillers. Der Mann, welcher ohne die kleinste Gefühlsregung abdrücken konnte, welcher mit einem Wimpernschlag die Welt ins Chaos stürzen konnte, saß nun auf einem Stein am Rande und wurde von seinem russischen Arzt versorgt wurde. Sein Mann hingegen sah die logische Aufgabe da hinter und nicht das große Ganze. Das war vielleicht sein Schutzmechanismus. Genau der, der bei Yassen aussetzte wenn es um seinen einzigen Sohn ging.

So kontrollierte er die mechanischen schwebenden Platten, welche einzelne größere Steine aus der Höhle raus brachte um drinnen Platz zu schaffen. Mittlerweile mussten dort Stützen ausgefahren worden sein, um die Decke abzustützen. Draußen hatte sich hingegen ein Lager aufgebaut welches jedem Stützpunkt Konkurrenz gemacht hätte. Mannschaftstransporter, Drohnen, Schweber, Exoskelette um schwer zu heben, Soldaten, Ärzte, Geologen. Verpflegungszelte, Hubschrauber, ein Lazarett, alles in wenigen Stunden dorthin gebracht und in wenigen Minuten aufgebaut. Alles ging seinen gang. Stück für Stück wurde der ehemalige Gang freigelegt. Bis...
"Sir. Der Gang ist zu schmal, da passt niemand von uns durch, wenn wir sprengen können wir nicht einschätzen was auf der anderen Seite passiert."

"Das klingt nach einem Job für mich."

Der rothaarige Russe hob seinen Kopf, eigentlich um den Mann anzuschreien, der ihm so schlechte Nachrichten überbrachte, aber dann sah er den blonden britischen Jungen vor sich, welchen er vor ein paar Jahren offiziell in die Familie geholt hatte. Er kam wirklich immer, wenn man ihn am meisten brauchte. Und natürlich war er hier. Alex Rider zuhause sitzend, während sein neuer Bruder eigentlich Geburtstag feiern sollte, gab es schließlich nicht.

"Ausrüstung hab ich schon. Medizinische Grundversorgung kann ich mittlerweile auch. Es wird alles gut Yassen. Ich bring meinen kleinen Bruder nach Hause so wie immer."

Ganz kurz huschte ein Grinsen über Alex Lippen, dann stellte er seinen Rucksack und seinen Fallschirm ab, legte sich seine Kletterausrüstung an, nahm seinen Rucksack und verschwand ebenfalls in der Höhle. Vorbei an Männern die mindestens einen Kopf größer waren als er selbst. kein Wunder, dass diese nirgends rein kamen. 
"Alex du musst ihn da raus holen."

"Versprochen Mr Jones. Sie behalten Ihren Job. Wer ist der Mann im Smoking?"

Doch ehe ihm jemand antworten konnte, stieg der Brite schon durch das Loch in den herabgestürzten Gang. Dabei wurde er von oben abgeseilt. Mit seiner Lampe leuchtete er alles ab, doch mehr als Geröll war nicht zu sehen. Sobald er also sicher auf dem Boden stand, löste er das Seil und musste sogar teilweise krabbeln um weiter zu kommen. Nach ein paar Metern hörte er sie dann. Leise Stimmen. Als war Alec nicht alleine. Dichter dran konnte er die Stimmen auch eindeutig zuordnen. Das brauchte immer etwas länger wenn die beiden auf russisch statt auf englisch sprachen, aber mit der Zeit ging es. Die tiefere brüchigere Stimme konnte er Misha zuordnen. Einem alten Freund. Die zweite war kaum zu hören, aber es konnte sich nur um Alec handeln. 

Noch drei Bewegungen dann ging es ein Stück Berg ab und schon war man in der Kammer. Der Brite blieb einen Moment auf der schräge sitzen und betrachtete die beiden um sich ein Ausmaß machen zu können. Der Älteste saß aufrecht an der Wand, Seine Hände waren an Metallringen an diese gekettet, demnach konnte er nicht, neben ihm auf dem Boden lagen Knochen, die ziemlich alt aussahen und anscheinend menschlicher Natur waren. Links von der Schräge auf welcher er saß lag der junge rotblonde Russe. Seine Augen waren geschlossen, weshalb er seinen Retter im Gegensatz zu Misha noch nicht gesehen hatte. Seine Klamotten waren angerissen und an seinem Bein...

"Sei froh, dass ich dein großer Bruder bin und dich ständig aus der Scheiße rette."

Augenblicklich öffnete der jüngste seine Augen und starrte einen Moment gen Decke, als würde er darüber spekulieren, ob es echt oder Wahn war. 
"Alec hat einen offenen Oberschenkelbruch, soweit ich es von hier erkennen kann, ohne trage kommt er hier nicht raus... oder wir operieren hier, aber das wäre Wahnsinn."

Statt sich um sich selbst Gedanken zu machen, dachte er wieder nur an seinen ehemaligen Partner, nicht mal nach seinem Freund fragte er. Bevor Alex sich aber seinem Bonusbruder zu wandte, befreite er Misha von den Ketten. Immerhin war dieser der Mediziner von ihnen drei und konnte besser helfen.

"Dann machen Sie mal Watson. Ich lass euch den Rucksack hier, da ist das Nötigste drin, ich geh nach oben und gucke was sich machen lässt."

Zwischen englisch und russisch war bei ihnen wirklich ein fließender Übergang. Misha durch suchte den Rucksack nach Dingen die er brauchen konnte. Zu aller erst aber Licht und eine Atemmaske, die er dem Jüngeren umlegte. Hochdosierter Sauerstoff wirkte in diesem Fall beinahe wie Morphium, nachdem dieser nämlich von seinem Vater abhängig gemacht wurde, mussten Alternativen her, damit er nicht wieder abhängig wurde. 

Alex Rider wartete nicht darauf, sondern kletterte zurück in den Gang, raus aus diesem und zurück in die Höhle, um dort Bericht zu erstatten und eine Trage zu bekommen, welche durch den schmalen Gang passte und vor allem dem Winkel stand hielt.

Good AgentWo Geschichten leben. Entdecke jetzt