Nineteen

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Pov Alex

Ich hatte mich entschieden zu bleiben. Erstmal zumindest. Ein paar Schürfwunden und Kratzer von der Höhle an meinen Armen wurden versorgt, aber sonst war alles in Ordnung. Bei mir zumindest. Alec lag nach seiner OP in seinem Bett, um die Narkose auszuschlafen, danach sollte er erstmal in den Rollstuhl, aber wir kennen ja alle Alec. Hat sich eine Schiene, ähnlich dem Exoskelett, geholt und lief rum als wäre nichts. So brauchte es am Ende sicher weniger Physiotherapie.

Zusammen standen wir gerade mal wieder vor der Intensivstation und musterte Misha mit seinem Freund. Dieser lag immer noch im Bett. Heute Nacht hatte er durch gehustet und trug nun eine Atemmaske. So lief das seit Tagen hatte Mishas Dad uns erzählt. Aber nur nachts. Tagsüber war meist nichts. Misha war nachdem wieder Ruhe eingekehrt war, nicht mehr von seiner Seite gewichen. Er saß auf einem Stuhl und lag schlafend auf dem Bett. Zumindest sein Oberkörper.

Alec neben mir hatte seine Hände zu Fäuste geballt und seine Augen blitzten sauer. Wenn er es könnte, würde sein Blick sicher töten. So hatte ich ihn lang nicht mehr gesehen. Das letzte Mal auf dem Hausboot von Misha. Alec Gregorovich war eifersüchtig. Aber dermaßen. So viel dazu, dass er nichts mehr für den Älteren fühlte. Er war doch seit eh und je auf ihn fixiert, auch wenn er es niemals zugeben würde. Nur so wie ich es mitbekommen hatte, waren Misha und Mirosch mindestens verlobt. Und sie schienen glücklich, was bei Misha und Alec ganz anders ausgesehen hatte. Somit gönnte ich es ihm wirklich von ganzen Herzen, aber Alec war eben mein kleiner eifersüchtiger Bruder.

"Wie wäre es wenn wir so langsam mal heraus finden würden, warum Misha entführt und Mirosch so zugerichtet wurde. Mr Holmes?"

Holmes. Bond. Watson. Das waren sie drei. Und irgendwie musste ich ja versuchen ihn abzulenken. Sonst würde er noch die nächsten drei Tage durch diese Scheibe starren.

"Das könnten wir machen Mr Bond. Aber dafür müsste ich erstmal einen Partner haben auf den man sich verlassen kann."
"Mr Holmes. Ich habe mein Leben für Sie gegeben. Ich könnte mir keinen besseren Partner vorstellen."

Während ich sprach drehte ich mich zu dem rotblonden jungen Mann neben mir und hielt ihm meine Hand hin. Obwohl wir uns so ewig nicht gesehen hatten, war es irgendwie wie früher. Dabei waren wir mittlerweile erwachsen. Ich hatte keine Ahnung was Alec in der Zeit gemacht hatte. Nur das er zur Schule ging. Oder gegangen war. Er hatte Abitur gemacht während ich zur Royal Navi gegangen bin. Wasser war schon immer mein Lieblingselement. Hatte man sicher gemerkt als wir die Yacht auseinander genommen hatten.

Erst zeigte mein Gegenüber keine Reaktion, doch dann drehte er sich ebenfalls zu mir und nahm meine Hand an. Allein das... War so klein, aber es war Alec. Alec der niemanden auch nur berührte und dann freiwillig. Gab er mir die Hand. Trotz der Umstände, die ich irgendwie hätte voraussehen können, war ich doch ziemlich zufrieden mit meinem derzeitigen Lebenspunkt.

"Lass uns sein Boot suchen."
"Es heißt das Spiel hat begonnen."
"Kannst du fliegen?"
"Heiße ich Gregorovich oder was. Wir fliegen nach Italien und von dort aus weiter mit dem Schiff. Wir müssen nur seine genaue Route nach verfolgen und dann..."

"Holt ihr euch mal wieder den Tod."

Yassen trat mit verschränkten Armen in den Gang und musterte uns ernst. Sodass wir uns voneinander lösten und ich mich zu dem Rothaarigen umdrehte. Na super. Jetzt gab es sicher wieder eine Predigt und Hausarrest oder so etwas. Auch wenn wir ohnehin nicht darauf hören würden, was er wusste. Aber Yassen hätte auch recht, immerhin war Alec verletzt und damit sollte man nicht scherzen.

"Dad."
"Gib deinem Bein eine Woche, dann könnt ihr meinen Helikopter nehmen."

Sofort trat ein lächeln auf mein Gesicht. Yassen war auf unserer Seite. Er behandelte uns nicht mehr wie Kinder, hatte er eigentlich nie. Aber ein Vater machte sich eben immer Sorgen um sein Kind. Vor allem ein Profikiller. Auch wenn Alec irgendetwas von Ruhestand erzählt hatte. Naja. Hat man ja gesehen wieviel Ruhestand es mit uns beiden gab.

"Und nur wenn ihr Jones mit nehmt. Ist es denn zu fassen? Er trinkt Schwarztee statt Chai. Geisteskrank. Selbst Mirnas hat sich an die Chai Kultur gewöhnt."
"Wo ist Papochka eigentlich?"
"In Ägypten irgendwas mit dem Presidenten klären, genau habe ich es nicht verstanden."
"Ich habe ihn vor zehn Minuten gesehen... Er kann nicht in Ägypten sein.."

Verwirrt sah ich zwischen den Beiden hin und her und Alec schien auch irritiert. Nur zeigte er es nicht. So wies Yassen uns an ihm zu folgen. Also verließen wir endlich den Krankentrakt und gingen zu den Büros. Bei einem hielt uns Yassen die Tür auf und es sah echt aus wie ein Konferenzsaal in Ägypten. In der Mitte stand Mirnas und redete. Der Präsident war auf einem der Bildschirme an der Wand. Wobei der Bildschirm die Wand war. Und die Auflösung so perfekt, dass ich tatsächlich kurz dachte wir wären wirklich dort. Würde Mirnas Videospiele entwerfen... Das wären auf jeden Fall die Coolsten allerzeiten.

"Oh Alec Hey! Wie geht's dir? Bein heile? Sah echt krass aus wie der dich auseinander genommen hat.. Aber keine Sorge hab ja ein Ersatzteillager für dich. Mm.. Hihi... Wie findet ihr mein Büro? Voll krass oder??"
"Darling. Es ist mega. Habt ihr schon Ergebnisse?"
"Ne... Also doch.. Aber ne."
"Mirnas?"
"Gibt kein Kind, dass sie gefunden habn. Kein Yurii nirgends... Einfach poof weg... Ich glaub Misha hat sich das eingebildet, aber fragt ja keiner nach meiner Meinung bin ja nur Mirnas. Und das ist ja nichts... Daher.."

Bevor er weiter reden konnte, ging Yassen auf ihn zu, legte seine Hände an seine Wangen und küsste ihn. Definitiv die beste Lösung. War eine Flasche kurz vorm explodieren auch immer Deckel rauf. Mirnas grinste breit, sagte aber nichts mehr. Vermutlich genau das, was Yassen gewollt hatte. Man merkte immernoch, dass er sich die Schuld an Mirnas Zustand gab und gleichzeitig war es eine Nervenaufreibende Geduldsprobe. Alec hatte wie eh und je sein Gesicht verzogen und mehr Knopf schon vor dem Kuss die Bildschirme deaktiviert. Musste ja nicht jeder sehen, da gab ich ihm recht. Aber irgendwie waren sie schon recht sweet.

"Der Kuss... Oh krass... Aber... Oh man... Ähm... Was machen wir mit dem Yurii Jungen?"
"Wer ist Yurii?"
"Der Sohn von Misha und Mirosch. Er ist weg. Misha hat gedacht er wäre hier, zusammen mit Mirosch, aber Fehlanzeige."
"Und kein Gregorovich also... Kein krasser Chip zum Orten."

Mirnas grinste weiterhin und zuckte seine Schultern, um zu verdeutlichen das er nichts machen konnte. Langsam sah ich zu Alec neben mir, welcher regelrecht in eine Schockstarre verfallen war. Naja für ihn musste diese Info echt hart sein, so eifersüchtig wie er immernoch war. So schob oder zog ich ihn Schritt für Schritt in sein Zimmer, damit wir da einen Plan machen konnten. Auch wenn nur noch ich denken konnte.

Schließlich goss ich ihm einen Schluck vodka ein und gab ihm das Glas. Erst jetzt regte sich sein Blick. Aber statt das Glas zu nehmen, nahm er mir die Flasche weg und trank aus dieser einen kräftigen Schluck. Oder mehr als einen. Ich konnte das immernoch nicht. Nicht mal das Glas hätte ich ohne Probleme runter bekommen. Und er, trank es wie Wasser. Aber er trank. Was mir nur zeigte wie scheiße es ihm in Wirklichkeit ging. Denn normalerweise hätte er das Glas nicht mal angerührt. Aber er war jetzt auch erwachsen. Vielleicht hatte sich das einfach geändert. Und das Misha, den er offensichtlich nach sechs Jahren immernoch irgendwie liebte, ein Kind und einen Verlobten hatte, schockte schon wirklich.

Ich wartete einfach bis er soweit war. Anschließend besorgten wir uns aus dem Kontrollraum die letzten Koordinaten der Punkte an welchen Mishas Boot war. Mit diesen Punkten zeichneten wir eine Route auf eine Karte. Oder eher ich, weil Alec schon wieder auf seinem Bett lag und an die Decke starrte. Aber ich glaubte, diesmal lag es eher an seinem Bein. Auch wenn er es nicht zugeben würde, an der Art wie er stand und ging, konnte man ganz eindeutig sehen, dass er Schmerzen hatte. Ob eine Woche da reichen würde?

Vermutlich nur für das abklingen der Op. Aber Alec würde definitiv das Skelett umbehalten. Und in dieser Woche schaffte Mirnas es sicher mir einen eigenen Anzug zu machen. Denn der von Alec war doch schon etwas eng. Was darauf zu schließen war, dass er in den letzten Monaten hauptsächlich Schüler war und ich jeden Tag Stunden lang trainiert hatte. Zwar sah ich nicht aus wie Misha, aber ich hatte auch nicht Yassens Gene. Was hieße, das ich größer war als Alec. Nur ein paar Zentimeter aber fünf Zentimeter waren schon ein Unterschied.

Good AgentWo Geschichten leben. Entdecke jetzt