Thirteen

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Während sich die beiden Erwachsenen stritten und ihren Platz an der Seite des Teenagers markieren wollten, war dieser schon dabei die abzweigenden Gänge zu kontrollieren. Von irgendwo musste ja scheinbar ein anderer Ausgang kommen und zum anderen, prüfte er welcher der Wege sie näher zu Misha führte. Dabei blieb er erst an einem stehen, als er einen eindeutigen Luftzug spürte. Das musste der Ausgang sein.

"Von hier kamen Sie , richtig Mr Unwin?"
"Sagte ich nicht du kannst mich duzen? Aber ja hinter der Kurve eine Weile geradeaus und schon ist man draußen."

"Danke Unwin."

Das war Alecs Sinn von duzen. So wie aus Sie Mr Jones, du Jones wurde. Der Nachname blieb, damit versuchte der Junge zwar Vertrauen und Sympathie aufzubauen, aber dennoch nicht so viel, dass sie sich als Freunde identifizieren könnten. Jederzeit so, dass er innerhalb von Minuten alles abbrechen könnte, ohne negative Gefühle zu bekommen. Nur ob das bei Jones noch möglich wäre, konnte niemand mehr bestätigen. Dafür verbrachten die beiden eindeutig zu viel Zeit miteinander.  Erneut diskutierten die beiden Alpha Männchen hinter ihm über die Definition vom Duzen und allein um das nicht mehr zu hören, stieg der Blonde einen Gang hinunter, der am dichtesten an Misha war. Der Sensor zeigte ihn wirklich näher als in den letzten Tagen. 

Doch kaum war er außer Sichtweite, vernahmen die beiden Erwachsenen einen Schrei und ehe sie reagieren konnten, befanden sie sich selbst mitten im Felssturz. Die Querschläger hatten vermutlich doch mehr Schäden am Felswerk verursacht als sie gedacht hatten. Steine fielen von der Decke, Felsen brachen aus den Wänden, Staub wirbelte auf, Risse bildeten sich an den Wänden und Decke. Es war wie ein Erdbeben, kurz und massiv, hinterließ Schutt und Dreck. Ein paar Minuten brauchte es bis sich der Staub gelegt hatte und Jones das Ausmaß sehen konnte. Sie waren eingeschlossen, erst als er sich nach seinem Schützling umsah, bemerkte er das dieser nicht mehr da war. Also war der Schrei von ihm gewesen.
"ALEC"
"Nicht so Laut sonst passiert noch was... vielleicht ist er in Ordnung..."

Auf so einen Möchtegernpartner gab der erfahrene Officer keinen deut und sah auf seine Uhr, ein tiefer Kratzer zierte das Ziffernblatt, aber sie tickte. Also würde sie auch senden. Hoffentlich hatte er trotz Einschluss Empfang. Mit ein paar Wischs nach rechts, wie Alec es bei der Erklärung genannt hatte, sah er Alecs Vitalwerte und die waren Katastrophal. Dabei waren sie normalerweise über dem Durchschnitt. Er hatte versagt. Wenn Alec etwas passiert, war es seine Schuld. 
"Dann liegt er wahrscheinlich in einem der Gänge... wir müssen..."
"Bitte halten Sie klappe. Es gibt ein Protokoll was jetzt zu tun ist, sie haben überhaupt keine Ahnung was es heißt ein Gregorovich zu sein. Sie sehen nur ein weiteres Talent für ihre fragwürdige Akademie. Also. Sie machen jetzt was ich sage."

Der Mann im Anzug blieb still, strich sich etwas Staub von seinem Anzug und kontaktierte allein bei der Berührung seines Manschettenknopfes seine eigene Zentrale. Der Ältere von beiden hingegen steckte sich Daumen und Zeigefinger in den Mund und es sah aus als würde er versuchen sich einen Zahn mit bloßen Händen zu ziehen.
"Verzeihung Mr Jones aber was tun sie da?"
"Zwischen meinen linken unteren Backenzähnen ist ein Mikrochip. Den brauche ich."
"Dann machen sie mal ihren Mund auf."

Woher auch immer hatte der Jüngere eine kleine Zange in der Hand und nur ein paar Minuten später hielt er den Chip in der Zange. Augenblicklich nahm Jones den Chip und... zerbrach ihn. Das war der allerletzte Notfall, den er auslösen konnte und das nur im absoluten Notfall. ABer dies hier war genau so ein Notfall. Jetzt konnte er nur hoffen, das alles genauso passieren würde, wie es ihm beim Einsetzen des Chips versprochen wurde. Der Notfallmechanismus wurde in Gang gesetzt. Der Gentleman blieb lieber still, statt etwas zu sagen und den anderen zum nervlichen Ausbruch zu bringen. Stattdessen dachte er darüber nach in welchem Gang er den blonden Jungen zuletzt gesehen hatte und fing an die kleineren Brocken wegzuräumen. Einen Moment dann half Jones ihm dabei. Abwarten und Tee trinken war keine Option.

Ein paar Hundert Kilometer weiter südlich, mitten beim Mittagessen schallte auf einmal lautstark der Alarm durch den goldenen Palast. Einen Moment blieben die beiden Schlossherren wie geschockt am Tisch sitzen, doch dann drehte sich der Tisch. Das Geschirr fiel zu Boden während sich ein 3D Modell eines Gebirges vor ihnen aufbaute. Drei Punkte waren eingeblendet, zwei leuchteten durchgängig einer blinkte. Jedem Punkt wurde Name und Wert zugeordnet. Yassen musste nicht lange überlegen, schon als er den Namen seines Sohnes sah, war er aufgesprungen, hatte sich sein Gewehr und seine besten Männer geholt und war in seinem Helikopter auf und davon.

Die ganze Zeit über hatte Fürst Mirnas weiter auf seinem Stuhl gesessen und den Kelch Wein, welchen er retten konnte, getrunken. Einer seiner Offiziere stand neben ihm und wartete gebannt auf Anweisungen und auch wenn es beinahe aussah als wäre Mirnas egal was mit seinem Sohn passiert war, im inneren ratterte sein Kopf fieberhaft. Bis er zu einem Ergebnis kam. 

"Nimm zwei Mannschaftshubschrauber, die Gewichtsgleiter, Exoskelette. Wir brauchen die Bergtypen aus der Forschung, Atemgeräte, Lampen, Seilwinde. Das Ärzteteam soll in ihrem Helikopter los. Vermutlich brauchen wir mindestens zwei. Ruf Misha Senior. Bevor mein Junge nicht in Sicherheit ist, kommt keiner wieder nachhause."

Damit stand er ebenfalls auf, stellte den Kelch weg und musterte den Plan des Gebirges noch einmal. Wenn Alec dort ein Problem hatte, konnte er nur verschüttet sein. Etwas anderes kam nicht in Frage. Zumindest nach seinem Denkmuster. Aber dieses war meistens richtig, egal wie verrückt, aber so gut wie immer korrekt. 



Good AgentWo Geschichten leben. Entdecke jetzt