Twenty

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PoV Alex

Es war mitten im Sommer, beinahe Hochsommer und Alec und ich lagen im Schnee. Während ich ihn mit Schneebällen, versuchte er lediglich verborgen vor den Augen der anderen weiter zu trainieren. Zwar war er noch in Form, aber zu früher, war das kaum ein Vergleich. Ich dagegen genoss endlich mal meinen Urlaub, denn ich hatte in den letzten Jahren mehr als genug Training hinter mir.

Alec trug immernoch die Schiene, würde er die nächsten Wochen und Monate sicher auch weiterhin. Egal wie gut dieser Chirurg war, Heilung war eine ganz andere Sache. Aber mental war er da ganz weit vorne. Im Handtiefen Schnee, Oberkörperfrei, trainierte er als wäre nichts. Die Kälte voll egal. Mal wieder kam mir da eine Frage auf... Waren eigentlich alle Russen so? Misha war genauso. Yassen würde ich es auch zutrauen, aber ich kannte ja wirklich nur Specials.

"Ich weiß ja nicht, ob dich das stresst, aber ich glaube ich habe mich zwischen der 38 und der 42 verzählt."

Ein Todesblick von ihm traf mich, doch während ich nur grinste begann er wieder bei der 1. Natürlich hatte ich mich nicht verzählt und es wäre auch ausreichend gewesen, aber Alec war halt Alec und irgendwie machte es schon Spaß ihn etwas zu necken. Bis zur Verzweiflung treiben würde ich ihn aber nicht.

"Wie heißt eigentlich der Typ mit dem du in London ab und an aus gegangen bist?"

Augenblicklich beendete er sein Training und sah mich entgeistert an. Wow. Ich hatte Alex Gregorovich mal wieder aus der Bahn geworfen. Scheinbar sollte ich es nicht wissen, denn sein Blick war eindeutig. Ich konnte praktisch sehen wie es hinter seinen Augen, in seinem Gehirn ratterte woher ich das wissen könnte. Dabei war es eigentlich ganz einfach.

"Meine Freundin arbeitet in dem Restaurant in dem ihr meistens wart. Einen Abend fragte sie mich, ob mein Bruder einen Freund hat. Ich dachte natürlich an Misha, aber habe es verneint. Am nächsten Abend hat sie mir ein Handyfoto von euch als Beweis geschickt und daraufhin erstmal alle Informationen über ihn zusammen getragen."
"Ist die auch vom MI6?"
"Nein. Einfach eine ganz normale wunderschöne junge Frau, die dich und meine Familie leider bisher noch nicht kennen lernen konnte und sich dann selbst Informationen besorgt. Frei zugängliche. Du weißt nicht was normale Menschen alles posten. Manchmal macht mir das etwas Angst... Sie braucht zwei Minuten um auf fremde Chats zuzugreifen, aber wenn der Drucker nicht funktioniert will sie ihn aus dem Fenster werfen... Sab ist toll."
"Sab?"
"Sabrina. Die blonde Frau vom Empfang."

Für den Moment kam ein kleines langsames nicken von ihm. Er überlegte und machte dann weiter als wäre nichts. Nur das zählen war diesmal egal, er würde erst aufhören, wenn das in seinem Kopf verarbeitet war. Alec war ein Genie keine Frage, nicht so wie Mirnas, auf anderen Gebieten, eigentlich war er mega intelligent. Hitzköpfig, aber er tat auch nie Dinge von denen er wusste, dass er sie nicht konnte. Aber sobald es um Gefühle und Emotionen ging... Da war er überfordert. Ich schätze mal er hackt das einfach nur ab und schiebt es gaaaaanz weit weg, um sich nicht mehr damit auseinander setzen zu müssen.

Misha musste raus aus seinem Kopf und das eigentlich schon vor Jahren. Schon als erv uns damals aus dem Meer gefischt hatte. Mein Bruder brauchte auch keinen Spitzenagenten mit dem er sich nur weiter darum schlug wer der bessere war und immer noch einen oben rauf setzte. Er brauchte jemand normales, der ihn auf den Boden der Tatsachen zurück holte und ihm zeigte was es hieß wirklich zu leben.

"Also wie ist sein Name?"
"Fynn."
"Und ihr datet?"
"Nein. Ausserdem lebt er gerade in Madrid."
"Alecsander Gregorovich. Du sprichst fließend spanisch, hast deine eigene Mafia, eine ganze Flotte an Flugmaschinen, garantiert auch einen spanischen Pass und willst mir erzählen, dass dein Fynn unerreichbar in Madrid ist?"
"Alex.. Er ist mein bester Freund. Bester."
"Ha! Also Loveinterest! Denn dein bester Freund bin ich schon."

Während ich frech grinsend aufstand, verdrehte er nur seine Augen und ließ sich von mir ebenfalls hoch helfen. Knie anwinkeln war dann doch noch nicht ganz so. Zumindest wusste ich jetzt was ab ging. Ich musste Alec beibringen wie man einen Typen klärte... Vielleicht sollte das eher Sab machen, denn so gut war ich da drin gar nicht... Geschweige denn, dass ich wusste wie. Vielleicht würden wir ja auf unserer Reise ganz spontan in Madrid halt machen...

Scheinbar hatten die beiden ja eines gemeinsam. Sie sahen sich um in der Welt, lernten neue Sprachen und Kulturen kennen und dieser Fynn brachte Alec zum Lachen. Allein das sollte schon den Heiratsantrag mit sich bringen, so wie ich meinen Bonusbruder kannte, lachte er so gut wie nie. Maximal ein Grinsen. Ich sag euch das. Da geht was. Ich habe das im Gefühl und mein Gefühl trügt meistens nicht. Hat man ja gesehen. Kaum brauchten sie mich, war ich da.
Nach unten fuhren wir mit einem der Schneemobile, für ein Snowboard war mir Alec noch zu wackelig.

"Ach ja bevor ich es vergesse, wegen deinem Geburtstagsgeschenk..."
"Ich brauch nur dich."
"...machen wir wenn du wieder heile bist wollte ich sagen."

Verstand er eigentlich wie falsch das was er sagte manchmal klang? Vermutlich nicht. Unten angekommen klopften wir uns den restlichen Schnee von den Sachen und fuhren dann mit einem Quad weiter zum Hauptgebäude. Das Gelände war so weitläufig, es wunderte mich immer wieder. In seinen besten Zeiten war Yassen einmal rund herum gelaufen. Immer an der Mauer entlang. Und wir mussten mit Quad von der eigenen Skipiste zu den Wohnhäusern fahren. Wie das große Tal für Menschen. So war es irgendwie.

Vielleicht wäre ein Coaching flirten für Anfänger das bessere Geschenk gewesen. Seit fast fünf Jahren trauerte er nun Misha hinterher, der seit einer Woche, dass Bett seines Freundes nicht verlassen hatte. Auch wenn es diesem mittlerweile wieder besser ging. Aber etwas Sorge blieb dann doch immer. Aber nun, kaum betraten wir die Eingangshalle, kam genau dieser auf uns zu. Seine Jogginghose hatte er gegen seine oder eher gegen die Uniform der Privatarmee der Gregorovichs getauscht. Sein Blick fest entschlossen. So blieb er vor uns stehen.

"Wenn ihr es erlaubt, werde ich mit euch kommen. Ich kann euch alles zeigen und alles erzählen und es geht um mein Kind."

Kurz sah ich zu Alec, aber statt dem Blick des Älteren auszuweichen, wie ich es erwartet hatte, hielt er ihm stand und nichts war mehr äußerlich von seinen Gefühlen zu dem anderen zu erkennen. Er war in seiner Rolle. In der Rolle von Yassens Nachfolger.

"Wie sieht Mirosch das?"
"Er sagte, solange Alec dabei ist kann ich gehen."

Natürlich hatte Mirosch es längst durch schaut. Misha und Alec würden ihr Leben für den jeweils anderen geben, egal in welcher Verfassung sie waren. Wenn der eine in Not gerät, verteidigt der andere ihn bis aufs Blut. So waren sie aufgewachsen und so würde es bleiben. Solange sie zusammen waren, waren sie also praktisch unbezwingbar. Außer natürlich Alecs Hitzköpfigkeit entschied... Wobei er das bisher gut unter Kontrolle hatte. Dennoch warteten wir darauf was er sagen würde, denn obwohl er der jüngste war, wir brauchten ihn. Was waren Watson und Bond schon ohne ihren Holmes?

"Einverstanden. Aber mach mich für nichts verantwortlich."

Good AgentWo Geschichten leben. Entdecke jetzt