Die sogenannte 'Schlacht' ging nicht mehr lang, um ehrlich zu sein, hatte Alex kein einziges Mal schießen müssen. Stattdessen hatte er nach nicht mal einer Viertel Stunde bei den Verletzten geholfen. So wie in Großbritannien in einer Übung während seiner kurzzeitigen Ausbildung bei der Marine in den vergangenen Jahren. So dauerte es auch nicht lange bis der Teil der Wüste, in welchem das Lager gestanden hatte, wieder so unberührt aussah wie zuvor. Nicht mal mehr ein Taschentuch lag in dem Sand. Ein magnetischer Roboter fuhr am Ende nochmal über das Feld und sammelte die Munitionen ein. Unberührt. Das sollte jeder Platz wieder werden, den sie verließen.
Während vor dem Atlasgebirge die Aufräumarbeiten statt fanden, landeten die Gregorovichs in ihrer Festung. Kaum berührten die Kufen den dafür vorgesehenen Landeplatz, eilten zwei der Männer herbei, zogen die Trage aus der Maschine und liefen nach drinnen. Noch bevor irgendjemand ihnen Anweisungen geben konnte. Yassen folgte ihnen natürlich, denn immerhin brachten sie seinen Sohn rein.
Der britische Mr Jones war äußerst irritiert darüber wo er war und sah sich eine Weile einfach nur um. Zwar hatte er schon von der berüchtigten Festung gehört, aber meistens war es in Erzählungen eben das Zuhause seines Schützlings. Bevor er aber in das augenscheinliche Hauptgebäude ging, öffnete er die hintere Tür des Helikopters und wollte sich um Gary Unwin kümmern. Dieser britische Agent, der ebenfalls eingestiegen war, aber nun war er nicht mehr da. Ausgestiegen war er auch nicht. Aber ein Fallschirm fehlte. Er hatte sich abgesetzt. Sicher als Mr Jones sich um den Verletzten Misha kümmerte, welcher unterwegs kurzzeitig das Bewusstsein verloren hatte.
Aber Jones war es sowieso lieber, wenn der selbst ernannte Agent nicht mehr da war. Er war ihm nicht geheuer, schon in England nicht. Auch wenn er Alec am liebsten nicht zu dessen Ausbildung gelassen hätte, wäre der junge Russe gegangen, daher war der ältere Brite einfach immer in seiner Nähe gewesen. Für den Fall der Fälle immer bereit. Hatte man ja gesehen. Fallschirmsprung ohne Fallschirm. Das war der endgültige Beweis, dass diese Kingsmansache nicht ganz normal war. Aber was war bei ihnen schon normal? Normal war es mit einer Pistole neben dem Kopfkissen zu schlafen, normal war es mehrere Identitäten zu besitzen, normal war es jederzeit davon auszugehen, dass es jemand auf einen abgesehen hatte. Das war ihr normal.
So folgte er erst, als Misha ebenfalls rein gebracht wurde. Diesem immer hinterher. Er musste schließlich auch in die Krankenstation. In der Eingangshalle hing ein riesiger kristallener Kronleuchter. Wenn der runterfiel würde es Tode geben. Das hatte der Brite gedacht als er unter ihm ging, aber dabei wusste er nicht, dass genau dies vor ein paar Jahren schon passiert war. Er war auf die Jungs runter gestürzt. Einer war tot, der andere hatte sein Auge verloren. Das Auge vor dem er seitdem eine Augenklappe trug. Das und der Fakt, dass er ehemals auf einem bewohnbaren Boot gelebt hatte, brachte ihn damals, während seiner Ausbildung in Scorpia den Beinamen Pirat.
Noch war die Krankenstation relativ leer. Auf der Intensivstation lag ein junger Mann den Jones nicht kannte, aber Misha lief, oder humpelte eher, direkt zu ihm. So sorgenvoll wie er war, konnte es nur Mirosch sein. Der Mann von dem er ständig geredet hatte. Der Pirat setzte sich zu seinem Mann und fragte ihn darüber aus wie es ihm ginge und ob er etwas tun könnte damit es besser wird etc. Während Mirosch seinen Mann einfach nur ansah und sich mal wieder fragte, warum er sich nicht versorgen ließ, statt sich um alle anderen Gedanken zu machen. Aber so war er eben. Machte sich um alles und jeden Sorgen und stellte sich an letzter Stelle.
"Misha! Lass dich ansehen... Ohje... Komm leg dich hin, ich kümmere mich sofort."
"Vater! Nein Alec ist wichtiger."
"Grischa kümmert sich um Alec."Grischa. Wieder jemand den Jones nicht kannte. Aber Misha ließ sich überzeugen und folgte seinem Vater in einen der zwei Operationsräume. Vor dem zweiten Raum stand Yassen und beobachtete durch eine Scheibe das Geschehen in diesem. Zögernd stellte der britische Ex-Agent sich dazu und beobachtete einen Moment wie das Bein seines Schützlings erneut geöffnet wurde. Der Mann, welcher dies tat, war kaum älter als der Patient vor ihm. Aber ganz sicher hatte er den Namen Grischa noch nie gehört. Fragen wollte er aber nicht, er hatte immernoch Angst vor den Konsequenzen, die Yassen ziehen würde. Immerhin sollte er auf Alec aufpassen und dann passierte soetwas. Sie hätten nicht alleine gehen dürfen. Er hätte sich nicht überreden lassen dürfen. Er hatte versagt und in der Welt eines Gregorovichs gab es kein Versagen.
Nach und nach wurde es voller. Mishas Vater war schnell fertig und kümmerte sich um die Verletzten Soldaten, die mittlerweile eintrudelten. Aber ein Arzt für mindestens ein dutzend Verletzter?
"Gebt mir ein Exoskelett und ich bin dabei."
Kam es nach einer halben Stunde von Misha. Während er sprach, grinste er schon wieder und spielte mit einem Skalpell als wäre es ein Stift. Zwar hatte er nie Medizin studiert oder irgendwas in die Richtung gelernt, aber er war immer dabei wenn hier etwas passierte. Learning by doing. Und ganz ehrlich. Nicht mal Yassen konnte so gut mit Messern umgehen wie der Sohn des Arztes. So gab dieser sich auch geschlagen und ließ ihm ein Exoskelett für seine Beine bringen. Immerhin hatte er dort die Schusswunde. Und mit diesen kannte er sich rein operativ mit am Besten aus. Praktisch wenn genau dies gefragt war. Schlussendlich stellte sich ein junger blonder Brite zwischen Yassen und Jones und sah ebenfalls durch die Scheibe.
"Ist der neu? Den kenne ich nicht."
"Das ist Grischa."Teilte Jones ihm mit, ohne selbst irgendwas weiteres zu wissen. Für Alec ließ er sich wirklich Zeit immerhin musste es perfekt werden, ohne Folgebeschwerden und das dauerte. Besonders wenn man alleine war.
"Grischa ist der Sohn von Johann. Johann hat hier zusammen mit Mishas Vater gearbeitet und ist dann der Liebe wegen nach Deutschland. Dort kam Grischa und seine Frau starb. Aber er hatte seine eigene Praxis und wollte dort bleiben. Grischa ist praktisch in der Praxis aufgewachsen und der beste Chirurg weit und breit. Zwar sollte er die Praxis übernehmen, aber einem Menschen anzusehen welche Krankheit er hatte ist nicht so seins. Dafür kann er beinahe alles operieren. Er hat einem Mann dem die Finger im Klavier zerquetscht wurden, wieder soweit gebracht, dass er wieder spielen kann. Zwölffacher Bruch."
Kam es sogleich von Yassen, als hätte er nur darauf gewartet, dass man ihn fragte. Aber nun wandte er sich von der Scheibe ab und betrachtete sein Bonuskind besorgt. Alex ging es gut. Zum Glück. Keine Verletzung nichts. Alles gut. Nur war er jetzt älter. Da stand kein kleiner Teenager mehr vor ihm, sondern ein junger Mann. Seine Haare waren kurz geschoren nicht so wie früher. Gewachsen war er auch, mittlerweile sogar etwas über Yassens Augenhöhe. Aber das war nicht schwer. Der rothaarige Russe war nicht der größte. Dazu hatte seine Haltung etwas.. Militärisches. Natürlich wusste er auch woher das kam. Alex war bei der Marine gewesen und natürlich immer im Blickfeld der Anderen.
Sie waren alle mehr oder weniger wohlbehalten zuhause angekommen und das war es was zählte. Nun sah er auch das erste Mal zu dem eigentlichen Aufpasser seines Sohnes. Vielleicht hätte er die Zeit des Ignorierens nutzen sollen und den Vorsprung zum Flüchten nehmen. Aber das was nun kam, hätte er nicht erwartet.
"Um ehrlich zu sein wäre es mir lieber gewesen Sie hätten Alec irgendwo fest gebunden, aber ohne ihn hätten wir Misha niemals gefunden daher möchte ich mich bedanken, dass Sie dem idiotischen Plan meines Sohnes gefolgt sind und ihn begleitet haben. Auch wenn es Ihren sicheren Tod bedeutet hätte. Beim nächsten Mal verständigen Sie mich aber schon auf dem Weg. Fehler sind vermeidbar, aber nur wenn man erkennt, dass es Fehler sind. Dazu lernen kann man immer. Ich habe zum Beispiel gerade gelernt, dass mein Mann ca 70% aller Waffen der Erde mit einem einzigen Knopf bedienen kann."
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Good Agent
Fanfiction"Gary Unwin. Ich würde dich gerne zur Aufnahme in unsere Akademie einladen. Falls du nichts besseres zutun hast. Ich bin beeindruckt von deinen Fähigkeiten." Ich nahm den Brief entgegen, öffnete ihn jedoch nicht, sondern steckte ihn in die Innentasc...