Eight

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"Wolltest du nicht eigentlich ein normales Leben?"

"Das ist mein normales Leben Jones."

So langsam verstand der ältere Brite weshalb man freiwillig in einer Festung leben wollte. Die Festung war lediglich der sichere Ring um die Gemeinschaft. Und um die ging es meistens. So packten die beiden ihre Rucksäcke für die Suche. Zwar konnten sie mehr tragen als normale Touristen, aber sie mussten auch klettern, durch enge Spalten, schwimmen und tauchen. Daher waren die Rucksäcke komplett Wasserdicht. Die äußere Schicht bestand aus einer Solarstruktur und speicherte den so erzeugten Strom in einem kleinen Akku mit beachtlicher Leistung. 

"Ich habe mich umentschieden. Wir fliegen mit dem nächsten Touristenflieger ist unauffälliger. Die anderen werden bei Nacht abseits abgesetzt, aber wir wollen mitten rein."

So wurde es dann auch gemacht. Während alle anderen sich bereit machten für ihren Ausflug bei Nacht, saßen Alec und Jones bereits im Moskauer Flughafen. Pure Reizüberflutung, wenn man gewohnt war mit den immer gleichen Menschen auf einem abgegrenzten Fleck Erde zu leben. Doch der jüngere ließ sich nicht ablenken. Als könnte er alles ausblenden führte er seinen Begleiter durch das riesige Gebäude. Ohne sich zu verlaufen, ohne einmal stehen zu bleiben. Der Check-in verlief unauffällig, dafür hatten sie vorher schon gesorgt. Etwas anderes war eher das Problem. 
"Haben Sie die Erlaubnis ihrer Erziehungsberechtigen, dass sie das Land verlassen dürfen?"

"Ich treffe meine Eltern am Zielort. Mr Jones hier passt auf das sich der kleine Siebzehnjährige auf dem Weg nicht verläuft. Im Übrigen..."
"Haben seine Eltern das Ticket gekauft. Das sollte dort stehen. Keine Sorge ich passe schon auf das ihm nichts passiert."

"Und er entführt mich auch nicht falls sie das denken. Aber wir können auch mit ihrem Vorgesetzten sprechen, an Loch 9 hat er ein ziemliches Handicap keine Ahnung wann er das endlich los wird..."

Sie war verwirrt. Ziel erreicht. Die beiden wurden ohne weitere Fragen durch gelassen und befanden sich wenige Minuten später auf ihren Plätzen im Flieger. Business Class. Etwas darunter hätte Alec sich nicht geben können ohne auszuflippen und sie wollten ja unauffällig bleiben.
"Ich wusste gar nicht, dass du mit dem Leiter des Flughafens Golf spielst."

"Mach ich auch nicht. Ich spiele Tennis, aber das weiß sie doch nicht."
"Aber woher wusstest du das er Golf spielt?"

"Seit wir den Airport betreten hatten, waren überall die gleichen Flyer ausgelegt. Golf. Keine andere Sportart war so oft vertreten. Wäre der Leiter kein Golf Fan würde es diese Massen nicht geben, also gefällt ihm der Sport und in seiner Gehaltsklasse ist es wahrscheinlich, dass er selbst auch spielt. Ergo ich hätte mit ihm Golf spielen können."
"Beeindruckend..."

"Keine Sorge ich nenne sie jetzt nicht Lestrade."
"Wie bitte?"

"Insider."

Holmes, Watson, Bond. So hatten sie sich früher genannt. Misha war Watson, Alec war Bond und er selbst war Holmes, weil er immer einen Plan hatte, Alec alles umsetzte und Misha die Kohlen aus dem Feuer holte, wenn sie beide mal wieder in der Zwickmühle saßen.
"Darf ich noch etwas fragen?"

"Immer Jones. "
"Weshalb sprichst du jetzt wieder englisch? Wir sind immer noch in Russland und in deinem Zuhause hast du auch russisch gesprochen. Wegen mir ist es nicht, denn ich verstehe beides, auch wenn nicht so Akzentlos wie du. Außerdem sprachen wir in England auch nur russisch, wenn die anderen uns nicht verstehen sollten. Erklärst du es mir?"

"Mm, aber nur weil ich gerade nichts anderes zutun habe."
"Natürlich."

Alec grinste etwas und bestellte für sie beide einen Drink, beziehungsweise Jones musste ihn bestellen. Dieser schmunzelte ebenfalls als er den Jüngeren Grinsen sah. Egal was für schlechte Laune sein Schützling hatte, wenn er anderen zeigen konnte, dass er ihnen überlegen war, war er wieder glücklich, allerdings nur, wenn ihn der jeweils andere dazu aufforderte. Ansonsten ergötzte er sich daran, dass sein gegenüber keine Ahnung hatte wer beziehungsweise was ihm da gegenüber stand.

"In England spreche ich akzentfreies britisches englisch, um nicht aufzufallen, de russischen Akzent bringe ich nur rein, wenn mein gegenüber über eine Grenze tritt. Wenn er dann immer noch nicht kapiert hat, dass er verschwinden soll, sage ich irgendetwas auf russisch, da bekommen die meisten eh Angst, weil sich einfach alles wie eine Morddrohung anhört. Auf russisch unterhalte ich mir dort nur, damit, wie du es sagtest, uns niemand versteht. In Russland hingegen ist dies genau andersrum. Ich spreche meine Vatersprache, englisch nur um etwas mitzuteilen was nicht jeder wissen soll. Ansonsten passe ich das alles aber meinen Missionen, Aufträgen und Zielorten an. Sobald wir im Gebirge sind werde ich arabisch sprechen, wenn andere dabei sind, ansonsten natürlich englisch. Wenn im nachhinein Fragen auftauchen, kann sich jeder hier im Flieger an einen rothaarigen Teenager erinnern, welcher englisch mit irischen Akzent sprach. Ein einfacher Tourist. Die Tourguides im Gebirge werden allerdings einen ganz anderen kennenlernen. Also wird niemand nur auf die Idee kommen, dass es einen Zusammenhang geben könnte."
"Das ist sehr aufschlussreich... Ich sollte meine Sprachkenntnisse auffrischen. "

"Ach. Sie machen das schon ziemlich gut. Dafür das sie nur Officer waren."

Nur Officer... Das sollte er keinem aktiven Officer ins Gesicht sagen. Den restlichen Flug über taten sie das gleiche wie die anderen Passagiere. Trinken, Essen, Filme gucken, Musik hören.
Mitten in der Nacht kamen sie in Meknes an. Eine der beiden dichtesten Städte für ihr Vorhaben. Eine wunderschöne Altstadt und eigentlich der perfekte Urlaub für Alec. Etwas wie Venedig, aber doch ganz anders. Die checkten in einem Hotel ein, welches eher nicht der Touristenhotspot war. Sehr hilfreich dabei war, das sie die Landessprache beherrschten. 

Anfangs spotteten der Besitzer und seine Freunde an der Bar über sie, dass sie als Ausländer mitten in der Nacht kamen und noch ein Zimmer verlangten. Aber als praktisch das Kind zwischen ihnen, anfing in ihrer Landessprache zu reden oder etwas befahl... so genau konnte Jones es nicht entziffern, aber sie bekamen ein Zimmer und nicht das schlechteste. 
"Was hast du ihnen gesagt?"

"Das ich den Laden in die Luft sprenge, wenn er weiter zu einen Scheiß redet."

Entsetzen bildete sich auf dem Gesicht des Älteren. Er wusste wozu der andere fähig war, aber wie konnte er nur... 

"Du müsstest dich mal sehen... ich hab ihm gesagt, wenn er uns das beste Zimmer gibt und vergisst das wir hier sind, lasse ich ihm genug Geld zukommen, dass er den Anbau renovieren kann. Damit war er einverstanden. Frühstück gibt es aber erst um sieben."
"Du bist manchmal echt unmöglich Alec." 

Good AgentWo Geschichten leben. Entdecke jetzt