Twenty-four

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Der Weg wurde steiler und schmaler bis es nur noch ein kleiner Pfad war. Rechts ging es zig Meter in die Tiefe und rechts etliche Meter hoch. Bevor der Pfad los ging, hatten sich die drei entschieden in ihre Kletterausrüstung zu steigen und sich gegenseitig abzusichern. So liefen Alec, Alex und Misha schweigend weiter. Der Helikopter kreiste immer noch in der Nähe, sonst wären sie längst zurück. Abgesehen davon, dass der Hausmeister anrufen wollte, sobald seine Chefin zurück war. So dauerte es nicht lange und sie mussten wirklich klettern. Ein Glück hatten sie dies als Kinder schon etliche Male, für Anfänger wäre dies nichts gewesen.

So nahm einer nach dem anderen die Steilwand hin und wurde von den anderen gesichert. Alec war der erste, sodass die beiden anderen am Pfad warteten und ihm zusahen. Ohne es zugeben zu wollen, war dieser doch der beste Kletterer von ihnen.

"Ohne indiskret sein zu wollen... Aber woher habt ihr Yurii?"
"Was meinst du?"
"Na, Alec ist aus dem Reagenzglas.. Was vermutlich einiges an ihm erklärt... Du und Mirosch könnt auch nicht auf natürlichem Weg.. Du weißt schon... Also wo habt ihr ihn her?"
"Wir haben ein zerbombtes Dorf gefunden.. Eigentlich waren wir da um zu ermitteln, wer Schuld war. Aber unter dem Schutt lag dieser kleine Junge. Bis auf seine Finger war er kaum verletzt. Unterernährt und halb erfroren, aber sonst. Wir haben ihm geholfen, ihm zu essen und zu trinken gebracht und dann ist er uns nicht mehr von der Seite gewichen. Ich wollte ihn zu meinem Vater bringen... Wegen seinen Fingern... Auf dem Weg dahin..."
"Wir werden ihn finden. Versprochen."

Während sie sprachen, war Alec längst sicher oben auf dem Berg angekommen, verankerte eine Miniaturseilwinde im Boden und gab das Zeichen, dass sie hoch klettern konnten. Erst dann drehte er sich um und wollte eigentlich die Aussicht genießen, aber am anderen Ende der Wiese stand ein Mann, der absolut falsch im Bild war.

Sein langer Mantel wehte im Wind, während seine beinahe weißen Haare ruhig lagen wie eh und je. Er stand mit dem Rücken zu ihm, genoss die Aussicht über die Berge, dabei hätte er besser in eine Megacity gepasst. Seine Hände hatte er in den Manteltaschen, sonst nichts weiter. Kein Rucksack, keine Tasche, keine Begleitung, nichts. Kurz überlegte Alec sogar, ob er sich den Mann einbildete. Aber als seine beiden Begleiter neben ihm erschienen und seinem Blick folgten, sahen sie ihn auch.

"Wie kam der denn hier her."
"Verzeihung Sir!"
"Was seit ihr Briten doch für Idioten, dass ihr jeden fremden immer anquatschen müsst?!"
"Was? Soll ich ihm eine Kugel durch den Kopf jagen?"
"Lass Alex in Ruhe."

Mehr sagte Alec dazu nicht, sondern ließ die beiden stehen und ging auf den Mann zu. Irgendetwas sagte ihm, dass es das war, was passieren musste. Zehn Meter vor ihm blieb er dann stehen, seine Freunde standen immernoch an ihrem ursprünglichen Platz, sobald er stand, drehte sich der Mann zu ihnen um. Der Mann. Er war kaum älter als er selbst, aber strahlte genau die gleiche Kälte aus. Seine blauen Augen fixierten den Jungen vor ihm, den er trotz des geringen Altersunterschiedes immer noch als diesen sah. Allein weil er, seiner Meinung nach, sein Potenzial nicht entfaltete. So nahm er die Hände aus den Taschen, zog einen seiner schwarzen Lederhandschuhe aus und hielt Alec seine Hand entgegen, doch dieser nahm sie nicht an.

"Wer sind Sie?"
"Siehst du das nicht?"
"Was meinen Sie?"
"Mir wurde gesagt, du wärst ein Genie. Deduktion sollte kein Fremdwort für dich sein. Also erzähl mir wer ich bin, dann erzähle ich dir was ich von dir will."

Einen Moment schwieg der junge Russe, dann nickte er allerdings, atmete tief durch und begutachtete den Mann einen Moment. Mit seinen Kontaktlinsen war das um einiges leichter, aber die hatte er schon lange nicht mehr.

"Sie wollen eine Bestellung abgeben. Normalerweise würden Sie meinen Vater kontaktieren, aber Sie können es nicht, weil ich sein Nachfolger bin. Es muss dringend sein, sonst wären sie nicht sofort gekommen. Sie konnten mich ohne Umwege auffinden, dass gelingt nicht jedem. Also müssen Sie mit Mirnas befreundet sein. Er würde diese Daten nämlich nicht verkaufen. Sie haben einen britischen Akzent, ihre Kleidung sieht nicht aus, als würden Sie vom Land kommen, ich tippe eher auf London. Mein Vater war nur einmal in London und das war zu der Zeit in welcher er in der Psychiatrie saß, also haben Sie ihn dort kennen gelernt. Aber das ist nicht möglich, da sie kaum älter sind als ich und zu dem Zeitpunkt minderjährig waren. Eventuell waren Sie dafür verantwortlich, dass er befreit wurde, dass erklärt, weshalb er Ihnen etwas schuldet. Um das allerdings zu schaffen, müssten Sie ein kriminelles Mastermind sein. Ihrer Haltung und Ihrer Hände nach zu urteilen, arbeiten Sie aber nicht. Verzeihung, dass war der falsche Ausdruck. Ihre Hände und ihre Haut sind Markellos, dass heißt sie gehen keiner körperlich schweren Arbeit nach, aber auch keiner leichten. Sie sind kein Handlanger, Sie sind der Boss. Da Sie persönlich kommen, muss es etwas besonderes sein. Lassen Sie mich raten, aber sie haben zwei Leben. In der einen Welt sind sie ein verheiratetes Model, in der anderen die Spinne von London. Nichts passiert in ihrer Stadt, ohne dass sie davon wissen. Sie sind Lucky."

Je mehr er sprach, desto breiter wurde das Lächeln in dem Gesicht des Mannes, welcher nun als Lucky vorgestellt wurde.

"Du hast in allem Recht. In eurer Welt wäre ich vermutlich der Moriarty. Aber in meiner Welt, kann ich euch sagen, dass ich mit den richtigen Menschen wie deinem Vater noch mehr bin. Alecsander. Was ein Name. Sehr selten auf dieser Welt. Deinem Verstand nach zu urteilen könntest du Sherlocks Sohn sein, aber das wüsste ich. Immerhin bin ich sein Schwiegersohn. Mirnas hat wirklich die besten Stränge zusammen gesucht, um dich zu erschaffen. Wahrlich beeindruckend. Aber ja der Job."

Als hätte er sich jetzt erst wieder daran erinnert, nahm er einen Umschlag aus seiner Innentasche und gab diesen dem Jungen vor ihm. Alec las ihn durch, nahm sein Feuerzeug und zündete ihn an. Beide betrachteten die Flammen bis sie nichts weiter als Rauch waren.

"Wie sieht es mit der Bezahlung aus?"
"Fünfstellig. Bei Erfolg der Rest."
"Unter einer Viertelmillion mache ich es nicht."
"Uh verhandeln kann er auch. Die Hälfte sofort und die andere bei Erfolg. Eine Halbe Million ist es mir dann schon wert. Ich hoffe du bist so gut wie dein Ruf."
"Besser."

Ein letztes Nicken, dann drehte er sich um und ging auf den Abhang zu, genau in dem Moment stieg dort ein Helikopter auf und flog direkt auf der Höhe, dass Lucky seinen Weg nicht mal unterbrechen musste um einzusteigen. Anschließend flogen Sie davon. Sie warteten bis er nicht mehr zu sehen war, dann drehte er sich wieder zu seinen Freunden um. Lucky. Den Namen musste er sich merken. Wenn er seinen Vater nach zehn Jahren aus der Psychiatrie befreien konnte, dann konnte er ihm wirklich nützlich sein. Vorallem Wenn die Briten mal wieder meinten ihn festzunehmen.

"Wer war das?"
"Unser Moriarty."

Good AgentWo Geschichten leben. Entdecke jetzt