PoV Misha
Ich wusste nicht wieviel Zeit vergangen war, seitdem ich zum letzten Mal das Tageslicht gesehen hatte. Sehen wann die Sonne auf- und unterging konnte ich von einer Höhle aus schließlich nicht. Meine Uhr war auch nicht mehr an meinem Arm. Anfangs hatte ich noch gezählt wie viele Sekunden vergingen und dann umgerechnet, aber auf die Dauer machte dies wenig Sinn. Aber mehrere Tage mussten es wohl sein. So oft wie mit dem Rauch der Geruch von gebratenen zu mir runter kam. Ab und an stand auch eine Schale mit Reis, Suppe, oder gebratenen Fleisch vor mir, wenn ich aus meinem Schlaf die Augen öffnete. Aber kein Grund mir die Fesseln abzunehmen, scheinbar der jüngste von ihnen fütterte mich, wenn er keine Lust mehr hatte war er weg. Als hätten sie Angst ich könnte mich wehren wenn sie mich los machten.
Jedes Mal wenn ich versuchte ihn anzusprechen, kam nur eine erneute Beleidigung, zumindest klang es wie eine. Verstehen tat ich sie nicht, oder sie hatten einen sehr unbekannten Dialekt. So viele Sprachen und Dialekte wie ich in der Schule hatte, musste ich eigentlich so ziemlich alle Menschen verstehen, außer aber sie sprechen keine Sprache die mehrere Länder vereinte. Wie englisch, russisch, deutsch, französisch, schwedisch, italienisch, spanisch, arabisch, türkisch, chinesisch... nicht alle fließend, aber soweit das man verstehen konnte und erkannte von wo sie kamen. Denn amerikanisches Englisch klang zum Beispiel ganz anders als britisches.
Der einzige Grund hier in der Dunkelheit nicht auszuflippen war, zu wissen, dass irgendwann jemand kam um mich zu befreien. Alec, Yassen vielleicht auch Mirnas, aber auf jeden Fall würde jemand kommen und mich hier raus holen. Auch wenn ich zum italienischen Geheimdienst gewechselt bin. Doch bevor diese mich fanden oder überhaupt suchten, wäre meine Familie schon da. Sie war die Lebensversicherung die man brauchte. Das konnte einem kein Geheimdienst der Welt geben. Damit stand mein Entschluss fest Rom zu verlassen und zurück nach Hause zu gehen. Mit Mirosch. Hoffentlich war dieser schon dort und wurde von meinem Vater behandelt.
Wenn ihm etwas schlimmes passierte... das könnte ich mir niemals verzeihen. Das würde ich dem Verantwortlichen niemals verzeihen. Und dann... kam das Beben. Staub wirbelte auf, Steine fielen. Als ich wieder etwas sehen konnte, war der Ausgang versperrt. Weder Essen, noch trinken, nicht mal Luft würde noch hier runter kommen. Das war das Ende. Sie würden mich garantiert nicht ausgraben. Dachte ich bis ich ein schmerzerfülltes Keuchen. Die Stimmlage kannte ich, nur nicht in diesem Zusammenhang und doch lag genau dieser am Fuß des Gerölls.
"Alec?"
"W... wer... sonst..."
Ja wer sonst. Wenn einer hier runter kam, dann er. Für einen ganz kurzen Moment legte sich ein Lächeln auf meine Lippen. Zwar waren wir noch nicht frei, aber wir waren kurz davor. Denn Alec wurde von seinen Eltern dauerhaft getrackt und hatte einen privaten Aufpasser. Wo auch immer dieser war. Sicherlich hatte er schon Hilfe geordert. Allein wie früher würde er nicht mehr unterwegs sein. Mein Auge hatte sich über die Tage an die Dunkelheit gewöhnt, daher konnte ich gut den Blonden vor mir am Boden ausmachen. Dieser robbte etwas weg von den Steinen, nicht aber ohne weitere Seufzer und unter etlichen Flüchen. Dann legte er sich hin und sah an die Decke.
"Was kannst du nicht bewegen?"
"B... Bein... ab... Ober... schenkel..."
"Das klingt vermutlich nach einem Bruch... aber der tut dir nicht so dermaßen weh, das solltest du kaum spüren, außer es ist noch etwas passiert."
"Klug... scheißer..."
Dann war es still. Kein Seufzen, kein Fluchen. Auf meine weiteren Fragen reagierte er nicht mehr. Demnach hatte er wirklich das Bewusstsein verloren. Atmen konnte ich ihn hören, er lebte. Noch. Ein Fluchen meinerseits, erneut versuchte ich meine Hände aus den Schellen zu lösen, aber dafür waren sie eindeutig zu groß und losreißen, war ebenfalls keine Option. Umso glücklicher war ich dann, als erneut Steine rollten und ein weiterer Blondschopf seinen Kopf in die Höhle streckte.
"Sei froh, dass ich dein großer Bruder bin und dich ständig aus der Scheiße rette."
"Alec hat einen offenen Oberschenkelbruch, soweit ich es von hier erkennen kann, ohne Trage kommt er hier nicht raus... oder wir operieren hier, aber das wäre Wahnsinn."
Alex war da. Natürlich, der Schatten meines besten Freundes. Er stieg aus dem eingestürzten Gang und kam zu mir um mich von meinen Fesseln zu befreien. Augenblicklich saß ich bei dem Verletzten auf dem Boden, meine eigenen Schmerzen waren damit erstmal egal. Aber zumindest war Alec wieder bei Bewusstsein.
"Dann machen Sie mal Watson. Ich lass euch den Rucksack hier, da ist das Nötigste drin, ich geh nach oben und gucke was sich machen lässt."
Damit war der Brite wieder weg. Ich hingegen legte Alec eine der Atemmasken um und suchte alles aus dem Rucksack was ich gebrauchen könnte. Der Junge vor mir war übersät mit Verletzungen, aber am größten war war der offene Bruch und seine Schulter, welche mittlerweile schon lila anlief. Mit dem kleinen Licht konnte ich jetzt mehr erkennen, nur brannte dieses schon in meinem Auge.
Ein paar Minuten später kam der Blonde wieder und hatte eine Schaufeltrage dabei. Keine normale. Ganz vorsichtig schoben wir die beiden Teile zeitgleich unter den schlaffen Körper vor uns am Boden und setzten sie somit zusammen. Auf Knopfdruck baute sich ein Vakuum auf und umschloss Alecs Körper beinahe komplett. Ebenso ein kleineres Vakuum-Pack hatte ich extra um den Bruch gelegt, zum Schluss deckten wir ihn ab. Komplett. Aber kein Grund zur Beunruhigung, dank der Maske konnte er atmen und das war auch nur damit er sich bei dem Transport nicht noch einmal verletzte.
Ein Band wurde an der Trage befestigt, das andere Ende band sich Alex um, anschließend verschwand er wieder in dem Gang und die Liege hinterher. Die einzige Frage war nur noch. Wie sollte ich da durch kommen? Im Gegensatz zu den beiden, sah man meinem Körper das viele Training an, allein mein Kreuz war viel zu breit für den Gang. Oder schien es nur so? Das war die Panik in mir. Panik davor hier zurück zu bleiben und auch davor zu erfahren was mit meiner Familie passiert war. Was wenn Mirosch nicht bei uns zuhause in der Krankenstation lag? Was wenn sie tot waren?
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Good Agent
Fanfiction"Gary Unwin. Ich würde dich gerne zur Aufnahme in unsere Akademie einladen. Falls du nichts besseres zutun hast. Ich bin beeindruckt von deinen Fähigkeiten." Ich nahm den Brief entgegen, öffnete ihn jedoch nicht, sondern steckte ihn in die Innentasc...