Chapter 8 - ''free time''

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Vor Schmerzen stöhnend und vollkommen verschwitzt lag der große Hangman auf dem Boden und wand sich.
"Gibst du jetzt auf?", fragte ich, ein Knie auf seinem Rücken und seinen Kopf mit meiner Hand unten haltend.
"Fick dich!", fauchte er und klopfte zweimal auf den Asphalt.
Ich löste meine Hand von seinem Schopf und stand auf.
Der Blondhaarige rappelte sich ebenfalls auf und verließ wutentbrannt den Ring.
"Noch jemand, der jemanden auf die Fresse hauen will?", fragte ich in die Runde und breitete die Arme aus.
Nachdem sich dann also alle den restlichen Tag gegenseitig auf die Schnauze gehauen haben, verließen wir nacheinander das Lehrgebäude, um zurück zu unseren Quartieren zu gehen.
Diese Aktion hatte seine Wirkung gezeigt, auch wenn Seresin am meisten abbekommen hat.
Selbst Bob und Phoenix stellten sich aus Spaß in den Ring und das obwohl sie kein Problem miteinander hatten.

Als ich am nächsten Morgen ruckartig meine Augen öffnete, war es noch dunkel draußen.
Mein Herz raste.
Schon wieder träumte ich von dem Vorfall.
Müde rieb ich mir über das Gesicht.
Durch meinen einen Kopfhörer, der über die Nacht im Ohr geblieben war, drang leise Musik und für einen Weile lauschte ich ihr und starrte die gegenüber liegende Wand an.
Die Albträume sollten aufhören. Jedes Mal machte ich mir Gedanken, wie ich es hätte verhindern können.
Tief atmete ich durch und stand auf.
Ich konnte keinen Schlaf mehr finden und brauchte dringend frische Luft.
Leise schlüpfte ich in eine Jogginghose und warf mir ein T-Shirt über, ehe ich mich aus dem Zimmer schlich.
In der Küche machte ich mir einen Kaffee und lehnte mich mit der dampfenden Tasse an das Geländer der angrenzenden Veranda.
Kalter Wind pfiff über das Gelände hinweg und ließ mich ein wenig frösteln.
Doch ich blieb draußen.
Blieb draußen, bis es still in meinem Kopf und mein unangerührter Kaffee kalt wurde.
Hinter mir ging das Licht an.
"Oh morgen Jade." Phoenix trat zu mir auf die Veranda, die langen, schwarzen Haare offen und noch leicht vom Schlaf zerzaust.
"Morgen.", murmelte ich und starrte in meine Tasse.
"Schlecht geschlafen?", fragte sie und nippte an ihren Tee.
"Jap."
"Ich auch. Mir geistert die Mission im Kopf herum. Ich frage mich, wie zur Hölle wir das alles in knapp 2 Wochen schaffen sollen. Es ist schier unmöglich."
"Es ist nicht unmöglich. Es ist einfach nur verrückt."
Für einen kurzen Moment war es still zwischen uns. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach.
"Denkst du, es werden alle überleben?" Natashas Stimme war kaum mehr, als ein Wispern und ich hörte die Angst aus ihrem Ton.
"Es werden alle überleben. Und wenn nicht, mache ich Maverick die Hölle dafür heiß!"
Die Pilotin schmunzelte neben mir.
"Hey Leute." Bob trat zu uns und hielt uns sein Handy unter die Nase. "Seht euch das an. Wir haben heute spontan frei bekommen. Maverick muss wohl zu Iceman."
Ich zog ungläubig meine Augenbraue nach oben. Auch Phoenix runzelte die Stirn.
"Wir bekommen in einem sowieso schon viel zu engen Zeit Fenster frei?"
Bob zuckte mit den Schultern. "Sieht so aus."
"Sollten wir den Admiral anfunken, ob wir selbst noch einmal die Strecke fliegen oder zumindest eine Dogfight-Übung starten dürfen? Ich meine, was sollen wir sonst anstellen?"
"Keine Schlechte Idee. Probieres wir es."
Ich zuckte mit den Schultern und beobachtete, wie Bob etwas auf seinem Handy rumtippte und die Nachricht abschickte.
Schaden würde es nicht.
Vielleicht würde dies ja etwas am Teamgeist ändern, vorausgesetzt Admirals Simpson machte uns da keinen Strich durch die Rechnung.
Immer mehr von unserer Truppe trudelten verschlafen in den Gemeinschaftsraum und als wir ihnen erzählten wir hätten frei, drehten einige prompt um und gingen wieder schlafen.
Fühlte ich und am liebsten würde ich mich ebenfalls nochmal hin krachen, doch ich konnte so oder so nicht mehr schlafen.
Also blieb ich mit den meisten in der Küche und wir begannen für alle Frühstück zu machen.
Irgendjemand drehte das Radio voll auf, es wurde gelacht und gemeinsam rumgealbert.
Gerade belud ich meinen Teller mit Rührei, Speck und ein paar Früchten, als Bobs Handy piepte.
"Wir dürfen die Jets nutzen, allerdings erst nach dem Mittag und auch nur für die Dogfight-Übung. Noch dazu sollen wir uns alle mal vom Arzt durchchecken lassen, wegen der später kommenden G-Kräfte."
Alle stöhnten genervt auf.
Ein Wunder, dass er überhaupt zugesagt hat. Aber erst nach dem Mittag?
"Und was machen wir die restliche Zeit?", fragte Harvard.
Gemurmel brach unter den Piloten aus, Pläne wurden für den restlichen Tag geschmiedet.
"Also, was willst du machen?" Phoenix stieß mich leicht an der Schulter an, während sie sich ein Stück Speck in den Mund steckte.
"Vermutlich trainieren. Was anderes bleibt uns ja fürs erste nicht übrig."
"Hm, du musst mir ein paar von diesen Nahkampftechniken beibringen, die du gestern angewendet hast. Das war der Hammer."
Schmunzelnd trank ich einen Schluck Kaffee.
"Von der Grundausbildung schon wieder alles vergessen oder was?"
"Oh ja, das ist so lange her."
"Bei mir und meinem Team war es immer Routine gewesen. Zuerst Patrouille, dann Bericht erstatten, dann Frühstücken und dann eine Runde Sparring für jeden.", erzählte ich traurig lächelnd.
Phoenix klopfte mir aufmunternd auf die Schulter.
"Wie ist es in Deutschland so?"
"Manchmal noch verrückter, wie in der Navy.", schnaubte ich. "Vor allem die Missionen sind ein ganz anderes Kaliber. Doch diese Mission ist verrückter, als alles, was ich bisher erlebt hatte."
Natasha brummte zustimmend und ich lehnte mich, die Augen schließend im Stuhl zurück.
Gott, ich vermisste Deutschland...und mein Team, die Crew auf den Träger und tatsächlich auch ein wenig Kommandant Lennox.

ℍ𝕚𝕘𝕙𝕨𝕒𝕪 𝕥𝕠 𝕥𝕙𝕖 𝔻𝕒𝕟𝕘𝕖𝕣 ℤ𝕠𝕟𝕖Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt