Chapter 26 - ''you came''

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Ich bedeutete ihr mit den Fingern ruhig zu sein.
Still senkte sie den Kopf, wie als hätte sie verstanden und so unauffällig, wie möglich gab ich ihr Handzeichen, die den Plan erklärten.
Okay, wenn ich jetzt so die ganze Situation in der ich mich befand betrachtete, gab es keinen Plan. Ich setzte auf meine Intuition.
Schwere Schritte erklangen vom Flur her und ich wandte den Kopf leicht zur Tür. Kaum hörbar atmete ich tief ein.
Es ging los.
Die neue Wache betrat den Raum. Ein etwa 2 Meter großer, muskelbepackter Soldat in weißer Tarn-Uniform. Er stockte in seinem selbstsicheren Auftreten, als er mich auf seinen eigentlichen Platz stehen sah.
Noch ehe er reagieren konnte, jagte ich ihm eine Kugel durch den Schädel und er sackte leblos im Türrahmen zusammen.
Die andere Wache rief irgendetwas mit einem starken Akzent und zielte mit seiner Waffe auf mich. Doch noch ehe er schießen konnte, machte ich einen Satz auf ihn zu, eines der Kampfmesser mit der Klinge nach unten in der Hand. Mit einer gezielten Bewegung rammte ich ihm das Messer in den Hals.
Der Mann schrie auf und holte mit seinem eigenen Messer aus, allerdings waren seine Bewegungen eingerostet.
Blut lief ihm nur so den Hals hinunter und er schien deutliche Schmerzen zu haben, doch das hielt ihn nicht davon ab, um sein Leben zu kämpfen.
Ich blockte seine Faust mit dem Messer gerade noch so ab, riss ihn nach vorne und ließ ihn über meine Schulter und Rücken zu Boden krachen.
Stöhnend hielt er sich die verletzte Schulter, die ich ihm ausgekugelt haben muss.
Langsam, wie ein Wolf der seine Beute einkreiste, ging ich auf den Soldaten zu. Ich stellte meinen Fuß auf seinen Brustkorb, drückte ihn somit zu Boden.
"So behandelt man keine Frau.", knurrte ich und deutete mit einer kleinen Kopfbewegung auf die rothaarige Pilotin.
Meine Stimme klang durch die Maske rauer als sonst und der Soldat weitete die Augen, als er erkannte, dass sein Ende nahte. "Nein warte-"
Doch weiter kam er nicht, als das Messer mit einer gezielten Bewegung die Kehle durchschnitt und der Körper unter mir leblos zusammensackte.
Blut spritzte in alle Richtungen, auf meine schwarze Montur und vor allem auf den Boden. Die Uniform des Mannes verfärbte sich langsam rot.
Schnell wischte ich das Messer an den Klamotten des Feindes ab und lief auf Elowen zu.
Sie betrachtete mich mit großen Augen, hinter denen ich sowohl Angst, als auch Bestürzung und Erleichterung sehen konnte.
Sie mochte vielleicht wissen, dass ich Special OP Soldatin war, doch sie hatte mich noch nie in Aktion gesehen.
"Alles okay?", fragte ich und sah sie durch mein dunkles Visier an.
Langsam nickte sie und ich machte mich an den Fesseln um ihre Handgelenken zu schaffen.
"Du bist gekommen.", hauchte sie und kaum waren ihre Hände frei, drückte sie mich an sich.
"Ich habe dir versprochen Himmel und Hölle in Bewegung zu setzen, sollte dir etwas passieren."
Leise schluchzte sie auf und vergrub ihr Gesicht an meiner Schulter. Beruhigend strich ich ihr durch die lockigen Haare.
Dann umfasste ich ihre Oberarme und drückte sie ein wenig von mir weg, damit ich sie ansehen konnte. "Kannst du laufen?"
"Ja."
Ich half ihr sich aufzurichten und stützte sie, als sie drohte wieder in die Knie zu gehen.
Besorgt betrachtete ich die Wunde an ihrem Oberschenkel.
"Sie haben es notdürftig versorgt.", murmelte sie, wie als hätte sie meinen Blick gespürt.
Ich nickte nur und nahm den Helm samt Maske ab. Winnie sah mir schweigend zu, wie ich die Schutzweste abnahm und den Overall öffnete.
"Was tust du da?", fragte sie verwirrt, doch ich antwortete nicht, sondern zog stattdessen die kugelsichere Schutzweste aus und hielt sie der Rothaarigen hin.
"Hangman hat mitgedacht. Zieh sie an."
"Ich weiß nicht wie."
Seufzend trat ich näher an sie heran.
Wir mussten uns beeilen.
Schon bald würden die Feinde misstrauisch werden.
Mit schnellen Bewegungen legte ich ihr die Schutzweste an und reichte ihr ihren Helm.
"Setz ihn auf. Die Maske auch, Visier nach unten.", wies ich an, setzte meinen ebenfalls wieder auf und ging vorsichtig zur Tür, in der noch immer der Leichnam des Muskelprotzes lag.
Noch waren keine Stimmen zu hören, doch das würde sich bald ändern.
Ich warf Elowen einen Blick zu. Sie humpelte, das Gesicht verziehend zu mir.
Ich biss die Zähne zusammen, schulterte das Gewehr und griff ihr unter einen Arm, um sie zu stützen.
Dann traten wir in den grauen Gang hinaus.
Ich hielt uns im Schatten versteckt, Elowen immer hinter mich gedrückt, falls irgendwo ein Feindkontakt zustande kommen sollte. Langsam glitten wir vorwärts und als Stimmen vor uns zu hören waren, drückte ich mich und Elowen fest an die Wand und deutete ihr, so wenig wie möglich zu atmen.
Zwei Männer, beide etwa einen Kopf größer als ich, gingen an uns vorbei und waren offensichtlich auf den Weg zu der Zelle in der die rothaarige Pilotin gefangen gehalten wurde.
Winnie griff zitternd nach meiner Hand und ich drückte sie kurz.
Als die Soldaten bemerkten, dass Elowen nicht mehr da war und ihre Kollegen tot auf den Boden der Zelle lagen, wurden beide hektisch. Sie rannten den Gang zurück. Einer war langsamer, als der andere.
Langsam zog ich das Messer aus meinen Gürtel, hielt es fest in der Hand und wartete auf den richtigen Moment.
Elowen ließ schwer atmend meine Hand los.
Als der Mann auf unsere Höhe war, machte ich einen Satz nach vorne, durchtrennte seine Kehle und hielt ihm den Mund zu, um seine Schreie zu dämpfen. Bedächtig ließ ich ihn zu Boden gleiten und wartete darauf, dass sein Kollege wieder zurückkam.
Nicht lange und er bog um die Ecke, offenbar nach dem Anderen rufend.
Lautlos visierte ich ihn mit dem Gewehr an und schoss, noch bevor er Alarm schlagen konnte, als er den Man leblos am Boden sah.
Erst dann griff ich wieder Elowens Arm und zog sie mit mir weiter.
Immer wieder kamen uns Soldaten entgegen, die die Schüsse gehört haben müssen und ich verfluchte mich innerlich dafür, dass ich nicht meine Kampfmesser benutzt hatte.
Doch nichts destotrotz schleppte ich Dawn weiter, auch wenn wir nur langsam vorankamen.
Schnell riss ich sie mit mir hinter einen Stapel von Boxen, als die nächsten Stimmen zu hören waren. Weibliche, sowie männliche.
Verdammt, wir waren fast draußen!
Sie unterhielten sich hektisch, fast so als wenn die Panik, dass jemand unbemerkt ins Gebäude kommen konnte und nun eine Schneise des Todes hinterließ, ihnen tief in den Knochen saß.
Dawns Atem neben mir ging unregelmäßig und ich drückte noch einmal kurz ihre Schulter, ehe ich hinter den Boxen hervorlugte.
Fünf Soldaten, alle ausgestattet mit Gewehren und Pistolen.
Ich knirschte mit den Zähnen und visierte den augenscheinlichen Anführer der Gruppe an, ehe meine Finger den Abzug betätigten.
Der Kopf des Soldaten flog zurück und warf den ganzen Körper mit zu Boden.
Wildes Geschrei brach aus und ein Kugelhagel prasselte auf uns nieder.
Elowen hob schützend die Hände über den Kopf, während ich zurück feuerte.
Die Schüsse hallten ohrenbetäubend laut durch den Bunker.
Die zwei verbliebenen Soldaten gingen hinter der Wand in Deckung und waren somit aus meiner Reichweite.
"Verdammt!", zischte ich und drehte mich zu Dawn um. "Bleib hier."
Damit erhob ich mich und verließ die Deckung der Kisten mit erhobener Waffe.
Die Feinde riefen Befehle hin und her und sofort wurde wieder das Feuer eröffnet, als sie mich erblickten.
Laut fluchend ging ich hinter einem weiteren Boxenstapel auf der anderen Seite des Ganges in Deckung.
Erst dann bemerkte ich den Schmerz, der durch meine gesamte rechte Flanke zuckte und mich für einen Moment Sterne sehen ließ.
Heftig atmend presste ich eine Hand auf die Wunde und als ich sie wieder wegnahm, war mein Handschuh komplett von Blut durchtränkt.
Sofort presste ich sie wieder an meine Seite, um den Blutfluss zu stoppen.
"Jade!", drang Elowens Schrei zu mir durch und ich sah zu ihr rüber.
Ihre ganze Haltung war angespannt. Hinter dem verspiegelten Visier konnte ich erkennen, wie sie die Augen geschockt geweitet hatte.
"Bleib da!", zischte ich grob und wechselte das Magazin des Gewehres.
Die Schmerzen ignorierend, legte ich die Waffe auf eine der Boxen ab und schaltete die zwei Kontrahenten aus.
Dann wank ich Winnie zu mir.
"Scheiße Jade!", hauchte sie.
"Keine richtigen Namen, benutz die Codenamen.", ächzte ich und presste erneut meine Hand auf die Wunde.
"Nur ein Streifschuss.", versicherte ich ihr dann, weil sie ihren Blick nicht von meiner Taille nehmen konnte. "Wir müssen los! Ansonsten war alles umsonst."
Sie nickte und gemeinsam arbeiteten wir uns bis zur Treppe vor, von der ich gekommen bin.
Vorsichtig öffnete ich sie und zog Elowen mit in die Schatten des Daches.
Durch das Visier mit Nachtsicht sah ich Schatten am Rande des Waldes - Soldaten die patrouillierten.
Fieberhaft überlegend lehnte ich mich an die Wand hinter mir und atmete tief durch.
Die Soldaten versperrten uns den Weg zurück zum Hubschrauber.
Ich würde gegen sie ankommen, wäre da jetzt nicht meine Verletzung und noch dazu Winnie, die sich kaum auf den Beinen halten konnte.
Also blieb nur noch ein Ausweg.
Leicht lugte ich um die Ecke des Gebäudes und erspähte nicht weit von hier die zerstörten Hangars und noch dazu die F-14, die intakt geblieben war.
"Hier.", murmelte Dawn, als sie mir irgendwas fest um die Taille und somit auch meine Wunde band. Ich blickte an mir herunter und sah ein Stück alten Stoff, den sie von irgendwo hergezaubert hatte und der nun als provisorischer Druckverband diente.
"Danke.", erwiderte ich, dann zog ich sie wieder mit mir.
Noch einmal blieben wir stehen, um uns ein Bild von der Lage zu machen.
Soldaten rannten hektisch umher, doch niemand schien uns bis jetzt zu bemerken. Auch der Hangar war unbewacht und weit und breit war keine Menschenseele in seiner Nähe zu sehen.
"Du willst mich doch verarschen.", hauchte Elowen, als sie meinen Blick folgte, der auf den Jet gerichtet war. "Eine F-14?"
"In so einer hat mein Dad drei MIG's abgeschossen."
"Wir wissen nicht einmal, ob die Kiste noch fliegt."
"Finden wir es heraus.", war meine einfache Antwort und ich marschierte vorwärts.
"Shadow!", rief Elowen noch, ehe sie mir geduckt und humpelnd folgte. Auf halber Strecke schlang ich meinen Arm um ihre Taille, um sie zu stützen.
"Los, los!", trieb ich die Jüngere weiter an und endlich waren wir im Hangar, wo wir sofort hinter einigen Geräten in Deckung gingen. Für einen kurzen Moment wartete ich einfach ab, doch die Stimmen entfernten sich von uns.
Erleichtert seufzte ich und rappelte mich auf.
Dann machte ich mich an der Anlage zu schaffen.
"Heilige Scheiße, das ist ja viel schlimmer und hundsälter, als das der F-5.", murmelte ich vor mir her und betätigte den Einschalter. Die Lampen der Anzeigen leuchteten auf und irgendwas setzte sich ratternd in Bewegung.
"Sehr gut. Dawn."
Die Angesprochene drehte sich zu mir um.
"Wenn ich dir das Zeichen hier gebe, schaltest du hier ein bis die Anzeige auf 120 steht. Verstanden?"
"Ja."
"Wenn das Triebwerk startet, trennst du die Verbindungen und du löst alle anderen Stecker."
Dawn nickte erneut und ich betätigte einen weiteren Knopf.
"Ja!", rief ich und rannte zur Leiter die ins Cockpit führte.
"Kommst du alleine hoch?", fragte ich noch, schon halb auf der Leiter stehend.
"Ja, mach dir um mich keine Sorgen."
"Gut."
Sobald ich mich in den Sitz gleiten ließ, klappte sie die Leiter des Jets ein.
Mir stockte der Atem bei dem Anblick der Technik.
Heilige Scheiße.
Das war komplett anders, wie die normalen Jets, sogar nochmal anders wie das der F-5.
Doch ich hatte es auch bei der Tiger hinbekommen und noch dazu bei einem Helikopter, also würde ich dies auch hinbekommen.
Ich gab Elowen das Handzeichen. Sie zeigte mir einen Daumen nach oben und schaltete es ein.
Ich betätigte den Hebel für das rechte Triebwerk. Grollend setzte es sich in Bewegung und während ich das linke Triebwerk startete, trennte Elowen alle Verbindungen.
"Gott, ist das Ding alt.", hauchte die Rothaarige, als sie über die Tragfläche sich in den hinteren Sitz fallen ließ.
"Na dann wollen wir mal.", murmelte ich und erhöhte langsam den Schub. Der Jet rollte aus dem Hangar.
"Haube?"
"Frei!", rief sie, während sie sich anschnallte und unweigerlich musste ich grinsend an den Moment mit Maverick in der F-5 zurückdenken.
Wir würden zurückkommen.
Schon bald waren wir wieder auf den Träger und dieser ganze Wahnsinn hatte ein Ende.
Auch wenn es für mich vermutlich die Kündigung bedeutete.
Die Luke schloss sich und ich lenkte den Jet auf den Rollweg.
Allerdings bremste ich die F-14 ab und starrte auf den Weg vor mir.
"Beide Pisten sind zerstört. Wie bekommen wir dieses Museumsstück in die Luft?", fragte Elowen von hinten, die mein Zögern bemerkt hatte.
Diese Tatsache hatte ich nicht bedacht.
Die Tiger war wesentlich leichter und brauchte weniger Startbahn und somit war es möglich mit ihr auf dem Rollweg zu starten.
Doch jetzt?
Tief atmete ich durch.
Scheiß drauf!
"Warum fahren die Tragflächen aus, Jade?", kam es von Elowen, die beobachtete, wie die Flügel sich langsam ausbreiteten.
Ich schob den Hebel für den Schub nach vorne. Der Jet grollte und wurde immer lauter.
"Jade, das ist ein Rollweg. Keine Startbahn! Noch dazu ist es ein sehr kurzer Rollweg Jade."
Im Rückspiegel konnte ich beobachten, wie sie das sehr kurzer Rollweg mit einer Geste ihrer Finger unterstrich, was mich zum Grinsen brachte.
"Gut festhalten." Mit diesen Worten löste ich die Bremse und die Tomcat raste über den Rollweg.
"Heilige Scheiße!", hörte ich Dawn nur noch fluchen, während der Jet immer mehr an Geschwindigkeit bekam.
Ob es genug sein würde, um ihn hochzubringen?
Ich wusste es nicht, doch ich setzte einfach darauf.
"Komm, komm, komm, mach schon!", murmelte ich vor mir her.
Die Anzeige für die Geschwindigkeit erhöhte sich nur stetig.
"Jade."
Die Nadel war schließlich bei 15 angekommen.
"Jade!", rief Elowen dieses Mal lauter, als die beiden hohen Gebäude am Ende des Rollweges immer näher kamen.
"Alles klar. Und hoch damit!"
Hin und her wankend hob die F-14 vom Boden ab und flog geradewegs auf die Gebäude zu.
"Ach du scheiße!"
Mit aller Kraft zog ich den Steuerknüppel immer näher zu mir.
Ein lautes Krachen und ein kleiner Ruck ging durch den Jet, als wir knapp über eines der Gebäude flogen und dabei unser Frontfahrwerk verloren, noch ehe es sich einziehen konnte.
Danach schossen wir in den langsam heller werdenden Himmel hinauf.

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2385 Wörter

Hope u enjoy

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ℍ𝕚𝕘𝕙𝕨𝕒𝕪 𝕥𝕠 𝕥𝕙𝕖 𝔻𝕒𝕟𝕘𝕖𝕣 ℤ𝕠𝕟𝕖Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt