Elowen lebte.
Diese Worte hallten immer wieder in meinem Kopf wider.
Sie lebte und ich ließ sie einfach so im Stich.
Ich muss ihr helfen.
"Jade, es tut mir so leid. Ich weiß, dass ihr euch nahe standet.", murmelte Maverick, nachdem er erfolgreich den Träger kontaktieren konnte.
Ich presste die Lippen aufeinander und erwiderte nichts.
"Wir hätten keine Chance gehabt.", fügte er noch hinzu, wie als wolle er mich beschwichtigen.
"Ich weiß.", murmelte ich.
Es waren Unmengen feindlicher Soldaten gewesen.
Jedes Mal wenn ich die Augen schloss, konnte ich sie vor mir sehen.
Wie sie Winnie ins Bein geschossen haben.
Wie sie sie umzingelt und abgeführt haben.
Sie werden sie fürs erste nicht töten wollen, sondern entweder als Geisel nehmen oder Informationen aus ihr herausbekommen wollen.
Ich hatte schon viel zu viele solche Situationen erlebt.
Dennoch war es schockierend und beängstigend, wenn nun eine Person, die dir sehr nahe steht, in dieser Lage ist.
Tief atmete ich aus, als unter mir der Träger langsam in Sicht kam.
"Shadow an Tower. Erbitte Landeerlaubnis.", sprach ich in den Funk. Meine Stimme klang dabei so tonlos, wie noch nie.
"Shadow, hier Tower. Landeerlaubnis erteilt."
"Roger."
Ich senkte die F-5F weiter und landete sicher auf dem Flugzeugträger.
Sobald ich von der Landefläche war, wurde die Tiger von Menschen umringt.
Sie feierten den Erfolg der Mission.
Mir war allerdings nicht nach feiern zu mute.
Resigniert kletterte ich aus dem Cockpit.
Einige der Leute klopften mir freundschaftlich auf die Schulter. Unter ihnen erkannte ich einige aus unserem Team.
Phoenix lief freudig auf mich zu, während Maverick Rooster in seine Arme zog.
Die Schwarzhaarige stockte, als sie meinen Gesichtsausdruck sah und schaute sich hektisch um.
Leichenblass wanderte ihr Blick dann wieder zu mir. "Wo ist Dawn?"
Leicht schüttelte ich den Kopf.
"Ich-", brachte ich heraus und stockte, weil ich es nicht über die Lippen brachte.
Phoenix überwand die letzten Schritte zu mir und zog mich in eine tröstende Umarmung.
Ein leises Schluchzen verließ meinen Mund und ich vergrub das Gesicht schnell in ihrer Schulter.
"Scheiße Jade, es tut mir so leid. Nicht auch noch sie."
Ich blieb stumm und löste mich von ihr.
Bradley stand hinter Natasha und blickte mich sorgenvoll an.
Maverick musste es ihm erzählt haben.
"Komm her, kleiner Schatten.", murmelte er und legte ebenfalls seine Arme um mich. Ich krallte mich in seiner Fluguniform fest und kniff die Augen so hart zusammen, dass es schmerzte.
Ich konnte sie nicht dort lassen!
Top Gun konnte sie nicht dort lassen!
"Wir müssen rein und Bericht erstatten." Maverick stand neben uns und sah mich mitleidig an.
Gemeinsam gingen wir in den Briefingraum in dem bereits die anderen Piloten, die nicht mitgeflogen waren, warteten. Ebenso wie Admiral Simpson, Bates und Kommandant Lennox.
Jubelnd standen alle auf und beglückwünschten die Ersten, die in den Raum kamen, dann wurde es ruhiger, als sie bemerkten, dass ein gewisser rothaariger Wirbelwind fehlte.
"Wo ist Dawn?", fragte Coyote und schluckte hart.
Stille breitete sich im Raum aus.
"Was ist passiert?", fragte Hangman leise und der Gesichtsausdruck eines jedem im Raum veränderte sich zu purem Entsetzen.
Ich spürte, wie Rooster mir einen Blick zuwarf. Dann eine warme Hand auf meiner Schulter.
"Elowen...sie wurde verwundet.", murmelte ich vor mich her.
"Die Situation wurde zu heiß. Wir mussten von dort verschwinden. Wir konnten nichts mehr tun.", übernahm Maverick für mich und drückte leicht meine Schulter, als er bemerkte, wie meine Stimme brach.
Betroffenes Schweigen senkte sich über den Raum.
Simpson schaute seufzend zu Boden, genau wie Bates.
Kommandant Lennox blickte mich mitleidig an.
"Also was tun wir jetzt?", fand Fritz als erster seine Sprache wieder. "Wir können Dawn nicht einfach so zurücklassen!"
Der Vice-Admiral seufzte ein weiteres Mal. "Wir werden erst einmal gar nichts tun. Wir können nichts tun!"
Unruhe brach im Raum aus und es wurde lautstark protestiert.
Wie bitte?
Sie werden gar nichts tun?
Sie werden gar nichts tun und eine ihrer besten Piloten dort sterben lassen?
Wut kochte in mir hoch und nahm meinen ganzen Körper ein.
"Das ist also der Dank dafür, dass wir für euch die Drecksarbeit machen?", unterbrach ich die Diskussionen der Anderen gefährlich ruhig und sah den Admiral emotionslos an.
Langsam ging ich auf meine Vorgesetzen zu und ignorierte die Warnungen von meinem Vater und Rooster.
"Sie sind dafür ausgebildet wurden, Mitchell."
"Ja ich, aber sie nicht! Sie ist am Leben! Wie war das noch gleich? 'Kommen Sie alle heil nach Hause.' Das waren Ihre Worte. Jetzt sorgen Sie dafür, dass Sie sie einhalten!"
"Verdammt, soll ich noch mehr Leute in den Tod schicken, nur um eine Person daraus zu holen?", rief der Admiral aufgebracht und alle Anwesenden im Raum zuckten bei den lauten Worten zusammen.
Ich ballte die Hände zu Fäusten.
Am liebsten wollte ich diesem Arschloch eine Kugel durchs Hirn jagen.
Wie konnte er seine eigenen Piloten im Stich lassen?
"Eines Tages werden Sie es bereuen. Bitter bereuen. Ich hoffe, dass Ihre Entscheidungen sich früher oder später so stark in Ihr Gedächtnis brennen und Ihnen die Erinnerungen der Tode jener Piloten, die Sie zum Sterben zurückgelassen haben, den Schlaf rauben werden."
Völlig in Rage sah ich dem Admiral unverwandt in die Augen, solange bis er den Blick abwenden musste und sich seine Uniform richtend gerade hinstellte.
"Meine Entscheidung bleibt dabei, Lieutenant Mitchell. Wir schicken niemanden los wegen einer einzelnen Person. Und dies war das letzte Mal, dass Sie überhaupt geflogen sind."
Vereinzeltes Luftschnappen ging durch die Reihen meiner Teammitglieder bei dieser unehrenhaften Entlassung.
Unverändert lag mein Blick hasserfüllt auf den Mann vor mir.
Maverick wollte zum Protest ansetzen, doch jemand kam ihm zuvor.
"Das liegt nicht in Ihrer Entscheidung, Admiral Simpson.", drang die Stimme des glatzköpfigen Kommandanten durch den Briefingraum. "Shadow gehört noch immer zu meinem Programm. Ich habe immer noch die volle Entscheidungsgewalt, ob dies ihr letzter Flug war oder nicht."
Der Braunhaarige betrachtete Lennox schäumend vor Wut, die Kiefer hart zusammengepresst.
Dann stampfte er aus dem Raum.
Bates nickte dem Kommandanten beeindruckt zu. Der Dunkelhäutige konnte ein kleines Grinsen kaum verbergen.
"Und was jetzt? Wir müssen sie suchen!", warf Payback ein und die anderen stimmten murmelnd zu. Lennox fuhr sich fahrig mit der Hand übers Gesicht.
"Wenn wir jemanden losschicken, werden diejenigen auch sterben. Es tut mir leid, aber ihr seid alle für den Luftkampf ausgebildet worden und nicht für das infiltrieren von Gebäuden. Wir können da niemanden reinschicken, so leid es mir auch tut."
Mein ganzer Körper zitterte vor Wut.
Immer wieder ballte ich meine Hände zu Fäusten und biss mir so hart in die Wange, dass ich irgendwann Blut schmeckte.
Nicht er auch noch.
"Wir lassen uns was einfallen, okay Jade?", murmelte mein Vater und trat von hinten an mich heran.
"Dann wird es zu spät sein.", erwiderte ich tonlos und verließ schnellen Schrittes den Raum.
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ℍ𝕚𝕘𝕙𝕨𝕒𝕪 𝕥𝕠 𝕥𝕙𝕖 𝔻𝕒𝕟𝕘𝕖𝕣 ℤ𝕠𝕟𝕖
FanfictionJade 'Shadow' Mitchell war froh, weit weg von ihrer alten Heimat und ihrem Vater Pete 'Maverick' Mitchell stationiert worden zu sein. Zusammen mit ihrem Team meisterte sie dutzende von Missionen...bis dahin. Nur wenige Minuten und alles was der Kamp...