Spangdahlem Air Base, two months later
Der Himmel zog sich immer mehr mit Wolken zu. Bald würde es anfangen zu regnen, doch im Inneren des großen Hangars waren wir selbst vor dem leichten, frischen Wind geschützt, der den Wetterumschwung begleitete.
Seitdem ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde, ist nicht viel passiert.
Maverick blieb die ganze Zeit bei mir und unterstützte mich bei meiner Genesung, wo es nur ging. Er nahm das Vater-Tochter-Ding sehr ernst.
Ich jedoch ebenso.
Wir holten alles nach, was wir die ganzen Jahre im Hass über nicht getan hatten und es beflügelte mich mit neuen Mut und neuem Lebensgeist.
"Wie fühlt du dich?", fragte Maverick, der vor mich getreten war und mich angrinste. Seine weiße Uniform strahlte im künstlichen Licht der Deckenlampen, genau wie meine.
"Nervös, angespannt, gereizt? Such dir was aus.", antwortete ich trocken und blickte unruhig durch den Hangar.
Ich hörte Mav im Hintergrund lachen, während ich die Leute in ihren weißen, formellsten Uniformen beobachtete, die sich in kleinen Grüppchen unterhielten.
Freundschaftlich klopfte er mir auf die Schulter, was mich wieder dazu brachte ihn anzusehen. "Bleib einfach cool."
"Das gleiche habe ich auch gesagt, als Elowen und ich in einem hundsalten Kampfjet saßen und zwei Jäger der 5. Generation am Arsch kleben hatten."
"Du kriegst das hin.", grinste Pete nur und ich hätte ihn dafür erwürgen können.
Er machte es nicht besser.
Er war genauso schlecht im Motivieren, wie ich. Wieder eine Gemeinsamkeit, doch es störte mich nicht mehr.
Stattdessen konnte ich nur an Elowen denken.
Zwei Monate sind nach meinem Aufwachen vergangen und ich hatte nicht wieder von ihr gehört. Selbst meine Nachrichten und Anrufe blieben unbeantwortet.
Wie ging es ihr?
Hatte sie sich von ihren Verletzungen erholen können?
Hatte sie alles gut verarbeiten können?
Mein Zustand musste sie fertig gemacht haben.
"Komm schon Jade. Es geht los.", riss mich mein Vater aus meinen Gedanken und gemeinsam setzten wir uns.
Langsam füllten sich die Stuhlreihen um uns herum und die Gespräche verstummten.
Kommandant Lennox trat zusammen mit ein paar anderen hohen Tieren, von denen ich die meisten Namen schon wieder vergessen hatte, nach vorne ans Pult.
Er richtete das Mikrofon, wechselte noch ein paar kurze Worte mit den Männern neben ihm und wandte sich dann der versammelten Menge zu.
"Wir haben uns heute hier zusammengefunden, um eine tapfere Person zu befördern. Durch ihre aufopfernde und verrückte Art zu fliegen, hat Lieutenant Mitchell, Rufname Shadow, schon die schwierigsten Missionen erfüllt. In vielen Situationen war Shadow es gewesen, die das Team zusammenhielt und selbstlos ihre Kammeraden rettete.", begann Kommandant Lennox.
Für einen Moment blickte ich meinen Vorgesetzten, der tatsächlich zu so etwas wie ein Freund über all die Jahre geworden ist, über die Menge hinweg an und dachte an all die Momente mit meinem Team und ihn zurück.
Gutmütig lächelte er mich an, wie als wüsste er genau, woran ich dachte.
"Wir werden heute einen neuen Captain unter uns willkommen heißen. Captain Mitchell, Shadow, treten Sie bitte nach vorne."
Tosender Applaus brach unter den Soldaten aus.
Hart schluckte ich. Maverick drückte kurz meine Hand und schenkte mir ein aufmunterndes Nicken. Mit wackeligen Knien erhob ich mich und lief nach vorne zum Podest.
"Meinen herzlichsten Glückwunsch Captain.", grinste der Kommandant und schüttelte meine Hand.
Ich konnte mir ein breites Lächeln nicht verkneifen, als ich verfolgte, wie Lennox mir eine neue Brosche an die Uniform steckte.
Die Brosche des Captains.
Langsam drehte ich mich zu der Menge um, die immer noch wie wild applaudierte.
Unter ihnen erspähte ich die Piloten des Viper-Teams, die vermutlich am lautesten klatschten und in die Luft sprangen, wie kleine Kinder.
Mit strammer Haltung salutierte ich vor der Menge, ehe Kommandant Lennox erneut das Wort erhob.
"Noch dazu darf ich verkünden, dass Captain Mitchell erneut die Teamleaderin des IMAF sein wird, mit dem Viper-Team unter ihr."
Sprachlos sah sich das Team untereinander an und dann mich.
Ich grinste verschmitzt und nickte den fünf Piloten zu, was ihre Gesichter strahlen ließ.Leise summte ich zu der Musik meiner Kopfhörer mit und wippte dabei im Takt mit dem Kopf, als ich auf einer der Tragflächen der schwarzen F-16 saß und diese, so wie es mir gefiel neu lackierte.
Maverick schraubte nicht weit von mir entfernt in dem Hangar in dem wir uns befanden an seiner P-51 Mustang.
"Ich bin wieder da.", trällerte eine männliche Stimme gut gelaunt und Rooster kam durch die Tür geschlendert mit einer Plastiktüte in der Hand.
"Ein Glück. Ich bin am Verhungern.", murrte ich und meine Stimme klang unter der Maske gedämpft.
Bradley blickte grinsend zu mir herüber, doch im selben Moment verzog er das Gesicht angewidert.
"Ist das dein Ernst?"
"Was?"
"Na das." Er deutete auf die F-16, die nun grüne Tigerstreifen zierte.
"Mein voller Ernst.", erwiderte ich und nahm die Maske ab.
Rooster musterte immer noch den Jet mit hochgezogener Augenbraue. Mav warf einen kurzen Blick über seine Schulter und grinste mich kopfschüttelnd an.
"Damit fällst du auf, wie ein bunter Hund. Das leuchtet greller als ein Baustrahler."
Ich zuckte mit den Schultern. "Ich find's nicht so grell. Was sagst du, Dad?"
Der alt eingesessene Captain zuckte nur mit den Schultern und schraubte weiter. "Ich halte mich bei euren Streitereien raus. Ihr seid mir zu dickköpfig."
"Von wem haben wir es denn?!", riefen Bradley und ich gleichzeitig.
Gelächter brach unter uns dreien aus und hallte durch den Hangar.
Es tat gut mit seiner Familie zusammen zu sein.
Ich hatte Rooster vermisst, doch kaum nachdem er frei bekommen hatte, war er zu uns hierher geflogen und verbrachte seinen Urlaub mit uns.
Maverick war derweilen bei mir in Deutschland geblieben und fungierte jetzt als Ausbilder für die IMAF, nachdem er aus Top Gun wieder einmal rausgeschmissen wurde.
Doch ich glaube, das machte ihn nicht wirklich traurig.
Hier wird sein Talent wenigstens geschätzt und er verstand sich mit Kommandant Lennox, also gab es auch keine Probleme mit den Vorgesetzten mehr.
Nachdem wir uns alle beruhigt hatten und Rooster die Tüte auf einen kleinen Tisch abgestellt hatte, erhob er erneut das Wort. "Nein aber jetzt mal ganz ehrlich, Jade. Was ist aus deinem Rufnamen geworden? Wie willst du dich mit diesem Grün in den Wolken tarnen?"
"Genauso wie immer. Abgesehen davon sind das Tigerstreifen, die nutzen die auch zur Tarnung, Dumpfbacke."
"Aber nicht in grün!!"
"Ich wollte mich ja eigentlich nicht einmischen, aber Jade hat recht, auch wenn das grün etwas hell ist. Grün ist eine gute Tarnfarbe, auch in der Luft. Man muss nur wissen, wie man sie einsetzt und ich nehme an, meine Tochter wird definitiv wissen wie. Noch dazu ist das meiste von dem Jet immer noch schwarz."
Entgeistert drehte Bradley sich zu Pete um, während auf mein Gesicht sich ein fettes Grinsen ausbreitete.
"Mav!"
Entschuldigend hob der Schwarzhaarige die Hand und drehte sich wieder zu seiner Mustang um, nicht ohne mir vorher ein kurzes Zwinkern zuzuwerfen.
Dreckig lachte ich, bevor ich von dem Flügel runtersprang und mir die Hände an den Hosen abwischte. Sie war so oder so schon völlig bunt von anderen Malaktionen, also störte mich das zusätzliche grün nicht.
Stolz blickte ich auf die fast fertige F-16.
Ich liebte diese grünen Tigerstreifen, die sich von hinten bis nach vorne zum Cockpit zogen und nach vorne hin immer mehr verblasten, jetzt schon.
Und noch dazu das aufgemalte Tigerauge auf dem Seitenruder, welches uns grimmig entgegenstarrte.
"Wenn sie ein Flugzeug mehr liebt, wie ihre eigene Familie.", hörte ich Rooster hinter mir grummeln.
"Bradley 'Rooster' Bradsha-" Mich ruckartig zu ihm umdrehend, wollte ich ihn schimpfend in seine Schranken weisen, doch im selben Moment verstummte ich, als ich sie sah.
Meine Hand, die ich erhoben hatte, fiel an meine Seite.
Dort stand sie.
Elowen.
Und Rooster mit einem fettem Grinsen im Gesicht neben ihr.
Die Rothaarige schmunzelte leicht, als ich sie immer noch entgeistert anstarrte und mich nicht vom Fleck rühren konnte.
"Winnie.", hauchte ich. In Binnen von drei großen Schritten war ich bei ihr und zog sie in meine Arme.
Sie krallte sich an mir fest, wie als würde sie gleich ertrinken.
Leise schluchzte sie auf und ich drückte sie noch näher an mich.
"Scheiße Jade, jag mir nie wieder so einen Schrecken ein."
"Wird nicht so schnell wieder vorkommen.", bestätigte ich trocken und strich ihr durch die roten Locken.
"Du Arsch.", grummelte sie und sah mir in die Augen. Breit grinste ich sie an, während ich mich in ihren stürmischen Augen verlor.
Mein Vater und Rooster waren wie ausgeblendet, als ich meine Hand an ihre Wange legte und ihre Lippen zu meinen führte.
Ein regelrechtes Feuerwerk explodierte in meiner Magengegend.
Ich hatte so verdammt lange auf diesen Moment gewartet, hatte es mir immer und immer wieder vorgestellt, sie wieder küssen zu können, solange bis mir die Luft wegblieb.
Der Kuss war getränkt von Emotionen und Sehnsucht.
Unendlicher Sehnsucht.
"Na endlich!", rief eine männliche Stimme lauthals und von irgendwoher brach Gejubel aus.
Verwirrt löste ich mich von der Rothaarigen, die mir verschmitzt entgegen grinste.
"Ich hoffe, du hast nichts dagegen, dass ich jemanden mitgebracht habe.", schmunzelte Winnie und deutete mit dem Kinn auf eine Gruppe von Personen am Eingang des Hangars.
"Ist nicht wahr.", hauchte ich, als ich die gesamte Top Gun Mannschaft erblickte, die uns wild angrinste.
Allen voran Maverick und Rooster.
Diese Beiden- wenn ich die in die Finger bekomme!
"Überraschung!", trällerte Phoenix, welche die Arme um mich legte und mich dabei aus meiner Starre holte. Den Tränen nahe, vergrub ich mein Gesicht in ihren langen Haaren.
Gott, wie ich sie alle vermisst hatte.
Diesen verrückten Haufen.
Ich lachte laut auf, als Bob und Coyote dazu stießen und die Umarmung zu einem Gruppenkuscheln wurde.
Als ich mich von Phoenix löste und sie mir eine kleine Freudenträne von der Wange wischte, packte mich jemand an der Taille und drehte mich zu sich um.
"Na hast du mich vermisst.", grinste niemand geringeres als Hangman.
"Nicht im geringsten.", gab ich provokativ zurück, was ihn laut lachen ließ und er mich an sich drückte.
Ich hätte nie gedacht, dass ich eine Umarmung von diesem Idioten so genießen würde, aber anscheinend hatte ich mich da geirrt.
Er hatte mir das Leben gerettet.
Er hatte uns das Leben gerettet.
Als ich mich von ihm löste, warf ich einen kurzen Blick zu Winnie. Sanft lächelnd beobachtete sie mich, wie ich die Anderen begrüßte.
'Verdammt, sie ist wahrlich ein Engel.', dachte ich im Stillen und ehe ich mich versah, wurde ich in die nächste Gruppenkuschelei gezogen.
Unsere freudige Zusammenkunft wurde von einem entschuldigenden Räuspern unterbrochen.
Ich löste mich von den letzten und erblickte Kommandant Lennox ebenfalls am Eingang vom Hangar nicht weit von uns stehen.
"Es tut mir leid, wenn ich eure Zusammenkunft unterbrechen muss, doch es gibt Arbeit. Eine neue Mission, weitaus schwieriger, als die letzte es gewesen war. Und sie Ladys und Gentlemen werden bei dieser Mission ebenfalls antreten und unsere Staffel unterstützen."
"Jawohl.", riefen wir alle im Chor.
Der glatzköpfige Mann nickte und ging voran.
Kurz warf ich einen Blick zu den Anderen.
Sie alle grinsten breit.
Es war egal, wie gefährlich die Missionen waren.
Wichtig war nur das Team und deren Zusammenhalt und über beides konnte ich mich hier nicht beklagen.
Zumindest nicht mehr.
Während wir dem Kommandanten hinaus in den winterlichen Nachmittag folgten, legte ich meinen Arm um Elowens Hüfte.
Sie schenkte mir ein Lächeln und legte ebenfalls einen Arm um mich.
Gott, wie ich dieses Lächeln liebte.
Und nun waren wir beide wieder hier- und flogen weiter.
Solange bis einer von uns abstürzte.
Oder wir beide irgendwo sicher landeten.≪━─━─━─━─ ✭ ─━─━─━─━≫
1907 Wörter
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ℍ𝕚𝕘𝕙𝕨𝕒𝕪 𝕥𝕠 𝕥𝕙𝕖 𝔻𝕒𝕟𝕘𝕖𝕣 ℤ𝕠𝕟𝕖
FanfictionJade 'Shadow' Mitchell war froh, weit weg von ihrer alten Heimat und ihrem Vater Pete 'Maverick' Mitchell stationiert worden zu sein. Zusammen mit ihrem Team meisterte sie dutzende von Missionen...bis dahin. Nur wenige Minuten und alles was der Kamp...